Hörproben von der neuen Vielfalt

Im Musikprojekt "I show you!" stehen Flüchtlinge auf der Bühne.  

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Jan F. Kurth  | Foto: Michael bamberger
Jan F. Kurth Foto: Michael bamberger

Manchmal hat Maher Youssef (37) früher in Syrien gesungen – mit Freunden. Jetzt steht er zum ersten Mal auf der Bühne, so wie Alaa Aldin Alswild (32) und 13 andere Männer, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. Manche sind professionelle Musiker, andere hatten nie viel mit Musik zu tun. Zusammengebracht hat sie der Musiker Jan F. Kurth (33), der mit vier Kollegen im E-Werk das Projekt "I show you!" auf die Beine gestellt hat.

Alles ist flexibel und wenig planbar. Das ist das Wichtigste, was Jan F. Kurth gelernt hat im vergangenen halben Jahr. Denn so sind die Lebenssituationen der Menschen, mit denen er Musik macht: Unklar, von unberechenbaren Veränderungen und existentiellen Problemen geprägt – was wird aus dem ersehnten Aufenthaltsstatus, wo gibt es Deutschkurse und Arbeit, wie lassen sich traumatische Erlebnisse verarbeiten? Da ist es klar, dass sich manche Ideen nicht wie geplant durchsetzen ließen – zum Beispiel das Ziel, einen Chor in der Flüchtlingsunterkunft Bissierstraße zu etablieren.

Und manchmal gibt es Wichtigeres, als pünktlich zur Probe zu erscheinen. Am Donnerstagnachmittag sind nur zwei Männer gleich zum Probenbeginn da: Maher Youssef und Alaa Aldin Alswild, beide aus Syrien. Alaa Aldin Alswild ist Geologe, seit neun Monaten hier, lernt in einem Projekt des Jobcenters Deutsch und wohnt in der Flüchtlingsunterkunft an der Mooswaldallee. Maher Youssef ist Schneider, kam vor knapp einem Jahr in Deutschland an und lebt in Umkirch. Jetzt stehen sie auf der Bühne, singen auf Arabisch, Ahmed Abdelai begleitet sie auf seiner Oud – er ist einer der vier professionellen Kollegen von Jan F. Kurth, stammt aus Algerien und lebt schon lange in Freiburg. Er war als Mittler besonders wichtig, sagt Kurth, nicht nur, weil er Arabisch spricht, sondern auch musikalisch: Er konnte Brücken bauen zwischen traditioneller orientalischer Musik und neuen europäischen Einflüssen. Anfangs waren Musiker aus vielen verschiedenen Ländern dabei, mittlerweile sind die Schwerpunkte der Orient und Westafrika. Beim Konzert am Samstag mischen sich Volksmusik, Rap, HipHop, Gedichtrezitationen und neu Entstandenes.

"Das zeigt den ungeheuren kulturellen Reichtum, der mit diesen Menschen bei uns ankommt", sagt Jan Kurth. "Das sind tolle Menschen, von denen wir profitieren." Für ihn war sofort klar, dass er mitmachen würde, als die E-Werk-Geschäftsführerin Laila Koller ihn vor knapp einem Jahr gefragt hatte. Er stammt aus Köln, lebt seit sechs Jahren in Freiburg und hat unter anderem Gesang, Blockflöte und Musikpädagogik studiert. Durch syrische Kollegen war ihm das Thema Flucht vertraut, nun war er neugierig: "Was bringen die Leute mit?" Durch Sozialarbeiter knüpfte er Kontakte, nachdem Anfang des Jahres die Finanzierungszusage vom Innovationsfonds Baden-Württemberg kam. Jan F. Kurth möchte das Projekt fortsetzen. Dafür braucht er wieder eine Finanzierung.

Tag der deutschen Vielfalt: Samstag, 3. Oktober, im E-Werk, Eschholzstraße 77. Ab 20 Uhr treten Jan F. Kurth und seine Kollegen mit ihrem Projekt "I show you!" auf. Eintritt 15 Euro, ermäßigt 10 Euro, für Bewohner von Flüchtlingsunterkünften frei. Davor ab 11 Uhr: Podiumsdiskussion "Kulturprojekte mit Flüchtlingen" (Eintritt frei), 16 Uhr Film "Menschen" von Gregory Darcy, mit Gespräch mit dem Regisseur (Eintritt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Flüchtlinge frei), 18 Uhr: "Made in Germany", Aufführung des internationalen Cargo-Theaters (10 Euro, ermäßigt 7 Euro, für Flüchtlinge frei).

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