Gladiatorenkämpfe und Hundeschädel
Jugger etabliert sich als skurrile Sportart in Freiburg
Das Spektakel erinnert an eine Mischung aus Rugby und Gladiatorenkampf: Jugger. Es ist eine gleichermaßen unbekannte wie skurrile Sportart. Was treiben die Studenten da eigentlich?
Mi, 23. Sep 2015, 9:29 Uhr
Freiburg
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Mit gewalttätigen Wilden haben Sie nichts am Hut, versichern die Anhänger der ständig wachsenden Jugger-Gemeinde. Auch wenn bei der Ausübung schnell ein gegenteiliger Eindruck entstehen kann, beim Jugger handelt es sich um eine echte Sportart mit klaren Regeln und zahlreichen Vereinen. Am Wochenende lud der Freiburger Jugger-Klub Gossenhauer zum bundesweiten Turnier.
Wer Jugger das erste Mal beobachtet, schüttelt ungläubig den Kopf. Da stehen zehn Männer und Frauen auf einer Wiese und prügeln scheinbar wahllos mit selbstgebastelten, gepolsterten Waffen – den sogenannten Pompfen – aufeinander ein. Welchen Sinn das Ganze haben soll, erschließt sich dem Beobachter oft erst im Gespräch mit den Spielern: "Auch wenn es am Anfang nicht so wirkt.
Beim Jugger handelt es sich um einen ernsthaften Mannschaftssport mit Wurzeln in Ìrland", erklärt Jens Tietjen vom ansässigen Verein Gossenhauer Freiburg. "Schon lange dreschen die Spieler nicht mehr in Kettenhemden aufeinander ein", so der Organisator des jüngsten Turniers in Britzingen bei Müllheim. Inzwischen stehe der sportliche Wettkampf bei allen Beteiligten im Vordergrund.
"Im Prinzip geht es darum, die Attrappe eines Hundeschädels – den Jugg – in einer Markierung im Feld des Gegners unterzubringen", erläutert Tietjen das überraschend umfangreiche Regelwerk. Nur ein Spieler pro Mannschaft darf das Spielgerät tragen. Seine Mitstreiter versuchen derweil, dem sogenannten "Läufer" im Duell mit ihren ebenfalls bewaffneten Gegnern den Weg freizukämpfen. "Wird ein Spieler getroffen, muss er für einen bestimmten Zeitraum bewegungslos in der Hocke verharren.
Anschließend darf er wieder ins Spiel eingreifen." Seinen Ursprung hat der Sport im australischen Spielfilm "Die Jugger – Kampf der Besten" aus dem Jahre 1989. Darin spielen umherziehende Mannschaften in einer postapokalyptischen Welt um ihren Lebensunterhalt. Während sich der Sport im Film durch seine Brutalität auszeichnet, ist das reale Spiel weitestgehend ungefährlich. Verletzungen durch Pompfenschläge sind praktisch ausgeschlossen. "Wir distanzieren uns bewusst von jeder Gewalttätigkeit.
Beim Jugger gibt es strikte Regeln", so Jens Tietjen. Schläge auf den Kopf seien verboten. Die Pompfen – fünf verschiedene Ausführungen gibt es – müssten stets beidhändig geführt werden. Eine Polsterung von mindestens 60 Prozent sei Pflicht. Gespielt wird in zwei Halbzeiten zu jeweils rund zweieinhalb Minuten reiner Spielzeit.
Der Großteil der Jugger sind nach wie vor Studenten ohne speziellen sportlichen Hintergrund. "Mitmachen kann jeder. Körperliche Voraussetzungen gibt es eigentlich nicht", bestätigt Jens Tietjen. Den richtigen Umgang mit dem Pompfen erlerne man schnell. Schwieriger sei es, den Überblick über das Spiel zu behalten. "Bei uns wird deshalb viel kommuniziert. Jeder Spieler muss immer wissen, wo sich Gegner und Teammitglieder befinden."
Am vergangenen Wochenende luden die Gossenhauer Freiburg zum letzten Turnier der Saison nach Britzingen bei Müllheim. Rund 90 Juggerspieler folgten dem Aufruf und trugen sowohl die Finalrunde der süddeutschen Open Jugger League, als auch ein sogenanntes Bändchenturnier, bestehend aus bunt zusammen gewürfelten Teams aus. Im Halbfinale scheiterten die Gastgeber aus Freiburg am Favoriten und späteren Turniersieger "Pink Pain" aus Darmstadt.
- Jugger: Rugby trifft Mittelalter
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