Müll im Weltall
Leuchtspuren am Nachthimmel – verglühender Weltraumschrott wohl auch in Baden-Württemberg sichtbar
In der Nacht auf Mittwoch haben viele Menschen merkwürdige Lichter am Himmel gesehen. Das Weltraumkommando der Bundeswehr hat eine Erklärung.
Mi, 19. Feb 2025, 10:05 Uhr
Südwest
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Verglühende Raketenteile sind in der Nacht auf Mittwoch über Deutschland und wohl auch dem Südwesten zu sehen gewesen. Wie ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr im nordrhein-westfälischen Uedem mitteilte, habe es sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt eines Teils einer Falcon-9-Rakete in die Atmosphäre gehandelt.
Es gebe keine Erkenntnisse, dass Trümmerteile auf Deutschland gefallen sein könnten, sagte der Sprecher. Wegen der ungewöhnlichen Lichterscheinungen hatten in der Nacht zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die Polizei angerufen. Eine Expertin des Hauses der Astronomie in Heidelberg geht davon aus, dass der verglühende Weltraumschrott auch in Baden-Württemberg sichtbar war. Eine genaue Flugroute der Teile gab es nicht.
Weltraumschrott von Elon Musk?
Auf seiner Internetseite gab das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk bekannt, dass eine Falcon 9 um 0.21 Uhr deutscher Zeit 23 Starlink-Satelliten in die erdnahe Umlaufbahn brachte.
Bei der Falcon 9 wird die erste Raketenstufe - der sogenannte Booster - wieder gelandet. Die zweite Raketenstufe verglüht in der Atmosphäre.
Derzeit lässt das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk alle paar Tage Falcon-9-Raketen starten. Bei der Falcon 9 wird die erste Raketenstufe - der sogenannte Booster - wieder gelandet. Die zweite Raketenstufe verglüht in der Atmosphäre.
Bis diese wieder in die Erdatmosphäre eintritt, kann einige Zeit vergehen, auch Wochen. Welcher Raketenteil nun genau über Deutschland sichtbar gewesen sein könnte, war zunächst nicht klar.
Spektakel nicht immer vorhersehbar
Laut der Expertin aus Heidelberg sind solche Ereignisse nur bedingt vorhersehbar. "Wenn Satelliten abgeschaltet werden, kommt häufig eine Ankündigung", so die Sprecherin weiter. Oft würden die Teile aber aus den 50er- und 60er-Jahren stammen und da wisse man häufig nicht vorher Bescheid. "Üblicherweise bleibt nicht mehr als ein Lichtspektakel davon übrig."
"Ich habe zuerst an einen hellen Meteor gedacht", sagte Hansjürgen Köhler von der UFO-Meldestelle CENAP, als sein Telefon ab 4.48 Uhr nicht mehr stillstand und Leute ihm das Phänomen schilderten.
Weltraumschrott bröselt auseinander
Doch diese Theorie habe er schnell wieder verworfen, erzählt Köhler, als die Anruferinnen und Anrufer erklärten, die Himmelserscheinung sei teils fast zwei Minuten lang zu sehen gewesen. Sternschnuppen sind nach ein paar Sekunden vorbei. "Aber beim Wiedereintritt von Weltraumschrott in die Atmosphäre dauert es länger, der bröselt dann auseinander und löst sich in Teile auf. Das sieht klasse aus, keine Frage."
Von Hessen bis an die Nordsee gingen Sichtungen beim CENAP ein, dem wissenschaftlich arbeitenden Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene mit Sitz im südhessischen Lützelbach. Die Leuchtstreifen seien dabei immer von West nach Ost über den Himmel gezogen.
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Ein Mann aus dem hessischen Lichtenfels berichtete im Sender hr3, er sei gerade auf dem Feld beim Düngen gewesen, als er das Himmelsphänomen sah. "Das sah aus wie ein Science-Fiction-Film eigentlich eher - dass die Aliens landen." Etwas Vergleichbares habe er noch nie beobachtet. "Da hat sich was zerteilt, es haben Streifen geglüht, in Weiß und Rot und Orange, und dann ist es so langsam am Horizont verschwunden. Das war schon irgendwie phänomenal."
Zahlreiche Menschen haben wegen der ungewöhnlichen Lichterscheinungen in der Nacht auch die Polizei angerufen. Ein Anrufer aus Bautzen in Sachsen etwa habe von "etwas Hellem am Himmel" oder einem "Lichtball" berichtet, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion in Görlitz. Sprecher der Polizeiinspektionen Magdeburg, in Stendal und in Brandenburg sagten, die Anrufer hätten sich nach den Himmelerscheinungen erkundigt. Schäden seien nicht bekannt.
Köhler von CENAP erklärte, im vergangenen Jahr seien sowohl im Frühjahr als auch im Herbst jeweils ähnliche Beobachtungen gemacht worden. "Weltraumschrott gibt es da oben genug", sagte er. "Diese Teile kommen immer irgendwann wieder zurück, aber sie können erst einmal jahrelang dort oben sein - irgendwann werden sie von der Schwerkraft angezogen."
Ein Mann aus Norddeutschland habe ihm geschildert, er habe in der vergangenen Nacht sogar seinen Morgenkaffee verschüttet, als er das Leuchten sah, erinnert sich Köhler. Andere seien beim Autofahren auf dem Weg zur Arbeit überrascht worden. "Manche dachten auch, bei uns sei Krieg ausgebrochen." Bis zum Vormittag hatten sich schon etwa 120 Anruferinnen und Anrufer bei CENAP gemeldet.
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