Langjähriger Emmendinger BZ-Lokalleiter Gerhard Walser geht in den Ruhestand

"Rasend schnell" steuern die letzten Tage seiner 36-jährigen Tätigkeit bei der BZ dem Ende entgegen, hatte Gerhard Walser in der Einladung zu seiner Verabschiedung geschrieben, zu der gestern Abend neben seiner Familie Kollegen und Weggefährten ins Anwesen Leonhardt gekommen waren. Sehr viel Wertschätzung für Walsers journalistische Arbeit, aber auch für den Menschen Gerhard Walser war da förmlich greifbar.

1960 geboren, wuchs Walser in Emmendingen auf und machte hier auch sein Abitur. Er studierte in Freiburg Geschichte und Anglistik. Sein Weg zur BZ war ganz typisch für viele Kolleginnen und Kollegen der so genannten Babyboomer-Generation: Auf die freie Mitarbeit folgte fast ein halbes Dutzend Redaktionsvertretungen im gesamten Verbreitungsgebiet, ehe er 1988 ins Volontariat startete in Zeiten, in dem es für einen Volontariatsplatz Dutzende von Bewerbungen gab. 1990 wurde Gerhard Walser Redakteur in Waldkirch, 2000 übernahm er die Leitung dieser Lokalredaktion und wechselte 2003 in gleicher Funktion nach Emmendingen. 2020 entschloss er sich, wieder stärker als Autor tätig zu sein und gab die Leitungsfunktion an seinen Nachfolger Michael Sträter ab.

Als Garant für Kontinuität würdigte Holger Knöferl, in der Chefredaktion der BZ verantwortlich für das Lokale, seinen Kollegen Gerhard Walser. Sein großes und umfassendes kommunalpolitisches Fachwissen sei ein absolutes Alleinstellungsmerkmal für die Berichterstattung der BZ gewesen, seine Wertschätzung für soziale und kirchliche Themen eine Bereicherung. Ein ganz großes Anliegen ist Gerhard Walser auch die BZ-Weihnachtsaktion Hilfe zum Helfen, bei der allein im Jahr 2023 über 130.000 Euro zusammenkamen. Nicht bekannt ist übrigens, wie viele Tonnen Nudeln Walser bei der beliebten jährlichen Veranstaltung im Rahmen der Weihnachtsaktion verkauft haben dürfte. Ein gutes, offenes und wertschätzendes Betriebsklima war ihm wichtig, jungen Kolleginnen und Kollegen gab er immer den Freiraum zur persönlichen Entwicklung. Knöferl dankte Walser ausdrücklich für unaufgeregten, faktenbasierten Lokaljournalismus in einer Zeit, die immer aufgeregter wird – aber auch für viele entspannte und entschleunigende Blicke auf die Dinge in der Kolumne "Marktplatz 11" und die Aktion "Foto des Tages", ein Dauerbrenner im Lokalteil Emmendingen.

Walser hat in seiner Zeit als Lokalchef in Emmendingen Spuren hinterlassen. "Kritische Journalisten sind einer der Stützpfeiler unserer Demokratie. Mit Gerhard Walser hat die Stadt Emmendingen, und auch mich persönlich, 20 Jahre lang ein erfahrener, aber auch kritischer Journalist begleitet. Ein herzliches Dankeschön für seine unermüdliche und manchmal auch unbequeme journalistische Arbeit zum Wohle unserer Stadt", würdigt Emmendingens Oberbürgermeister Stefan Schlatterer das Wirken Walsers. Was Landrat Hanno Hurth bestätigt: "Gerhard Walser habe ich als engagierten Zeitungsmacher kennengelernt, der in der Stadt und im Landkreis tief verwurzelt ist." Auch Oscar Guidone, langjähriges Mitglied im Gemeinderat, überzeugte Walser durch sein Interesse, etwa an den Begegnungen zur Völkerverständigung oder bei verschiedenen Aktionen wie den Bau des Stockbrunnens, den die Redaktion journalistisch begleitete. Für die Emmendinger Stadtpfarrerin Irene Leicht ist Walser ein Sympathisant im besten Sinne des Wortes, weil er "aufmerksam beobachtete und begleitete, was in der Stadtkirche, in der Ökumene und auch in der interreligiösen Zusammenarbeit entstanden ist und bewegt wurde". Das Interesse an den Geschichten, zu denen Walser recherchierte, beeindruckte Meinhard Schamotzki, früherer Diakonie-Geschäftsführer und Wegbegleiter der BZ-Redaktion bei der Aktion Weihnachtswunsch: "Gerhard Walser hat sich immer für soziale Themen interessiert. Er hat weiter nachgefragt, wo andere mit der Antwort vielleicht schon zufrieden gewesen wären. Es ging ihm immer auch um die Menschen hinter den Geschichten."