Leserbrief: Weitere Argumente für den Populismus
Giuseppe Alvaro (Lörrach-Stetten)
Wie Sie bedaure auch ich die heute grassierende Polarisierung und Desinformation sowie die zunehmende Schwierigkeit, zivilisiert und vernünftig über alles zu diskutieren. Dies ist noch schwieriger, wenn es um sensible Themen wie die massive Einwanderung der letzten Jahre und die Verteidigung der Menschenrechte geht. In diesen Fällen ist es sehr leicht, das Thema der Diskussion aus den Augen zu verlieren, alles in einen Topf zu werfen und die Mittel mit dem Zweck zu verwechseln.
Ein Beispiel dafür ist die Debatte über die Flüchtlingseinrichtung, die unsere Gemeinde in Stetten bauen will. Hier wird die Kritik an dem konkreten Projekt als Ausdruck von irrationalen Phobien, Egoismus und Fremdenfeindlichkeit abgetan. In Anbetracht der jüngsten Erfolge der extremen Rechten in Deutschland kann ich nicht ausschließen, dass es unter den Gegnern des Projekts solche gibt, die dies aus vorurteilsbehafteten Gründen tun. Es gibt aber auch jene, die ohne Vorurteile gegenüber Migranten ein Containerlager in einem dicht besiedelten Stadtteil, in dem jedem Flüchtling nur wenige Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen, das eingezäunt und an drei von vier Seiten von unpassierbaren Grenzen umgeben ist, als unangemessen und unwürdig für Flüchtlinge und Nachbarn empfinden. Eine solche "Lösung" stellt in meinen Augen ein Ghetto dar, das statt Integration nur Entfremdung, Depression und Konflikte fördern wird, die den Populisten weitere Argumente und Stimmen bringen werden.
Diese Ansicht wird durch eine umfangreiche wissenschaftliche Literatur gestützt, die zeigt, wie die überfüllten und ghettoisierten Bedingungen, die in den engen Räumen des Lagers Stetten leicht zu erwarten sind, psychische Störungen und asoziales Verhalten verursachen.
Die Tatsache, dass der vorgesehene Standort der Einzige ist, der zu einem für die Gemeinde akzeptablen Preis verfügbar ist, macht ihn an sich noch nicht geeignet. Ich glaube daher, dass die Berücksichtigung anderer, vielleicht zunächst kostspieligerer Projekte langfristig nachhaltiger und effektiver sein könnte, um eine angemessene Unterbringung und Integration von Flüchtlingen zu gewährleisten.
Ich hoffe, dass diese wenigen Zeilen dazu beitragen können, die Debatte wieder in eine Sphäre der zivilisierten Konfrontation zu bringen und die Stigmatisierung eines ganzen Viertels zu vermeiden, das bereits großzügig Flüchtlingsfamilien in Privathäusern aufgenommen hat, die nun glücklich integriert sind.
Giuseppe Alvaro, Lörrach-Stetten
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