Kiel

Marzipan-Erpresser gefasst

Ein Mann wurde festgenommen, der vergiftete Süßigkeiten an Kieler Schulen ausgelegt hatte.  

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KIEL (dpa). Mit vergifteten Marzipanherzen und Bombendrohungen hat ein Mann Schulen in Kiel in Angst und Schrecken versetzt, um drei Millionen Euro von der Handelskette Coop zu erpressen. Montagfrüh nahm die Polizei den mutmaßlichen Täter fest.

Es handele sich um einen 38-Jährigen, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Montag. Der Erpresser hatte am vergangenen Dienstag zwei Schachteln vergiftete Marzipanherzen an einer Schule ausgelegt. Per E-Mail gingen am Freitag Bombendrohungen gegen drei weitere Schulen ein, um von der Handelskette Coop drei Millionen Euro in der digitalen Währung Bitcoins zu erpressen.

Die Marzipanherzen seien mit einem natürlichen Insektenmittel manipuliert worden, sagte der Leiter der Kripo Kiel, Rolfpeter Ott, am Montagabend bei einer Pressekonferenz. Der Stoff wirke gegen Insekten, sei beim Menschen aber nicht tödlich. Der bereits zuvor polizei- und justizbekannte Täter sollte nach Angaben von Staatsanwalt Michael Bimler am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Offen sei noch, ob Haftbefehl beantragt werde oder die Unterbringung in der Psychiatrie, sagte Bimler.

"Es war kein schlechter Krimi, sondern ein guter Krimi, weil am Ende die Gerechtigkeit gesiegt hat", sagte der stellvertretende Landespolizeidirektor Joachim Gutt. Die Polizei sei ein gewisses Risiko eingegangen, da der Täter bereits seit dem 16. September bekannt gewesen sei. Man habe den Verkaufsweg der Marzipanherzen zurückverfolgen können und den Täter anhand von Supermarkt-Videoaufnahmen identifiziert. Um aber möglichst gerichtsfeste Beweise zu haben, habe man den Mann zunächst observiert. Nachdem der mutmaßliche Erpresser am Sonntagabend in Kiel eine Dose mit vergifteten Süßigkeiten an einer Bushaltestelle nahe einer Kieler Grundschule ausgelegt hatte, ordnete Gutt für Dienstagfrüh den Zugriff durch Spezialkräfte an.

Am 8. September war bei Coop die erste Erpresser-Mail eingegangen. Bis zur Festnahme habe der mutmaßliche Täter etwa 20 Droh-Mails verschickt. Die Bombendrohungen hätten sich glücklicherweise nicht erfüllt, sagte Gutt. Es sei für Erstklässler, die erst wenige Tage zur Schule gingen, sicherlich ein schwer zu verkraftendes Bild gewesen, die Männer vom Kampfmittelräumdienst in ihrer Montur zu sehen. Am Freitag hatte die Polizei nach den erneuten Drohungen drei Schulen in Kiel gesperrt und mit Spürhunden durchsuchen lassen. Die Ermittlern fanden nichts Gefährliches.

Ein mulmiges Gefühl blieb aber bei vielen Eltern über das Wochenende. Gerüchte schwirrten durch Kiel. Die Polizei warnte am Montag weiter davor, gefundene Lebensmittel zu essen. Möglicherweise seien nicht alle vergifteten Dinge gefunden worden.

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