Krönender Abschluss der KKW-Saison
Mit dem Kabarettisten Heinrich Claassen haben die KKW-Macher die Saison beendet. Es war ein krönender Abschluss.
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Dabei hat er zuvor in zwei begeisternden Programmblöcken alles gegeben, womit er die Frauen im abgedunkelten Keller für sich zu gewinnen versucht. Virtuoses Klavierspiel, selbst verfasste Lieder ebenso wie leicht umgewandelte Texte anderer großer Liedermacher, komödiantische Unterhaltung auf höchstem Niveau, Schlagfertigkeit, dass sich die Zuhörerschaft biegt vor Lachen. Und dies am laufenden Band. Okay, "notfalls kann es auch ein Mann sein, wenn schon keine Frau will".
Dabei versucht er einfach alles, um dem Single-Dasein – immerhin ist er schon in der Lebensmitte angekommen – endlich ein Ende zu bereiten. Notfalls schneidet er ein bisschen auf: Mit viel Geld auf dem Konto, mit seinem dicken Maybach, mit dem Wissen, wie gut er auf der Bühne ist, mit seinem Feeling für Höflichkeit Frauen gegenüber, mit der schwedischen Pippi-Langstrumpf-Version, die er von einem nordkoreanischen Hacker zugespielt bekommen hat, mit seinem wortwörtlich verzaubernden Umgang mit den Klaviertasten, seiner außergewöhnlichen Gabe des "fishing for compliments".
Okay, er weiß es selbst. Sein Äußeres kommt nicht an Brad Pitt heran, den er schon gleich zu Beginn in der ersten Zuschauerreihe entdeckt, nebst charmanter Nachbarin. Beide werden fortan fester Bestandteil seiner humorvollen Unterhaltung. Zudem sei er halt ein Mann mit hohem Transpirationshintergrund – will heißen, er schwitzt so stark, dass er immer wieder zum Schweißtuch greift. Aber er versucht einfach alles, um zu analysieren, warum er alleinstehend ist: Er streut Buchstabensuppe in die Badewanne, um auf diese Weise die Lösung zu finden. Als die deutsche Version nichts bringt – außer "kleinstädtische Beschränktheit" bestellt er die englische, will auch noch die französische, aber die ist ausverkauft. "Merde", anderes bleibt ihm nicht.
Er fühlt sich ausgegrenzt: Beim Tabu-Spieleabend mit seinen in partnerschaftlicher Beziehung lebenden Freunden. Andererseits fragen sich seine Zuhörer, ob er wirklich für eine feste Beziehung geeignet ist, wenn er den Hochzeitstag seiner früheren Beziehung mit einem anderen Mann als "den schönsten Tag meines Lebens" besingt. Und dann bekommt auch noch die Deutsche Bundesbahn ihr Fett weg in seinem Medley mit leicht abgewandelten Texte deutscher Schlagerstars.
Jens Heinrich Claassen, früher beschäftigt in der Personalabteilung der Luftfahrtgesellschaft LTU, hat nach eigenen Worten den Entschluss gefasst: "Ich will Künstler werden". Für sein Publikum ist dieser Entschluss ein wahrer Glücksfall, wie sich aus den zahlreichen positiven Kommentaren nach dem Ende des Auftritts ablesen lässt. Stellvertretend für andere: "Mit das Beste, was ich hier im KKW erlebt habe".
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