Klarer Erfolg, langer Schatten
Isabella Lueen alias Levina singt beim ESC-Finale für Deutschland.
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Der große Schatten von Lena Meyer-Landrut, 2011 letzte Siegerin für Deutschland, war auch bei diesem Vorentscheid zu spüren. Zum einen natürlich, weil die 25-Jährige als freundlich-aufmunternde Expertin neben Tim Bendzko und Florian Silbereisen in der Show saß. Zum anderen, weil der ausrichtende NDR nach den beiden letzten Plätzen der vergangenen Jahre und dem Xavier-Naidoo-Nominierungsdebakel, das mit einem schnellen Rückzug endete, mal wieder den Auswahl-Modus geändert hatte. Und der war eine Mixtur aus den beiden Jahren, in denen Lena angetreten war: Zunächst ging es um die Auswahl aus eher unbekannten Nachwuchsmusikern, dann darum, den besten Song zu finden.
Bands waren ausdrücklich keine erwünscht, stattdessen wurden im Vorfeld der Sendung fünf Talente ermittelt, von denen eines kurzfristig wegen Betrugsvorwürfen durch eine Nachrückerin ersetzt wurde. Allesamt sympathische junge Menschen, die zum Auftakt das Lied eines bekannten Künstlers singen sollten, wobei sie sich meist etwas verhoben. So wählte etwa die 20-jährige Dauer-Abiturientin Helene Nissen ausgerechnet Johnny Cashs lebensschweren "Folsom Prison Blues" und schaffte es wohl nur durch ihre unbekümmerte Art in die nächste Runde. Als Levina den anspruchsvollen Adele-Song "When We Were Young" anstimmte, war dagegen schnell klar: Sie spielte in einer anderen Liga als ihre Mitbewerber. Abgeschlossenes Gesangsstudium, Erfahrungen durch frühere Bandprojekte und Auftritte in Bars, sowie mit 1,81 Meter eine imposante Erscheinung – dagegen kam auch ihr letzter verbliebener Konkurrent, der zunehmend eingeschüchtert wirkende Axel Maximilian Feige, nicht an.
So ging es in der letzten der vier Runden nur noch darum, mit welchem Song Levina nach Kiew fahren soll: Mit der Power-Ballade "Wildfire", die beim Saalpublikum gut ankam? Oder mit dem energievolleren Stück "Perfect Life"? Das internationale Publikum, das erstmals online ein unverbindliches Meinungsbild abgeben durfte, war da keine Hilfe: Es stand genau fifty-fity. Schließlich siegte "Perfect Life" aber eindeutig mit 69 Prozent. Komponiert wurde das Lied von der erfahrenen amerikanischen Songwriterin Lindy Robbins. Die hatte neben den Backstreet Boys und Jason Derulo auch schon erfolgreich mit David Guetta zusammengearbeitet. Vielleicht klingt der Auftakt von "Perfect Life" deshalb recht stark nach seinem großen Hit "Titanium" – gepaart mit Anklängen an, ausgerechnet, "Wahnsinn" von Wolfgang Petry?
Der Ohrwurmcharakter der Nummer hält sich allerdings trotz der hochkarätigen Komponistin eher in Grenzen. Es wird also viel vom Auftritt der deutschen Kandidatin abhängen, damit aus Levina auch nur ansatzweise eine Lena werden kann. Sympathisch und sehr professionell ist die in Berlin und London lebende Sängerin mit der rauchigen Stimme ohne Frage, das war Ann Sophie 2015 aber auch – und landete mit "Black Smoke" seinerzeit auf dem letzten Platz. Beim Eurovision Song Contest geht es eben immer auch um den schwer zu planenden magischen Moment.
Wie der aussehen kann, belegte die Siegerin des Jahres 2014 Conchita Wurst – deren im Rahmenprogramm des Vorentscheids vorgetragene Interpretation von Lenas Siegertitel "Satellite" war der mit Abstand beeindruckendste Auftritt des Abends.
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