Touristenmagnet
In Wutach gibt es Husky-Touren – und die brauchen nicht mal Schnee
Sascha Bähr bietet Touren mit Huskys durch die Natur an. Er und seine Hunde sind voll ausgebucht – obwohl Schlitten bei ihm wegen Schneemangel kaum noch zum Einsatz kommen.
Fr, 21. Feb 2025, 18:30 Uhr
Bonndorf
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Nach der Tour sind Melitta und Hanspeter Hofmeier aus Ewattingen restlos begeistert. Sascha Bähr hatte sie spontan eingeladen, eine Runde mit ihm und seinen Huskys zu drehen. Die Hofmeiers, selbst Hundebesitzer, genossen die Fahrt über zweieinhalb Kilometer, staunten über die Kenntnisse des Husky-Führers und waren beeindruckt von den Vierbeinern. "Die sind sowas von zahm und an Menschen gewöhnt", berichtet Melitta Hofmeier, "man merkt, dass sie sehr gut erzogen sind." Noch etwas findet die Ewattingerin bemerkenswert: "Der Sascha muss nur mal kurz rufen – schon wissen die, ob sie nach links oder nach rechts laufen müssen."
Touren mit Huskys bietet Sascha Bähr seit 2015 an. 2023 wechselten er und seine Familie – zu der er auch die Hunde zählt – mit ihrem Wohnsitz in das einsame Haus westlich von Ewattingen. Den früheren Wohnort in Lenzkirch musste die Familie verlassen, weil sich Nachbarn gestört fühlten. Wer sich aber bei einem Dutzend Huskys eine wild kläffende Meute vorstellt, wird bald enttäuscht: Aufgeregt bellen die Hunde nur, wenn sie sich auf den Einsatz freuen, sagt Bähr. Sobald es losgeht, erläutert der Husky-Flüsterer, herrscht Stille: "Dann haben die ja, was sie wollten."
Dass die Huskys zu zwölft den ziemlich schweren Wagen mit mehreren Personen und also hunderten Kilogramm ziehen, sei keineswegs Sklavenarbeit. "Diese Hunde haben eine enorme Zugkraft", erläutert der Züchter, "und das ist genau, was die brauchen. Die wollen sich auspowern."
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Diesen Gefallen kann Sascha Bähr seinen 19 Huskys täglich tun. Er zeigt seinen Terminkalender. "Ich bin an fast allen Tagen ausgebucht", sagt er. Das Geschäft hat sich erstaunlich entwickelt. Seit 2019 ist Bähr selbstständig und in Vollzeit damit beschäftigt, deutlich über eine 40-Stunden-Woche hinaus. "Ich liebe die Arbeit und möchte nichts anderes mehr machen", sagt er ernst. "Aber man hat wirklich sehr viel zu tun damit."
Denn beim Programm für die Gäste mit den Hunden, das zudem viel mehr beinhaltet als nur eine Ausfahrt, bleibt es ja nicht. Die Tiere wollen gefüttert und gepflegt werden, am Zwinger ist immer was zu tun, die Buchhaltung und andere Büroarbeiten kommen oben drauf. Und der Andrang der Kundschaft ist teils so groß, dass Sascha Bähr eine Sechs-Tage-Woche in Kauf nimmt. "Nur am Montag haben die Hunde immer frei." Saisonende ist im April, zu warm darf es nicht sein, damit die Vierbeiner nicht leiden.
Die Geschäfte laufen auch ohne Schnee gut. "Im Schuppen stehen Schlitten für 5000 Euro", berichtet der Unternehmer. "Aber die habe ich seit 2019 nicht mehr benutzt." Für die Gäste seien die Wagen, vor die er die Huskys spannt, im Grunde besser: Darauf sitze es sich bequemer als rittlings auf einem Schlitten im Schoß des Hundeführers. Und beim Wagen dürfen die Kunden selbst das Steuer übernehmen. "Wer Fahrrad fahren kann", sagt Bähr, "der kann auch so einen Wagen steuern."
Familienrat stimmte gegen Huskys
Was noch aus der Lenzkircher Zeit "Huskytouren Hochschwarzwald" heißt, war zum Broterwerb nie gedacht. "Wir wollten Beratungsstelle sein für Menschen, die sich einen Husky anschaffen wollen", erklärt Bähr. Zu oft komme es vor, dass Hundefreunde den Tieren nicht gerecht werden können . "Das sind Sporthunde", warnt der Experte. "Wer nur mal morgens mit dem Husky zum Bäcker geht, sollte sich lieber für eine andere Rasse entscheiden." Mindestens eine Stunde täglich für intensive Bewegung müsse man sich Zeit nehmen, damit das Tier seine Grundenergie so loswerden kann, dass es sich wohl fühlt.
Die Faszination von Huskys kann Bähr jedoch gut nachvollziehen, schließlich ist er ihr selbst seit langem erlegen. Schon als Kind hatte er sich einen Husky gewünscht, lange vergeblich. Der Familienrat, Frau Sandra und die Söhne Niclas (heute 18) und Kevin (21) stimmten vor Jahren für einen Berner Sennenhund, es stand drei gegen einen. Erst später gestattete die Familie dem Vater den sehnsüchtig gewünschten Husky. Ein Dammbruch: Zur Hündin Luna gesellte sich bald der Rüde Koda – zügig stellte sich Nachwuchs ein, von da an ging es Schritt für Schritt weiter.
Weil er es bei seinen Kunden abfragt, weiß Sascha Bähr, dass er mit seinem Angebot pro Jahr für immerhin 500 bis 600 Übernachtungen in Hotels und Pensionen der Region sorgt. Die Gäste reisen aus der gesamten Republik oder aus der Schweiz an. Für Schwerstkranke oder Behinderte macht Sascha Bähr eine Tour auch mal gratis. "Ich kann jedem die Tour anpassen", sagt er. "Nur sitzen muss man können."