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Kultkrimi

Kritik am Stuttgarter Tatort: "Wir sitzen hier nicht Bier saufend unterm Hirschgeweih"

Der jüngste Stuttgarter "Tatort" spielt auf der Schwäbischen Alb. Gezeigt wird die dörfliche Enge, die Spießigkeit. Völliger Quatsch, sagen die Statisten. Und beschweren sich bei der ARD.  

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Szene aus dem jüngsten Tatort: Thorste...ulia Jenkins), die Mutter der Opfers .  | Foto: Benoit Linder (SWR)
Szene aus dem jüngsten Tatort: Thorsten Lannert (Richy Müller) kümmert sich um Luise Riedle (Julia Jenkins), die Mutter der Opfers . Foto: Benoit Linder (SWR)

Nach der Kritik Dutzender Statisten von der Alb am jüngsten Stuttgarter "Tatort" versucht der SWR, die Wogen zu glätten und Verständnis zu wecken für die aus Sicht der Komparsen überzogene Darstellung des Dorflebens. "Die Kritik am Film unterstellt die Erwartung, dass der "Tatort" die Realität 1:1 abbildet", heißt es in einer Stellungnahme des SWR auf einen Beschwerdebrief aus Münsingen (Kreis Reutlingen). "Das ist aber nicht unser Anspruch."

In der kritisierten Folge "Lass sie gehen" suchen die Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) nach dem Mörder einer jungen Frau, deren Leiche in Stuttgart entdeckt wird. Sie hatte dem Dorf den Rücken gekehrt und war – eher als Flucht vor Familie und dörflicher Enge – nach Stuttgart gezogen. Während Lannert auf der Alb ermittelt und unter anderem Familie und Bekannte der Toten ins Visier nimmt, recherchiert Bootz in Stuttgart.

Die Statisten aus dem Tennisclub TV Münsingen ärgern sich über die Folge. "Fernsehen lebt von der Quote und muss überziehen, das verstehe ich", sagt der Vereinsvorsitzende Jochen Schuster, der die Laien-Darsteller zusammengetrommelt und den Brief an die ARD und an die Produktionsleitung geschrieben hat. Ein öffentlich-rechtlicher Sender dürfe aber kein Bild präsentieren, das nicht mehr zeitgemäß sei. "Wir sitzen hier ja nicht Bier saufend unterm Hirschgeweih und zeigen uns unsere Pistolen", kritisiert Schuster unter anderem eine ähnliche Szene aus der "Tatort"-Folge. Zuvor hatten mehrere Medien über die Beschwerde berichtet.

Der Film zeigte nach Ansicht der Dorfbewohner ein Klischee nach dem anderen

Für die jüngste Folge waren die "Tatort"-Ermittler und Statisten im März 2023 nach Bichishausen gekommen, einem 128 Einwohner zählenden Ort im Großen Lautertal. Schuster nennt die Darstellung des Dörflichen im Brief einen "Affront gegenüber den Menschen im ländlichen Raum und insbesondere auf der Schwäbischen Alb". Es gebe durchaus eine Dorfgemeinschaft, diese ist aber sozial konstruktiv und nicht feindselig.

Es sei "ein Klischee über das Dorfleben nach dem anderen" gezeigt worden. "Ganz offenbar liegt der letzte Besuch der Drehbuchautoren auf dem Land Jahrzehnte zurück", schreibt Schuster. Es werde ein Dorfleben skizziert, das es seit den 1950er-Jahren nicht mehr gebe.

SWR spricht von künstlerischer Zuspitzung

Der SWR entgegnete, die kritisierte "Tatort"-Folge sei eine fiktive Geschichte und keine Verallgemeinerung über das Leben in ländlichen Gebieten. Regisseur und Drehbuchautor nähmen sich die Freiheit der künstlerischen Zuspitzung. "Verhältnisse, die in verschiedenen Kontexten, durchaus auch in städtischen, existieren, werden in dem Setting des Films zusammengefasst und im Dienste der Erzählung überhöht", argumentiert der Sender. Konkrete Personen oder ihr Umfeld seien keinesfalls mit dem "Tatort" gemeint.

Ressort: Südwest

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Kommentare (9)

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Franz Bischoff

2968 seit 25. Jul 2011

Ich frage mich spätestens nach dem total verunglückten und vor Ort zerrissenen Tatort über die Elzacher Fasnet vor ein paar Jahren warum sich Leute diesen Schwachsinn überhaupt noch antun. Hätte die Narrenzunft damals vorher gewusst was da für ein Mist fabriziert würde, wäre es wohl nie zu einer Zustimmung gekommen.
Für mich jedenfalls gilt: Tatort nein Danke

Michael Tolgerhof

94 seit 19. Jul 2024

@Franz Bischoff: Ihr "Tatort nein danke" erinnert mich unwillkürlich an ein Gespräch, das ich vor einiger Zeit unfreiwillig im Biergarten vom Nachbartisch her mithören musste. Eine Dame echauffierte sich höchst empört über ihren letzten Urlaub an der Costa Brava, wo es drei Wochen lang geregnet habe. Ihr abschließendes Verdikt war: "Da fahren wir nie wieder hin!"
Was glauben Sie, wie sehr man seitdem an der Costa Brava daran arbeitet, das Wetter zu verbessern!


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