Klimakiller rettet Arbeitsplätze
Frankreichs Regierung genehmigt Palmöl-Importe / Unterstützt von Umweltschützern gehen Bauern dagegen auf die Barrikaden.
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PARIS. Frankreichs Bauern gehen auf die Barrikaden. Sie blockieren Treibstofflager und Raffinerien des Landes. Vor 16 Depots türmten sich am Dienstag Reifen und Strohballen, verstellten quer über die Fahrbahn stehende Traktoren den Weg. "Füllt euren Tank, solange es noch geht", rät der Dachverband französischer Landwirte (FNSEA) den Autofahrern des Landes.
Auf dem Spiel stehen freilich nicht nur die Einnahmen französischer Rapsbauern, weil der geplante Palmölimport ihre Absatzchancen schmälert. Er setzt auch Klima und Artenvielfalt zu. Aus Palmöl gewonnener Kraftstoff belastet das Klima dreimal mehr als fossiler Brennstoff (Rapsöl 1,2-mal). Erschwerend kommt hinzu, dass Malaysia und Indonesien, die 85 Prozent zur weltweiten Palmölproduktion beitragen, dem Ölexport immer mehr Regenwald opfern. Auch das schadet dem Klima. Es reduziert zudem den Lebensraum bedrohter Tierarten. Urwälder, in denen Orang-Utan, Gibbon-Affen und Sumatra-Tiger leben, weichen gigantischen Monokulturen von Ölpalmen.
Während Frankreichs Regierung die Bauern des Landes dazu anhalte, umweltgerechter zu produzieren, öffne sie die Grenzen für billiges Palmöl, schimpft Jérémy Decerle vom Verband Jeunes Agriculteurs (Junge Landwirte). Decerle steht mit seiner Kritik nicht allein. Greenpeace und andere französische Umweltschutzorganisationen, die mit den Landwirten normalerweise im Clinch liegen, weil diese häufig und freigiebig Pestizide auf ihren Äckern versprühen, haben die Seiten gewechselt und machen mit den Bauern gemeinsame Sache. Beide wissen sich mit dem EU-Parlament im Bunde, das aus Palmöl gewonnenen Kraftstoff bis 2021 verbieten lassen will.
Alarmiert vom vielstimmigen Protest haben um den Palmölexport bangende Politiker und Wirtschaftsfunktionäre Malaysias ihre Lobbyarbeit intensiviert. Datuk Kalyana Sundram, Leiter des Palmölrats des südostasiatischen Landes, droht kaum verhüllt mit Gegenmaßnahmen, sollte Frankreichs Regierung dem Druck der Straße nachgeben. "Wenn wir weniger Palmöl verkaufen, werden wir weniger französische Produkte kaufen können, seien es militärische oder von Airbus fabrizierte", ließ Sundram wissen. Malaysias früherer Verteidigungsminister Hishammuddin Hussein präzisierte, um welche militärischen Produkte es sich handeln könnte. Frankreichs Rafale-Kampfflugzeuge stünden in Wettbewerb mit britischen Kampfjets, man tue gut daran, das zu berücksichtigen, ließ er durchblicken.
Frankreichs Regierung begründet ihre Zustimmung zum geplanten Palmölimport mit 250 gefährdeten Arbeitsplätzen, die dank der von Total anvisierten erweiterten Biokraftstoffproduktion erhalten bleiben. Ende 2016 hatte der Energiekonzern die nordwestlich von Marseille gelegene Erdölraffinerie La Mède stillgelegt. Dank einer nun am gleichen Platz entstehenden Bioraffinerie sollen 250 der ehemals 430 Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden.
Man habe der Eröffnung der Bioraffinerie gewiss nicht leichten Herzens zugestimmt, hat Frankreichs populärer Umweltminister Nicolas Hulot klargestellt. Im Juli vergangenen Jahres hatte der Minister einen Klimaschutzplan vorgestellt und versprochen, bis März dieses Jahres eine Strategie auszuarbeiten, wie man dem Import von Produkten, die zur Vernichtung von Regenwäldern beitragen, ein Ende machen werde.
Die vornehmlich auf einen Stopp von Palm- und Sojaeinfuhren abzielende Strategie scheint bisher nicht gefunden. Landwirtschaftsminister Stéphane Travert zeigte sich zwar gesprächsbereit und wollte am Dienstagabend Vertreter der Landwirte empfang. Ansonsten verwies er Bauern und Umweltschützer an die EU. Sie habe sicherzustellen, dass Produkte, die hiesigen Standards nicht genügten, nicht nach Europa gelangten. In der Sache blieb Travert hart: Frankreichs Regierung werde die Total erteilte Einfuhrerlaubnis nicht zurückziehen, stellte er klar.
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