Zwischen Schuttbergen trauern die Iraner in der Stadt Bam noch um ihre Toten. Aber wie geht es Erdbeben-Überlebenden, wenn die Welt sie längst vergessen hat? Ein Besuch in der türkischen Stadt Adapazari vier Jahre nach der Erdbebenkatastrophe / Von Michael Neubauer.
D as lila Küken saust durch den Waschsalon. Nur eine Maschine arbeitet, Hauptwaschgang, 60 Grad, Buntwäsche. "Ich langweile mich hier zu Tode, deswegen habe ich mir das Küken gekauft", sagt Seyma. Das violett gefärbte Tier flitzt durch den Container, bleibt vor der weißen Bosch-Maschine stehen, guckt unsicher, lässt sich wieder bereitwillig von der 15-Jährigen einfangen. Ihre Mutter Ilmiye schaut zu, ein müdes Lächeln auf dem schmalen Gesicht. Ilmiye Bozkurt führt den Waschsalon, und die Türkin ist darauf nicht mehr stolz. "Der Salon ruiniert mich, denn immer weniger Leute aus dem Erdbebenlager kommen zu mir."
Die Waschmaschinen stehen in einem Container einer monotonen Containerhaussiedlung. Hier bei Adapazari leben immer noch Gestrandete der Erdbebenkatastrophe von 1999. Hunderte von Wohncontainern reihen sich aneinander. Sie haben stabile weiße Wände, hellblaue Dächer, vier Fenster. Es gibt Wasser und Strom, sonst nicht viel. Eine Verwaltungsstelle, einige Läden, eine Moschee und der Waschsalon - alles im Container.
Einst war der ...