Jetzt mal ehrlich

Alle Menschen wollen, dass man aufrichtig zu ihnen ist. Trotzdem wird immer wieder gelogen.  

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Nach jeder Lüge wurde die Nase von Pin...en länger. Und das ganz ohne Eiswaffel  | Foto: fotolia.com
Nach jeder Lüge wurde die Nase von Pinocchio ein bisschen länger. Und das ganz ohne Eiswaffel Foto: fotolia.com
Wir tun es alle. Wirklich jeder. Die Eltern. Die Lehrer. Die Freunde. Menschen, die nicht lügen, die gibt es nicht. Moment mal! Eigentlich weiß doch jeder, dass man nicht lügen soll. Wieso tun wir es trotzdem?

Fangen wir von vorne an: bei der Wahrheit. Die Wahrheit ist das, was tatsächlich passiert ist. Nehmen wir mal an, ein Junge und ein Mädchen spielen zusammen Fußball. Der Junge tritt etwas zu fest gegen den Ball, der fliegt in Nachbars Garten und knallt gegen einen Rosenstrauch. Die Blüten knicken ab. Der Nachbar ist sauer und will von den Kindern wissen: Wer war das? Gibt der Junge zu, dass er den Ball gekickt hat, sagt er die Wahrheit. Behauptet er, er sei es nicht gewesen, dann lügt er. Er macht das mit Absicht, weil er Angst hat, der Nachbar könnte ihn ausschimpfen. Das ist aber keine gute Idee von ihm. Denn der Nachbar muss so ja denken, dass es das Mädchen war, das den Ball in seine Rosen geschossen hat. Also wird er mit dem Mädchen schimpfen. Das sagt aber auch, dass es das nicht gewesen sei. Jetzt wird der Nachbar richtig sauer, weil er weiß: Eines von beiden Kindern lügt.

Manchmal weiß auch nur derjenige, der gerade lügt, dass er lügt. Stellt euch vor, es ist ein herrlicher Sommertag und ihr wollt mit Freunden nach der Schule raus zum Spielen. Ihr wisst aber, dass ihr erst die Hausaufgaben machen müsst. Also sagt ihr euren Eltern, ihr hättet gar keine auf. Obwohl das gar nicht stimmt. Und das ist eine Lüge.

Auch wenn es blöd ist: Aber in solchen Situationen ist es immer besser, die Wahrheit zu sagen. Denn meistens kommt die später sowieso ans Licht. Und was noch viel schlimmer ist: Wer lügt, fühlt sich schlecht. Er bekommt ein komisches Gefühl im Bauch. Lügner haben nämlich immer Angst davor, dass ihre Lüge auffliegt. Passiert das irgendwann, stehen sie schlecht da bei Eltern, Freunden und dem Nachbarn. Und das nächste Mal, wenn eure Eltern fragen, ob ihr Hausaufgaben zu erledigen habt, glauben sie euch nicht. Hier hilft es oft, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen: Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr merkt, jemand lügt euch an? Nicht gut, oder? Deshalb ist es am besten, immer so ehrlich wie möglich zu sein.

Es gibt aber eine Ausnahme. Nämlich dann, wenn man mit der Wahrheit jemandem wehtut. Stellt euch vor, ein Freund von euch hat Turnschuhe zum Geburtstag geschenkt bekommen, die er wahnsinnig gern mag. Ihr findet die eher nicht so dolle. Aber um ihm die Laune nicht zu verderben, sagt ihr, dass die Schuhe prima sind. Das nennt man eine Notlüge. Hättet ihr dem Freund gesagt, dass ihr die Schuhe hässlich findet, wäre er traurig oder wütend gewesen, ihr hättet vielleicht gestritten. Das wäre es nun wirklich nicht wert gewesen.

Also darf man in solchen Fällen auch mal ein kleines bisschen lügen. Wenn ihr eurer Großmutter sagt, ihr Essen schmecke prima, obwohl ihr es nicht so lecker findet, oder wenn ihr dem Onkel sagt, ihr hättet euch total über den Zauberkasten gefreut, dabei habt ihr den gleich an die kleine Schwester weitergeschenkt, dann sind das Notlügen. Die sind nicht so schlimm wie richtige Lügen. Jeder Mensch verwendet Notlügen, um andere nicht zu verletzen. Manchmal ist es einfacher, eine Notlüge zu verwenden, als die Wahrheit zu sagen. Allzu oft sollte das aber nicht passieren.

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