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Junge Freiburger mit Lyrikpreis ausgezeichnet

Lyrik? Interessiert die überhaupt noch wen? Laura Bärtle und Aaron Schmidt-Riese finden: Ja. Die beiden Freiburger überzeugten beim "lyrix", dem Bundeswettbewerb für junge Lyrik.  

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Lyrik ist keine Nische: Laura Bärtle und Adam Schmidt-Riese  | Foto: Thomas Kunz
Lyrik ist keine Nische: Laura Bärtle und Adam Schmidt-Riese Foto: Thomas Kunz
Lyrik: Ist das nicht das, auf das man durch den Deutschunterricht oder den Literaturkurs stößt, sich dann daran ausprobiert, sobald man aber Wichtigeres als die eigene Empfindsamkeit entdeckt, wieder sein lässt? Laura Bärtle und Aaron Schmidt-Riese denken da anders. Für sie sind Gedichte Sprachkunstwerke.

Wer sich mit ihnen unterhält, gewinnt den Eindruck, so schnell kommen die beiden davon nicht wieder los. "Es gibt nicht viele, die in meinem Alter Gedichte schreiben", bedauert die siebzehnjährige Laura Bärtle. Als sie von ihrem ersten Besuch der Sätzlinge-Reihe des Freiburger Literaturbüros erzählt, klingt Erleichterung durch. "Die sind alle wie ich", stellte sie fest.

lyrix will junge Lyrik fördern

Die beiden Freiburger sind Preisträger von lyrix, dem Bundeswettbewerb für junge Lyrik, der zusammen vom Deutschlandradio und dem Deutschen Philologenverband ausgerichtet wird und sich an Kinder und junge Erwachsene von zehn bis 20 Jahren richtet. Lyrix wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und geht mittlerweile ins achte Jahr. Gedichte mögen heute eine viel formlosere Textgattung sein als früher, aber ein Wettbewerb braucht Regeln. Einmal im Monat loben die Organisatoren ein Thema aus, das "best friend: farbfamilien/merkt man sich" nach einem Gedicht von Sabine Scho wie bei Laura Bärtle lauten kann oder wie im Fall von Aaron Schmidt-Riese "Gefangenschaft – Isolation –Zersetzung".

Die Organisatoren versuchen Exponate aus Museen in den Wettbewerb einzubeziehen, im Juni etwa wählte Ann Cotten ein mittelalterliches Altartuch aus der Berliner Nikolaikirche aus. Das klingt nach einem pädagogischen Rundumschlag? Vielleicht – aber wirft man einen Blick auf das Stück Textil, besonders auf die skurrilen Tierdarstellungen darauf, zeigt sich, dass der Wille zur Gestaltung, die Freude an der eigenen Erfindungsgabe eine menschliche Konstante ist. Aus den eingegangenen Texten werden pro Monat fünf Gewinner juriert, am Ende wird dann noch einmal gesiebt, so dass insgesamt zwölf Teilnehmer zum Poesiefestival Berlin eingeladen werden.

Schreibwerkstatt mit Norbert Hummelt

Einen knappen Monat liegt der viertägige Besuch mit Preisverleihung in der Akademie der Künste und der Schreibwerkstatt im Literarischen Colloquium Berlin mit den Lyrikern Norbert Hummelt und Anja Kampmann hinter den beiden. Es sind Orte und Namen, die im Literaturbetrieb einen sehr guten Klang haben. Lyrix nimmt seine Preisträger sichtlich ernst. In Berlin fand Arbeit am Text statt, an eigenen und fremden. Dass solche Treffen auch der eigenen Vernetzung dienen, betont Aaron Schmidt-Riese. Er selbst ist mit seinen 21 Jahren dem Wettbewerb inzwischen entwachsen. Schmidt-Riese studiert mittlerweile Germanistik im zweiten Semester in Freiburg. An ein Literaturinstitut wollte er nicht. Zu exklusiv, meint er. Neben dem Schreiben ist die Musik seine zweite musische Begabung. Vor dem Studium war er für "Musiker ohne Grenzen" in Ecuador unterwegs, wo er sich für eine lokale Musikschule engagierte.

Was reizt junge Menschen, Texte zu verfassen? Wohl das Festhalten eines Augenblicks und Zeitgenossenschaft. "Schreiben ist ein guter Ansatz, darüber zu reflektieren, was es bedeutet, heute zu leben", sagt Schmidt-Riese. Weder er noch Laura Bärtle, die ab und an für das Freiburger Stadtmagazin Chilli schreibt, sind durch die Schule auf den Bundeswettbewerb für junge Lyrik gestoßen. Tatsächlich ist er für den Unterricht von Deutschlandradio und Deutschem Philologenverband aufwändig aufbereitet. Lyrik halten beide für zu Unrecht in die Nische für die Happy Few zurückgedrängt. Sie schätzen das Spiel mit der Sprache, mit Klang und Rhythmus und die Präzisierung des Ausdrucks.

Und beide – ein schöner Zufall – haben immer ein Notizbuch in der Tasche, in das sie Beobachtungen, Bilder oder ein paar Zeilen schreiben. Später arbeiten sie diese dann aus. Meist handschriftlich. Auch, so erzählt Laura Bärtle, weil sich der Text auf einem Blatt erst einmal wie auf einer Fläche ausbreiten kann, ohne dass er gleich eine feste Form bräuchte: Als sei das Schreiben am Computer zu schnell und zu oberflächlich für eine solch langsame Kunst wie Lyrik.

Ressort: Literatur & Vorträge

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