Account/Login

Ausland

Konflikte im Sudan: Zwei Männer stürzen das nordafrikanische Land ins Chaos

Der Konflikt zwischen den zwei mächtigsten Militärs des Sudan droht das Land zu zerreißen. Großbritannien, die USA und drei ostafrikanische Präsidenten fordern ein sofortiges Ende der Kämpfe.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/3
Sudanesen begrüßen in Port Sudan am Roten Meer Soldaten des Armeechefs Abdel Fatah Burhan. Foto: - (AFP)
Im Sudan sind bei den seit einigen Tagen dauernden Gefechten zwischen rivalisierenden Militärs laut einer Ärzte-Organisation bislang fast 100 Menschen getötet worden. Weitere 942 Menschen, unter ihnen Soldaten wie Zivilisten, seien verletzt worden, teilte die sudanesische Ärzte-Organisation am Montag mit. Auch am Montag gingen die Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften und der rivalisierenden Miliz der Rapid Support Forces (RSF) weiter.

Das Militär und die RSF kämpfen dabei um die Alleinherrschaft in Khartum. Seit dem Militärputsch im Oktober 2021, der den eigentlich vereinbarten Übergangsprozess zu einer zivilen Regierung jäh unterbrochen hatte, rumorte es unter den Machthabern mit den Waffen. Es war eine unbehagliche Allianz aus dem Militär unter der Führung Generals Abdel Fatah Burhan und den Rapid Support Forces.

Die Lage ist in vielen Teilen des Landes unübersichtlich

Der RSF ist hervorgegangen aus den berüchtigten arabischen Dschandschawid-Reitermilizen, die von 2003 an mordend, brandschatzend und vergewaltigend durch die Dörfer der sudanesischen Region Darfur gezogen waren und dort im Namen des Bashir-Regimes Rebellen bekämpften. Diese RSF-Miliz wird von Muhammad Hamdan Dagalo angeführt, der besser bekannt ist unter dem Namen Hemedti.

Ausgelöst wurden die jüngsten Kampfhandlungen rund um die Frage, ob und wie die RSF-Truppen in die Armee integriert werden sollten und wer das Kommando hat – Burhan oder Hemedti. Die Lage ist nicht nur in der Hauptstadt Khartum unübersichtlich, sondern auch in anderen Teilen des Landes, in denen ebenfalls gekämpft wird. Einige Berichte sprechen davon, dass die Armee vor allem durch den Einsatz der Luftwaffe, die Stellungen der RSF bombardiert, langsam die Oberhand gewinnen soll. Doch solche Auskünfte sind mit Vorsicht zu genießen. Es gibt kaum unabhängige Beobachter, und beide Seiten posaunen seit Beginn der Kampfhandlungen Erfolgsmeldungen heraus. Die Zivilbevölkerung sitzt derweil voller Angst in ihren Häusern und wartet, wie dieser Machtkampf auf der Straße ausgehen wird.

Die Bevölkerung will eine zivile Regierung

Wer immer in diesem Kampf siegreich hervorgeht, unter der Zivilbevölkerung sind beide Männer und ihre Militärapparate längst diskreditiert. Die Bevölkerung demonstriert seit dem Sturz des Langzeit-Diktators Omar al-Baschir 2019 beharrlich dafür, dass die Macht einer zivilen Regierung übergeben wird.

Kurzzeitig sah es sogar so aus, als ob die Männer mit den Waffen tatsächlich bereit waren, freiwillig ihre Macht abzugeben: Im Juli 2019 unterzeichneten sie ein Übergangsabkommen, dass eigentlich festschrieb, dass sie ihre Macht nach 39 Monaten an eine zivile Regierung übergeben werden, bevor es demokratische Wahlen geben sollte. Doch dieser Prozess und dieses Abkommen waren dann mit dem Putsch im Oktober 2021 hinfällig. Seitdem gab es von Seiten des Militärs immer wieder Lippenbekenntnisse, die Macht an die Zivilisten abgeben zu wollen.

Andere Länder mischen im Konflikt mit

Derweil hat dieser Konflikt auch viele auswärtige Mitspieler, diese stammen meist aus den anderen autokratisch regierten arabischen Ländern. Sie mischen seit dem Sturz al-Baschirs im Sudan mit, mit dem Ziel, eine zivile und später demokratisch gewählte Regierung zu verhindern. Ein demokratisches Modell im Sudan soll auf jeden Fall sabotiert werden; es könnte ja auch in anderen arabischen Ländern Schule machen. Dabei werden unterschiedlich Flügel des Putsches unterstützt.

Die Ägypter und dessen einstiger Militärchef und heutige Autokrat Abdel Fatah al-Sisi haben sich hinter Sudans reguläre Armee und General Burhan gestellt und versuchen, über ihn Einfluss auf den Sudan zu nehmen. Es ist sogar in den vergangenen Tagen eine ägyptische Armee-Einheit auf dem Militär-Flughafen Merowe, nördlich von Khartum, von den RSF-Milizen festgenommen worden. Die Einheit soll angeblich das sudanesische Militär dort geschult haben.

Die Arabische Emirate unterstützen dagegen die RSF-Milizen und deren Anführer Hemedti und versuchen mit ihm sicherzustellen, dass es keinen demokratischen Prozess im Sudan gibt. Hemedti hat seine Milizen auch immer wieder als Söldner in den Konflikten in Libyen und im Jemen vermietet, bezahlt von den Arabischen Emiraten. Dazu kommen noch russische Wagner-Söldner, die die Goldminen bewachen, die von den RSF-Milizen kontrolliert werden. Das Gold geht an Russland und die Milizen verdienen sich damit eine goldene Nase.

Andere afrikanische Machthaber wiederum sorgen sich um die Stabilität des Sudan: So reisten Kenias Präsident William Ruto, Südsudans Präsident Salva Kiir und Djiboutis Präsident Ismaïl Omar Guelleh jetzt nach Khartum. Am Tag zuvor hatte die Zwischenstaatliche Behörde für Entwicklung (IGAD) ein außerordentliches Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs Ostafrikas einberaumt. Stabilität im Sudan sei der Schlüssel zur sozialen und wirtschaftlichen Stabilität der Region, hieß es im Anschluss an den Gipfel. Gefordert wurde "eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten zwischen den Kriegsparteien". Die Konfliktparteien wurden außerdem aufgefordert, einen sicheren Korridor für humanitäre Hilfe in Khartum und anderen von den Kämpfen betroffenen Städten zu schaffen.

Ressort: Ausland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 18. April 2023: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel