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Handwerk in der Region

Junge Auszubildende stärken

Verlagsthema Im Mentorinnen-Netzwerk unterstützen Meisterinnen angehende Handwerkerinnen.  

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Luft nach oben: Das neue Projekt der H... Azubis ihren Vertrag vorzeitig lösen.  | Foto: Basilicostudio:Stock (stock.adobe.com)
Luft nach oben: Das neue Projekt der Handwerkskammer soll sich positiv auf den Frauenanteil im Handwerk auswirken und dazu beitragen, dass weniger Azubis ihren Vertrag vorzeitig lösen. Foto: Basilicostudio:Stock (stock.adobe.com)
In Sachen Fachkräftemangel zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, das will die Handwerkskammer Freiburg. Denn nur selten sind weibliche Azubis auf der Baustelle oder in der Kfz-Werkstatt anzutreffen. Und falls doch, dann liegt die Quote all derjenigen (Frauen wie Männer), die ihre Ausbildung gleich ganz abbrechen, laut Zentralverband des Deutschen Handwerks bei rund 13 Prozent.

Um das zu ändern, Frauen im Handwerk zu stärken und ihnen den Weg zur beruflichen Karriere zu ebnen, hat die Handwerkskammer Freiburg im November 2023 ein Mentorinnen-Netzwerk gestartet. Dabei werden Berufsanfängerinnen im Handwerk von Mentorinnen begleitet – allesamt gestandene Frauen und Meisterinnen in leitender Position, die von der Handwerkskammer für ihre Aufgabe zusätzlich geschult wurden. An sie können sich die Auszubildenden mit all ihren Fragen rund um den Berufseinstieg, Karriereoptionen oder auch persönliche Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf wenden. "Es ist ein Netzwerk zur Persönlichkeits- und Karriereentwicklung für Frauen im Handwerk", fasst Projektleiterin Anna Zörlein zusammen.

Insgesamt 14 Mentorinnen von der Augenoptikerin bis zur Malermeisterin kümmern sich gewerkunabhängig um 17 Mentees in einer Eins-zu-eins-Betreuung. Das heißt, manche Mentorinnen treffen sich auch zeitlich versetzt mit zwei Mentees. "Es ist tatsächlich auch so gedacht, dass es gewerksübergreifend funktioniert", sagt Zörlein. Die Tandems haben sich bei der Auftaktveranstaltung so gebildet, dass sich nach einer Kennenlernphase im Speeddating-Modus die Mentee ihre Mentorin aussuchen konnte.

Dass die Friseurmeisterin Merve Atlay (21) nun eine Mentee aus dem eigenen Gewerk unterstützt, ist unter den Tandems die einzige Ausnahme; entscheidend sei die gegenseitige Sympathie gewesen. Den Ausschlag für Atlay, sich im Netzwerk zu engagieren, waren ihre eigenen Erfahrungen: "Nicht jede Phase der Ausbildung war bezaubernd, es gab einige schwierige Situationen. Da herauszukommen, war eine Hürde", sagt die Friseurmeisterin. Und: "Für mich ist es wichtig, dass andere Azubis nicht dasselbe durchleben müssen."

Immer einen Ansprechpartner und zusätzliche Sicherheit

Und ihre Mentee Tabea Serrer? Die will "alles mitnehmen, bei dem ich noch mehr lerne oder mehr Unterstützung bekomme". Wie ihr Mentorinnen-Vorbild will auch die 20-Jährige direkt nach der Ausbildung ihren Meister machen und freut sich: "Ich habe immer einen Ansprechpartner, und sie kann mir zusätzlich Sicherheit geben."

Die Mentee von Friseurmeisterin Jessica Krieg (34) ist angehende Schreinerin. "Gerade in einem Beruf, in dem sehr viele Männer sind, ist es gut, auch noch eine Frauensicht zu haben", sagt Krieg, und ihre 27-jährige Mentee im 3. Lehrjahr, bestätigt: "Man kann nur profitieren. Wir erarbeiten jeweils individuell mit unserer Mentorin, wo es beruflich hingehen soll." Die Lehre mache ihr viel Spaß. Aber: "Das einzige, mit dem ich bei der Ausbildung in diesem männerdominierten Beruf kämpfe, ist die Tonlage. Die ist schon rauer."

Das bestätigt auch Malermeisterin Friederike Enderle (30): "Zwar wird das grobe Gerede eingestellt, wenn man als Frau auf die Baustelle kommt. Aber sie nehmen einem trotzdem nicht ganz ernst." Nun bestärkt Enderle als Mentorin eine Auszubildende darin, Durchsetzungsvermögen zu entwickeln. "Es ist hilfreich, wenn man das von wem gesagt bekommt, der das auch schon erlebt hat", sagt sie.

Das hat auch Augenoptikmeisterin Julia Wewerka (27) beobachtet, die ihr Dachdecker-Mentee bei Fragen unterstützt wie: Kann ich den Meister berufsbegleitend machen? Was kann ich auf Sprüche von Kollegen erwidern? "Die Kommentare habe ich jetzt vielleicht nicht von Kollegen, aber von Kunden", sagt Wewerka, die es sinnvoll findet, die Tandems gewerksübergreifend zu bilden: "Fachlich haben die Azubis genug Möglichkeiten. Es geht eher um den Punkt des persönlichen Wachstums", findet sie. Und: "Wir Frauen müssten im Handwerk mehr zusammenhalten."

Noch ist das vom Ministerium für Wirtschaft Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg geförderte und von Horizont Handwerk koordinierte Projekt bis Mai begrenzt. Doch die teilnehmenden Frauen würden gerne verlängern – die Zeichen dafür stehen gut.
Übersicht der aktuellen freien Stellen im Handwerk in Südbaden

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Handwerk in der Region

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