Große Fingerfertigkeit auf 61 Saiten
Eine außerordentlich interessante Veranstaltung haben am Samstagabend die Musikfreunde Ettenheim ihren Gästen geboten. Das Ensemble Sixty1strings spielte Musik aus vier Jahrhunderten auf Gitarre, Mandoline und Harfe.
Die Barockgitarre nimmt diese melancholische Stimmung auf, doch die Sopranlaute platzt munter dazwischen und bestimmt vorlaut, hell und heiter die Melodie. Ähnlich plappert die Laute beim Florentiner Komponisten Carlo Arrigoni unbefangen los, während Harfe und Gitarre für steigende Dynamik und kräftige Akkorde sorgen. Seine Melodien haben für den Siegeszug der Mandoline an den europäischen Höfen gesorgt, erläuterte die Gitarristin Negin Habibi. Sie stammt aus Teheran, hat 2013 mit der Harfenistin Konstanze Kuß das Ensemble gegründet und 2015 mit der russischen Mandolistin Ekaterina Solovey komplettiert. Alle drei Hochschulabsolventinnen sind mehrfach ausgezeichnet.
Heiter muss das Leben an den Höfen des Adels gewesen sein, das wurde jedenfalls in der Komposition von Francois Le Cocq deutlich, dessen französische Tonsetzung viel Raffinesse und Variation erkennen ließ. Feinfühlig und präzise präsentierte Negin Habibi ihr Solo auf der Barockgitarre. Schwungvoll heiter dann das Concerto für Mandoline C-Dur RV 425 von Antonio Vivaldi, bei dem es schwerfiel, nicht selbst mitzuklatschen oder mitzuschreiten, so einladend dazu war die Musik. Bei einigen Titeln handele es sich um Transkriptionen, ergänzte Habibi, da die meisten Titel ursprünglich für Klavier geschrieben worden seien. Umso größer war das vielschichtige Klangerlebnis, das an den sechs Zupfinstrumenten geboten wurde. Das Publikum ließ sich davon hellauf begeistern. Für Domenico Scarlattis Sonata K 90 mussten gar sechs Saiten umgestimmt werden. Es war Musik, die nicht vom Tosenden und Brausenden lebt, sondern vom Gleichmaß, von der inneren Freude, von der Heiterkeit der Seele.
Nach der Pause kamen moderne Kompositionen von Raffaele Calace, Camille Saint-Saens "Aquarium" und auch Maurice Ravels "Laideronette" zum Vorspiel. Da zeigte sich die Tonsprache des Impressionismus und der Romantik, Mandoline und Harfe ließen ihre Klänge wie Sternenregen erscheinen. Das dumpfe Grollen der Konzertharfe setzte jedoch einen angemessenen Kontrast in Manuel de Fallas "Danza del Terror".
Überragende Fingerfertigkeit, Präzision und eine kluge Auswahl und Präsentation der Stücke haben zu einem großartigen Erlebnis in der Reihe des Ettenheimer Musiksommers geführt. Als Zugabe hatte das Ensemble Filmmusik von Alberto Iglesias und eine Komposition von Damian Marhulets im Instrumentenkoffer parat.
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