Sie ist der Traum von einer Stadt und das Ideal eines badischen Markgrafen: Vor 300 Jahren wurde Karlsruhe gegründet – die weltweit einzige Stadt in Gestalt eines Fächers.
Wer die Kaiserstraße in Karlsruhe entlangspaziert, trifft zuverlässig auf Touristen, die an den im schrägen Winkel einlaufenden Straßen die Finger heben und erstaunt rufen: "Schaut, da ist schon wieder das Schloss zu sehen." Karlsruhern ist dies kaum Beachtung wert. Schließlich heißt ihre Stadt ja Fächerstadt, weil an neun Straßen, die als Radien eines Kreises auf das Schloss zulaufen, diese Durchblicke zu haben sind. Oder in manchen Straßen zu haben wären, stünden da nicht Baumkronen im Weg, die nur im Winter die Schlossperspektive erlauben.
Zumal in diesen Tagen richten die Karlsruher ihr Augenmerk ohnehin stärker auf die Baustellen für die U-Bahnstrecke unter der Kaiserstraße hindurch, die die zentrale Geschäftsachse ihrer Stadt zum Labyrinth voller Umwege und Engstellen machen. Da gibt es tiefe Gruben und große Bagger zu sehen, schwankende Stahlstege, die zum Rathaus führen über den ausgeräumten Marktplatz, und irgendwo steckt eine Tunnelbohrmaschine im Untergrund, die nicht weiterkommt, weil nachrutschender Sand die Standfestigkeit der Häuser links und rechts der Straße gefährdet.
Manche Bürger scheinen den damit verbundenen Verlust an ...