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Ho ho ho!

In Breitnau ist der Nikolaus eine Frau

Heute ist es wieder soweit: Mit goldenem Buch und rotem Mantel steht ein weißbärtiger, älterer Mann vor vielen Türen. In Breitnau verhält sich die Sache aber etwas anders.  

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Susanne Kreutz als Nikolaus  | Foto: privat
Susanne Kreutz als Nikolaus Foto: privat
Voller Freude und ganz gespannt erwarten die Kinder den Nikolaus. In Breitnau ist der Nikolaus eine Frau und heißt in Wirklichkeit Susanne Kreutz. Carolin Scheidel hat mit ihr gesprochen.

BZ: Frau Kreutz, wie sind Sie zu Ihrem Job als Nikolaus gekommen?
Kreutz: Das ist erst mein zweites Jahr. Ich wollte schon immer gerne mal einen Nikolaus spielen. Bis vor zwei Jahren war mein Sohn aber noch im Kindergarten, da war das nie ein Thema. Letztes Jahr ist er dann in die erste Klasse gekommen. Da habe ich gedacht, ich frage einfach mal im Kindergarten nach, ob sie einen Nikolaus brauchen. Im Kindergarten haben sie gerne ja gesagt, weil viele Väter berufstätig sind und keine Zeit haben. Es scheint ihnen das letzte Mal auch gefallen zu haben – schließlich haben sie mich dieses Jahr wieder gefragt.

BZ: Schauspielern Sie denn gerne?
Kreutz: Ja, ich bin auch bei der Breitnauer Bauernbühne dabei und liebe es, mich zu verkleiden und zu schauspielern. Auch im Bekanntenkreis verkleide ich mich manchmal als Nikolaus.
Zur Person

Susanne Kreutz (42) aus Breitnau verkleidet sich auch in diesem Jahr wieder als Nikolaus. Sie ist Realschullehrerin in Donaueschingen und hat vier Kinder.

BZ: Worin liegt beim Nikolaus-Spiel die Herausforderung?
Kreutz: Es ist herausfordernd, einen älteren Mann darzustellen und alles dafür zu tun, damit mich keiner erkennt. Für mich ist die Bühnenerfahrung von Vorteil, denn es kommen oft spontane Fragen von Kindern, auf die man schnell antworten muss. Natürlich fordern mich die Nikolausbesuche auch zeitlich heraus, da ich privat sehr eingespannt bin.



BZ: Was gehört zur Nikolaus-Verkleidung dazu?
Kreutz: Ein goldenes Buch, das stellt der Kindergarten. Dann gibt es den Stab und ein Kreuz, das man um den Hals trägt. Die Mütze, die Mitra heißt, einen Umhang und eine Stola sowie Stiefel gehören auch dazu. Ich polstere mich aus, trage eine Jacke drunter und verstelle die Stimme, so dass diese männlich klingt. Und natürlich trage ich einen Bart.

BZ: Merken denn die Kinder, dass sie ein weiblicher Nikolaus sind?
Kreutz: Letztes Jahr habe ich Nachbarskinder gefragt, ob bei ihnen heute der Nikolaus war. Sie meinten ja, aber sie würden glauben, dass es dieses Mal eine Frau war. Sie hätten das an den Händen erkannt. Deshalb habe ich in diesem Jahr weiße Handschuhe besorgt. Die Stimme verstelle ich natürlich weiterhin.

BZ: Gibt es einen Unterschied zwischen einem männlichen und einem weiblichen Nikolaus?
Kreutz: Nein, das glaube ich nicht. Das ist Typsache.
BZ: Was macht das Nikolaus-Dasein unvergleichlich?
Kreutz: Man spürt diese Spannung und sieht die Vorfreude in den Augen der Kinder. Es ist unglaublich, wie sehr der Nikolaus sie bewegt. Alle Kinder sind mucksmäuschenstill und haben ein bisschen Respekt – selbst, wenn sie von einem ganz lieben Nikolaus Besuch bekommen. Ich war fasziniert und tief gerührt, wie sehr sich die Kinder gefreut haben. Ich habe selbst vier Kinder und die zwei Kleinsten glauben auch noch an den Nikolaus.

BZ: Den spielen aber nicht Sie, oder?
Kreutz: Nein, zu uns nach Hause kommt ein Freund, der sich als Nikolaus verkleidet.
Am Nikolaustag sind wieder zahlreiche Nikoläuse unterwegs und überraschen Kinder. Olaf Michel verrät im Interview, was er in einem Workshop dazu gelernt hat.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 06. Dezember 2019: PDF-Version herunterladen

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