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Mädchen haben Rechte

  • Sa, 22. Juni 2002
    Zisch

     

Sie dürfen sich gegen Erwachsene wehren und können das auch lernen.

Alle Mädchen haben Rechte, und das sollen auch alle wissen", davon sind die elfjährige Franka und die ein Jahr ältere Leonie überzeugt. Deswegen haben sie gemeinsam mit zwei Freundinnen zu diesem Thema die Webseite http://www.maedchenwelt-homepage.de.vu gebastelt. Sie hoffen, dass ganz viele Menschen - und vor allem viele Mädchen - diese im Internet entdecken.

"Viele Mädchen wissen gar nicht, dass sie sich im Notfall auch gegen Erwachsene wehren dürfen und bei der Polizei oder beim Sorgentelefon anrufen können", erklärt Franka. Auch weitere Punkte, etwa, dass Mädchen das Recht haben, ihre Meinung zu sagen, haben die Schülerinnen auf ihrer Homepage aufgezählt. Darüber hinaus stellen die Mädchen ihre Lieblingsbücher und ihre besonderen Lieblingsleseecken vor.

Abwechslungsreich sind die Plätze, an denen die Mädchen am liebsten lesen. Dies verraten sie auf ihrer Homepage. So zum Beispiel schmökern sie gern draußen an der frischen Luft, aber auch im kuscheligen Bett. Darüber hinaus hat es ihnen auch ein ganz spezielles Örtchen angetan, denn wo sonst als auf der Toilette hat man so richtig Ruhe, sich ungestört in ein Buch zu vertiefen.

Überdies berichten sie von einem Wendo-Kurs, den sie bei dem Freiburger Verein Tritta besucht haben. "Wendo" heißt so viel wie "Der Weg der Frau". In einem solchen Kurs geht es darum, sein Selbstbewusstsein zu stärken und zu lernen, sich selber zu verteidigen. Dort kamen Leonie und Franka schließlich auf die Idee, eine eigene Webseite zu erstellen. "In dem Kurs haben wir gelernt, wie wir uns in unangenehmen Situationen am besten verhalten", berichtet Leonie. Sei es ein Streit auf dem Schulhof, die Erfahrung, dass meistens die Jungs im Unterricht das Sagen haben, der Besuch von Onkeln oder Tanten, die zur Begrüßung immer geküsst werden wollen, oder auch die Angst vor Dunkelheit oder Angriffen - für alle diese und ähnliche Situationen gibt es nämlich Lösungen.

"Es ist wichtig, dass ein Mädchen Grenzen ziehen kann und deutlich sagt, was es will und was es nicht will", sagt die Wendo-Trainerin Kristin Stalder, die den Kurs bei Tritta geleitet hat. Gerät ein Mädchen in eine gefährliche Situation, könne es sich durch lautes Schreien bemerkbar machen und dadurch den Angreifer oft schon in die Flucht schlagen. "Reicht diese Abwehr nicht, werden die Mädchen ermutigt, sich mit gezielten Schlägen und Tritten zu wehren", erklärt die Trainerin. "Es ist notwendig, dass Mädchen das lernen", betont sie.

Nach ihrem Wendo-Kurs trafen sich die Schülerinnen ein halbes Jahr lang regelmäßig, um Ideen für ihre Webseite zu sammeln und dann zusammen umzusetzen. "Das Fotografieren hat besonders viel Spaß gemacht", berichtet Franka. Außerdem haben die Mädchen verschiedene Interviews geführt und anschließend abgetippt. Im Freiburger Internetcafé "Katz und Maus" haben sie dann ihre Bilder und Texte ins Netz gestellt.

"Die Homepage zu machen, war nicht gerade einfach, aber wir würden uns sofort an die nächste wagen", sind sich Franka und Leonie einig. Unterstützt wurden die Mädchen bei ihrer Arbeit von der EDV-Pädagogin Silvia Wendt. Das Sozialministerium Baden-Württemberg hat das Projekt finanziell gefördert. Als schließlich alles fertig war, haben alle Beteiligten und viele neugierige Freundinnen den Erfolg mit leckerem Saft und ganz vielen Lieblingskeksen gefeiert.

Wer die Webseite im Internet aufruft, kann dort übrigens auch per E-Mail Kontakt zu den Mädchen aufnehmen. "Rückmeldungen auf unsere Seite sind ausgesprochen erwünscht", sagt Leonie, und fügt selbstbewusst an: "Am liebsten hätten wir eine von Bundeskanzler Schröder."

Sylvia Pabst

Ressort: Zisch

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