Britische Kronjuwelen
Internationaler Zwist um einen legendären Diamanten
"Koh-i-noor" heißt er, einer der berühmtesten Diamanten der Welt. Der glitzernde Stein steckt in der Krone der britischen Queen Elisabeth. Jetzt will ihn ein Pakistaner zurückholen.
Doreen Fiedler & Christine-F. Röhrs
Fr, 12. Feb 2016, 0:00 Uhr
Panorama
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ISLAMABAD/NEU-DELHI. Er ist einer der berühmtesten Edelsteine der Welt und unschätzbar wertvoll: der legendäre "Koh-i-noor". Die britischen Kolonialherren haben den Diamanten vor mehr als 150 Jahren aus Asien mitgenommen. Inzwischen steckt der glitzernde Stein in der Krone der britischen Queen Elisabeth. Doch jetzt will ihn ein Pakistaner zurückholen.
Jüngst reichte Jaffry eine Petition beim Höchsten Gericht der Provinz Punjab in der ostpakistanischen Stadt Lahore ein. Entgegen vieler Erwartungen ließ das Gericht eine Anhörung zu – mit dem Titel "Sayyed Mohammad Jawaid Iqbal Jafree gegen ihre Majestät Königin Elisabeth". Ergebnis: In zwei Wochen gibt es eine neue Anhörung. Dann sollen der pakistanische Generalstaatsanwalt und der Generalanwalt der Provinz sagen, ob ein offizielles Verfahren gegen die britische Königin Elisabeth eröffnet werden kann.
Der 77-jährige Javed Iqbal Jaffry – oder Iqbal Geoffrey, wie er in Kunstkatalogen genannt wird – ist eine der schillerndsten Gestalten Pakistans. Er arbeitet als Anwalt ohne Bezahlung und hatte als Künstler Ausstellungen in der ganzen Welt. Seit Jahrzehnten kämpfe er für die Rückkehr des Diamanten, erzählt er. Er liebe England, aber die Rückgabe gestohlener Kunst und Kulturgegenstände sei eine moralische Pflicht.
Der Stein sei dem 14-jährigen Maharadscha Daleep Singh in Lahore, heute in Pakistan, um 1849 von Mitgliedern der britischen Ost-Indischen Handelsgesellschaft weggenommen worden. Die britische Britannica-Enzyklopädie nennt das "erlangt". Allerdings, schränkt Geoffrey ein, solle der Diamant erst nach dem Tod von Königin Elisabeth II. aus der Krone ihrer Mutter entfernt werden. Jedes Mal habe Elisabeth II. auf seine Briefe zum "Koh-i-Noor" geantwortet. "Eine höchst würdevolle und schöne Dame", nennt er sie.
Aber nicht nur Pakistaner wollen den Diamanten, auch eine Gruppe Inder meint: Der Stein gehört uns. Denn der "Koh-i-noor" soll vor vielen Jahrhunderten auf heutigem indischen Boden gefunden worden sein. Wo genau, darüber streiten Historiker. Vielleicht besaßen ihn die Herrscher von Malwa über Generationen, ehe Sultan Ala ud-Din Khalji ihn 1304 wegnahm. Womöglich ging er 1526 an Babur, den Gründer der Mogul-Herrschaft. Auf jeden Fall ging der Stein dann in Delhi durch zahlreiche Hände, ehe er schließlich beim Maharadscha von Punjab landete.
Die indische Gruppe, die den Stein mit Hilfe eines Gerichtsverfahrens in London einfordern will, nennt sich "Mountain of Light", also Berg des Lichts, das ist die Übersetzung des persischen Koh-i-noor. Zu ihnen gehört der Besitzer von Restaurants und Nachtclubs in Goa, David de Souza. "Die Herrschaft der Briten hat die Psyche der Menschen auf dem Subkontinent zerstört und viel Armut hinterlassen", sagt er. Die Regierungen in London, Islamabad und Neu Delhi sollten endlich erkennen, welche Auswirkungen die Kolonialherrschaft habe.
Der Diamant ist tatsächlich nur die glitzernde Spitze eines riesigen Berges an Kultur- und Kunstschätzen, die die Kolonialherren aus dem Subkontinent davonschleppten. Die britische Regierung erklärte auf Anfrage, der Diamant sei Teil der Kronjuwelen, und man könne über dessen Zukunft nicht entscheiden.
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