"Juden sind eine plurale Gruppe"
BZ-INTERVIEW mit Katrin Dietrich von iz3w, die die Aktionswochen gegen Antisemitismus in Freiburg koordiniert hat.
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FREIBURG. Derzeit laufen in Freiburg die Aktionswochen gegen Antisemitismus. Bis zum 8. Dezember stehen Veranstaltungen von zwei Dutzend Gruppen und Initiativen auf dem Programm. Julia Littmann befragte Katrin Dietrich, Bildungsreferentin beim iz3w und Koordinatorin der Aktionswochen, zur Aktualität und zur Dringlichkeit dieser aufwendigen Unternehmung.
Katrin Dietrich: Nein, sie erscheinen dadurch allerdings vermutlich aktueller und drängender. Aber die Idee für diese Aktionswochen gibt es schon seit etwa einem Jahr, die Vorbereitungen laufen seit Sommer. Ein erster Anstoß waren eine Veranstaltung der Amadeu Antonio Stiftung in der Israelitischen Gemeinde, ein Aktionstag, der daraus folgte und 2018 ein Fachtag für Lehrkräfte. Wir bei iz3w – genauso wie etliche der mitwirkenden Gruppen – reagieren in unserer Bildungsarbeit seit vielen Jahren auf den latenten Antisemitismus, der offenbar erst letzthin für alle unübersehbar wird.
BZ: Wo in Freiburg wäre denn schon früher dieser latente Antisemitismus sichtbar gewesen?
Dietrich: Da sind zum Beispiel Rücksichtslosigkeiten im Stadtgeschehen, wie der furchtbare Umgang mit den Fundamentsteinen der zerstörten Synagoge, auf die man bei den Bauarbeiten am Platz der Alten Synagoge gestoßen ist und die zum größten Teil zugeschüttet wurden. Aber es sind auch Begebenheiten, wie sie die Pädagogische Hochschule 2018 in einer Erhebung veröffentlicht hat. Für die hatte sie Schüler zu deren speziellem Blick und ihren Erfahrungen befragt – auch das mit bedrückendem Ergebnis.
BZ: Worauf gründet sich aber schließlich das Konzept der Aktionswochen?
Dietrich: Jedes Jahr im November bieten etliche Gruppen vom Aktionsforum Israel über die Jüdischen Gemeinden, die Anarchistische Gruppe Freiburg, den Verlag ça ira, den DGB, das Referat gegen Antisemitismus und andere ganz diverse Veranstaltungen an. Im Zentrum ist immer das Erinnern an die Reichspogromnacht. Wir hatten schon lange die Idee, diese Fülle an sehr unterschiedlichen Blickwinkeln und Zugängen zusammenzubringen. iz3w koordiniert in Freiburg die Aktivitäten im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" – und damit konnten wir diese Idee umsetzen.
BZ: Hat der Aktionsmonat etwas mit den Aktionswochen gegen Rassismus zu tun, die das iz3w schon lange organisiert?
Dietrich: Er passt dazu, denn auch dort geht es um jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Aktionswochen gegen Rassismus finden auch weiterhin statt – und zwar im März. Im kommenden Jahr werden wir sie zu einem Aktionswochenende kondensieren: 2020 wird es so ein großes Angebot an Veranstaltungen geben, dass wir nicht noch Aktionswochen dazu packen wollen.
BZ: Wie ist die Resonanz auf die laufenden Aktionstage gegen Antisemitismus?
Dietrich: Die Eröffnungsveranstaltung und weiteren Angebote waren sehr gut besucht. Mir scheint, dass nach den bedrückenden Geschehnissen der letzten Zeit große Offenheit und Betroffenheit herrscht. Es gibt sehr deutlich ein Interesse daran, mehr zu wissen, sich fortzubilden. Juden sind eine sehr diverse, plurale Gruppe, das wollen wir mit dem weit gefächerten Programm abbilden. Sehr besonders ist in der Reihe übrigens die Kooperation von Roma Büro und Chawurah Gescher, die mit der Ausstellung "Kinder im KZ" Antisemitismus und Antiziganismus zusammenbringen und mit einem sinnigen Begleitprogramm versehen.
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