Lehrer werden häufiger Opfer von Gewalt
Umfrage in drei Bundesländern: Jeder fünfte Lehrer ist schon gemobbt oder geschlagen worden .
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Die Gewalt und Aggressivität gegen Pädagogen nehme zu, sagte VBE-Landeschef Gerhard Brand bei der Vorstellung der Umfrage am Montag. In absoluten Zahlen seien an öffentlichen Schulen 3800 Opfer von tätlichen Übergriffen zu verzeichnen. "Gewalttaten gegen Lehrkräfte sind keine Einzelfälle. Es trifft Menschen mit Gesichtern, mit Geschichten und mit Würde", fügte Brand, der auch Vizebundeschef seines Vereins ist.
Dennoch, kritisiert er, werde das Phänomen von Betroffenen verheimlicht, von staatlichen Stellen kleingeredet und vom Kultusministerium nicht genug beachtet. "Ein Alarmsignal an die Politik ist die Einschätzung von 59 Prozent der befragten Lehrkräfte in Baden-Württemberg, dass Gewalt gegen Lehrkräfte ein Tabuthema ist." Oft werde ein Vorfall nicht gemeldet aus Furcht, dem Ruf der Schule zu schaden. Die Betroffenen reagierten nicht selten mit Rückzug, Depression und Kappen sozialer Kontakte. Dabei reagierten die älteren Kollegen sensibler auf verbale Angriffe als die jüngeren. "Der Dienstherr muss sich schützend vor und vor allem unterstützend hinter die Lehrkräfte stellen", betonte Brand.
Nach der Umfrage haben das höchste Potenzial psychischer Gewalt Hauptschulen, Gemeinschaftsschulen und Förderschulen. Verstörend ist für Brand, dass die Lehrer auch in Grundschulen nicht vor verbalen oder körperlichen Attacken sicher sind. Bundesweit haben zwölf Prozent der Grundschullehrer schon Erfahrungen mit einem physischen Angriff gemacht – etwa Treten, Beißen, Spucken.
Keinerlei Unrechtsbewusstsein zeigten die Schüler beim Cybermobbing. Fast jede dritte Lehrkraft im Südwesten berichtet laut Umfrage über Fälle von Beleidigungen im Internet an der eigenen Schule. Die Dunkelziffer sei sehr hoch, weil viele Kollegen gar nicht im Internet auf den einschlägigen Seiten unterwegs seien. Brand forderte eine Initiative für bessere Medienkompetenz der Schüler.
Neben Zahlen für Baden-Württemberg gibt es auch Erhebungen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie dem Bund. Insgesamt wurden knapp 2000 Lehrer befragt, jeweils 500 in den Bundesländern und 500 im gesamten Bundesgebiet.
Brand forderte eine Art Leitlinie des Ministeriums für den Umgang mit Fällen von Gewalt gegen Lehrer, in der die Ansprechpartner für die Betroffenen und die Schulen aufgelistet seien. Als letzte Instanz müsse bei schweren Angriffen auch eine Anzeige bei der Polizei infrage kommen. "Sie sind die Profis im Umgang mit Konflikten." Weniger leicht sei die Kooperation mit den Eltern gewalttätiger Schüler. Das seien gewöhnlich jene, die keinen Kontakt mit der Schule suchten. Sie gehörten auch zur Gruppe der Täter: 54 Prozent der befragten Lehrer gaben an, von Vätern oder Müttern beleidigt worden zu sein. Da sei es leichter für Sozialarbeiter, das Gespräch zu suchen.
"Die haben wir aber nicht", kritisierte Brand. Dabei seien multiprofessionelle Teams nicht nur mit Sozialarbeitern, sondern auch mit Sonderpädagogen, Schulpsychologen und pädagogischem Personal geboten, um die steigenden Herausforderungen an Schule, unter anderem Integration von Flüchtlingskindern und behinderten jungen Menschen, bewältigen zu können. 68 Prozent der Befragten hielten das für sinnvoll, aber nur 41 Prozent der Pädagogen arbeiteten so.
Die Landtags-FDP pochte auf die Schlüsselrolle der Schulpsychologen zur Vorbeugung von Gewalt. Die Vorfälle müssten verpflichtend gemeldet und öffentlich gemacht werden. Das Kultusministerium müsse sich daran messen lassen, ob die Zahlen in fünf Jahren kleiner sind.
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