Spekulationen
Malala Yousafzai ist Favoritin für den Nobelpreis
Die 16-jährige Pakistanerin Malala Yousafzai setzt sich für das Recht auf Schulbildung ein und wurde deshalb von den Taliban niedergeschossen. Bekommt sie nun den Friedensnobelpreis?
Mi, 9. Okt 2013, 14:30 Uhr
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Es wäre eine spektakuläre Wahl: Fast auf den Tag vor einem Jahr wurde das Mädchen, das als Elfjährige gegen das von den Taliban verhängte Unterrichtsverbot protestiert hatte, von Fanatikern aus dem Schulbus gezerrt und niedergeschossen. Neun Monate später stand sie, dank intensiver Therapie in Pakistan und England aus dem Koma geweckt und gesundheitlich genesen, an ihrem 16.Geburtstag vor den Vereinten Nationen und plädierte für das Recht aller Kinder auf Schule: "Wenn ihr in Pakistan, Afghanistan oder Syrien Frieden schaffen wollt, dann schickt Bücher statt Waffen, Bleistifte statt Panzern, Lehrer statt Soldaten!"
Die Wahl Malalas wäre ein "zeitgemäßes und passendes" Signal, meint Kristian Berg Harpviken, der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio. Sie stehe in einer Reihe mit den Vorkämpfern für Demokratie und Menschenrechte, die früher den Nobelpreis erhielten, und setze Kinder und Bildung neu auf die Friedensagenda. Anna Jardfeldt vom Stockholmer Außenpolitischen Institut nennt eine mögliche Auszeichnung Malalas "jung und mutig". Nach dem Preis für die EU im Vorjahr suche das Nobelkomitee vermutlich nach einem "Graswurzel-Kandidaten". Da man jedoch zuletzt mehrfach kritisiert wurde, den Friedensbegriff zu stark auszuweiten, zweifelt Jarfeldt, ob das Komitee an einer Wiederbelebung dieser Debatte interessiert sei.
Mit ihren 16 Jahren wäre Malala die bisher jüngste Nobelpreisträgerin. Noch führt der 1915 ausgezeichnete Physiker Lawrence Bragg, der damals 25 war, diese Liste an. Unter den Friedenspreisträgern waren bisher die Jemenitin Tawakkol Karman (2011) und die Nordirin Mairead Corrigan (1976) mit je 32 Jahren die Jüngsten. Sollte das Nobelkomitee unsicher sein, ob Malala das Preisgeld vernünftig verwalten kann, könnte der Preis auch zwischen ihr und dem in ihrem Namen gestifteten "Malala Fund for Girls’ Education", der von der Unesco unterstützt wird, geteilt werden, heißt es in den Spekulationen.
Klassische Friedensstifter stehen in diesem Jahr nicht unter den Topnamen der rekordlangen Kandidatenliste, die 259 Namen umfasst. Ob in Kolumbien, Burma oder Kurdistan: Noch sind die Friedensbemühungen nicht so weit vorangeschritten, dass sie als nobelpreiswürdig gelten könnten. So nennen Harpviken und Jardfeldt osteuropäische Menschenrechtler als Hauptalternativen zu Malala Yousafzai. Der Prio-Chef führt die Russinnen Lyudmila Alexeyeva, die Leiterin der Helsinki-Gruppe, Svetlana Gannuskhina von Memorial und Lilya Shibanova vom Wahlbeobachterorgan Golos als Kandidatinnen an, die den Blickpunkt auf das immer autoritärer werdende Regime Vladimir Putins richten könnten. Auch der inhaftierte weißrussische Dissident Ales Bjaljatski wird genannt. Der Gynäkologe Dennis Mukwege aus Kongo als Vorkämpfer gegen sexuelle Gewalt, der kürzlich den Alternativen Nobelpreis erhielt, die Nonne Mary Taraisia Lokot für die Versöhnungsarbeit in Uganda und die Anklägerin Claudia Paz y Paz, die Guatemalas Ex-Diktator Rios Montt wegen Völkermordes vor Gericht brachte, sind weitere vorrangige Kandidaten.
Hingegen haben die Whistleblower Edward Snowden und Bradley Manning wohl ebenso wenig Chancen wie Putin, der nominiert wurde. Ganz sicher nicht gekürt wird Papst Franziskus, obwohl ihn die Wettbüros unter die Top Ten reihen. Doch diese kennen offensichtlich die Nobel-Regeln nicht. Die Nominierungsfrist läuft jeweils am 31.Januar ab, und da war Jorge Bergoglio noch gar nicht Papst.
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