Bahn oder Baustelle

Kabeldiebe greifen in Baden-Württermberg immer öfter zu

Über Nacht verschwinden tonnenschwere Kabeltrommeln und riesige Baumaschinen. Metall- und Kupferdiebe sind wieder häufiger unterwegs. Ärgerlich ist das vor allem für Bauherren und die Bahn.  

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Kabeldiebe prpfitieren vom hohen Kupferpreis.  | Foto: Daniel Naupold (dpa)
Kabeldiebe prpfitieren vom hohen Kupferpreis. Foto: Daniel Naupold (dpa)

Mit Schrott ist viel Geld zu verdienen. Kein Wunder, dass die über Jahre gestiegenen Preise für Kupfer, für Edelstahl und Aluminium auch in Baden-Württemberg immer mehr Metall- und Kabeldiebe auf den Plan bringen. Landesweit steigt nicht nur die Zahl der Diebstähle, auch der Schaden erreicht Rekordwerte.

Und bessere Zeiten sind für Bauherren und die Deutsche Bahn nicht in Sicht: "Für das Jahr 2024 zeichnet sich im Vergleich zum Vorjahr 2023 ein Anstieg der Metall- und Kabeldiebstähle in Baden-Württemberg ab", teilte das Innenministerium auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion mit. Konkrete Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor, lediglich ein Trend.

Im Jahr 2023 wurden nach Angaben des Ministeriums insgesamt 2069 Fälle von Metall- und Kabeldiebstählen in Baden-Württemberg erfasst, das sind 95 mehr als im Jahr 2022. Die Diebe richteten einen Schaden von mehr als 9,91 Millionen Euro an (2022: 7,3 Millionen), wobei darin der wirtschaftliche Schaden etwa durch zahllose Verzögerungen bei der Bahn oder tagelangen Aufschub beim Bau nicht erfasst wird.

Täter bleiben in drei von vier Fällen unerkannt

Nur in etwas mehr als jedem vierten Fall (28,9 Prozent) sind die Fahnder erfolgreich und fassen den mutmaßlichen Dieb oder sogar die ganze Bande. In mehr als jedem zweiten als aufgeklärt geltenden Fall (363 von 598) kommt der Tatverdächtige nicht aus Deutschland. Laut Innenministerium werden Deutsche mit 220 (2022: 210) Tatverdächtigen am häufigsten erfasst, es folgen rumänische Staatsangehörige mit 123 (2022: 132) mutmaßlichen Tätern. Allerdings ist die Summe der mutmaßlichen Diebe aus dem Ausland deutlich größer als die der deutschen Verdächtigen.

Die Banden sind meist gut organisiert, sie scheuen keinen Aufwand: Vor allem nachts rücken sie mit schwerem Gerät an, sie stehlen Kabel in Trommeln, Dachrinnen und Zäune, sie zwacken kilometerweise Kabel auf Baustellen ab oder schlagen an Bahnschienen zu. Dabei gehen die Diebe oft ein großes Risiko ein, um an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen.

Kabeldiebe können sich auch schwer verletzen

Erst vor wenigen Wochen staunte die Ulmer Polizei, weil sie sich keinen Reim darauf machen konnte, wie die Diebe ein etwa 40 Meter langes und rund 200 Kilo schweres Kabel von einem Kran abzwacken und fortbringen konnten. Auf einer Baustelle in Mannheim wurden wenige Wochen zuvor fast 3000 Meter Kabel geklaut. Und Anfang November ließen sich Einbrecher auf dem Gelände des Umspannwerks bei Pulverdingen sogar Zeit und zertrennten die Beute von etwa 850 Metern Kabel im Wert von 100.000 Euro zunächst mit einer Säge in kleinere Teile.

Für Aufsehen sorgte auch der Diebstahl von 6,7 Tonnen Kabel von einer Baustelle in Helmstadt-Bargen (Rhein-Neckar-Kreis) Mitte Oktober. "Bei der Beute handelte es sich um massive, zentimeterdicke Kabel aus Aluminium, Kunststoff und Kupferdraht", teilte die Polizei mit.

So ein Raubzug kann aber auch schmerzhaft enden: So erlitt ein mutmaßlicher Kupferdieb an einer Trafostation im Mannheimer Hafen einen Stromschlag und wurde schwer verletzt. Der Mann hatte im vergangenen August versucht, die Kabelanschlüsse der Hochspannungsanlage zu demontieren, einen Kurzschluss verursacht und einen Stromschlag mit einer Spannung von 20.000 Volt erlitten.

Beute wird oft ins Ausland geschafft

Die Metall- und Kabeldiebe scheinen in den meisten Fällen zudem die grenznahen Regionen für ihre Beutezüge zu bevorzugen. "Es konnte in Einzelfällen festgestellt werden, dass Tatverdächtige zur Tatbegehung gezielt von außerhalb der Bundesrepublik Deutschlands nach Baden-Württemberg einreisten", hat das Ministerium in seiner Drucksache analysiert. Nach seinen Zahlen liegen allein 186 Tatorte im Stadtkreis Mannheim und weitere 152 im benachbarten Rhein-Neckar-Kreis. Grund für die hohe Zahl dürften auch etliche Diebstähle entlang der Bahntrassen in dieser Gegend sein. Im Stadtkreis Stuttgart wurden 124 Fälle registriert, im Ortenaukreis waren es 105.

Der Kupferpreis liegt derzeit bei etwas mehr als 9000 Euro pro Tonne. Diebe haben beim Weiterverkauf oft leichtes Spiel, ihre Beute ist nur schwer zu identifizieren. Nach früheren Angaben des Bundes Deutscher Kriminalbeamter gibt es zum einen spontane Einzeltäter, die die Beute in kleineren Mengen an ihnen vertraute Schrotthändler verkaufen. Eine zweite Tätergruppierung sind die gut organisierten Banden. Viel Diebesgut wird direkt ins Ausland gebracht und dort verkauft. Allerdings sind die Ermittlungserkenntnisse in diesem Bereich noch nicht ausreichend, heißt es beim BDK.

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