Schleswig-Holstein
Halligen rüsten sich gegen Klimawandel
Wegen des steigenden Meeresspiegels verstärkt Schleswig-Holstein den Küstenschutz und schüttet die Warften mit Sand auf.
dpa
Mi, 30. Sep 2020, 20:30 Uhr
Panorama
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Es geht um die Zukunft eines ganzen Lebensraums: Auf den Halligen im Wattenmeer müssen Warften verstärkt werden, um Menschen und Natur zu schützen.
Verstärkte Warften sollen helfen, dass die Halligen dem Klimawandel trotzen können und Bewohner nicht wegziehen, sondern neue kommen. Doch das Vorhaben auf Langeneß ist ins Stocken geraten. Das liegt am Sand. Mit 73 000 Kubikmetern aus der Nordsee hatte Projektleiterin Annemarie Lübcke gerechnet, bis Ende 2019 waren es 93 000 Kubikmeter, im Frühjahr wurden noch einmal 5000 geholt. "Dann stellte sich heraus, dass immer noch 10 000 Kubikmeter fehlen", schildert Lübcke. "Wegen des fehlenden Sandes bekommen wir die Warft dieses Jahr nicht fertig."
Das hat Folgen: Wegen der im Herbst und Winter üblichen Sturmfluten muss die Baustelle vorsorglich ab- und im Frühjahr neu aufgebaut werden. Und die Kosten steigen von ursprünglich 7,2 auf eventuell 9 Millionen Euro. "Es hakt an manchen Ecken und Kanten", sagt Bürgermeisterin Hinrichsen. Insgesamt aber komme man gut voran. Bei Pilotprojekten passiere auch mal Unvorhergesehenes.
Weiße Wolken ziehen an diesem Tag über die Hallig, der Wind pfeift, Schafe und Kühe grasen in der Nähe. Hektik ist weit weg, aber das Internet ist richtig schnell. Ein idealer Platz für Homeoffice in aller Ruhe. Aber die Abgeschiedenheit muss man aushalten können, auch in einem grauen November. An die 300 Menschen leben in der Halligwelt, 110 auf Langeneß mit seinen 18 Warften.
Die Warft Treuberg gehört zum Landesprojekt Hallig 2050. Es wurde Anfang 2016 von der Landesregierung von Schleswig-Holstein angestoßen, um die Halligen dauerhaft lebensfähig zu halten. Orkantief Xaver hatte im Winter 2013 gewütet und die Halligen akut gefährdet. Das 30-Millionen-Programm ist auf lange Fristen angelegt. Träger der Warftverstärkungen sind die Gemeinden; das Land bringt 95 Prozent der Kosten auf.
"Schön, dass uns das Land so unterstützt", sagt Hinrichsen, die seit 40 Jahren hier lebt. "Wir müssen dem Klimawandel begegnen." 20 Mal wird Langeneß im Jahr überflutet; mit steigendem Meeresspiegel kann das öfter passieren und gefährlicher werden. Tobt der "Blanke Hans", ragen nur noch die Warften mit den erhöht stehenden Gebäuden aus dem Wasser. Die derzeit unbewohnte Treuberg-Warft wird von einst 3,8 bis 4,2 Metern auf 5,9 Meter erhöht. Darauf sollen die "Hochbauten" errichtet werden.
Seit 2013 hat Langeneß keinen Einkaufsladen, auch deshalb ist die neue Warft wichtig. Derzeit wird die Hallig zweimal die Woche vom Festland beliefert, im Winter einmal. "Das hält viele ab, länger zu bleiben", sagt Hinrichsen. Heute kommen Gäste im Schnitt für fünf Tage, früher waren es ein, zwei mehr. 25 000 bis 26 000 Übernachtungsgäste zählt Langeneß im Jahr, sagt Tourismusbüro-Leiterin Alina Ciesielski. Es waren in Spitzenzeiten auch schon 30 000. Weil die Bevölkerung geschrumpft ist, ist der geplante Dauerwohnraum auf Treuberg so wichtig. Zurzeit zählt Langeneß nur ein Kita-Kind, es waren mal zehn.
Die bewohnten Warften auf den Halligen waren bis 2007 schon mit einem Aufwand von 18 Millionen Euro verstärkt worden, aber das reichte nicht. Auf der von 100 Menschen bewohnten Hallig Hooge ist die Verstärkung der vergleichsweise großen Hanswarft noch nicht fertig wie geplant. "Wir gehen da jetzt in das dritte Jahr", sagt Projektleiterin Lübcke. Weitere Pilotprojekte zur Warftverstärkung betreffen Nordstrandischmoor und Gr öde.
Die Arbeiten auf den Halligen dienen im Übrigen nicht nur dem Schutz der dor t Lebenden. Denn Inseln und Halligen nehmen den Sturmfluten Energie und schützen so auch die Menschen an der Festland-Küste mit.
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