Geheimnis unter der Bettdecke: Mein Leben mit Enid Blyton
"Die schwarze Sieben", "Fünf Freunde", "Rätsel um...": Alexander Dick hat in seiner Kindheit die Bücher von Enid Blyton verschlungen. Und möchte der 125-Jährigen auf diesem Weg danke sagen.
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Für mich hieß sie lange Blüton – Enid Blüton. Na ja, erste Fremdsprache Latein … Aber im Grunde interessierte mich die Autorin weit weniger als die Welt, die sie erschaffen hatte. Kinder, die richtig gut befreundet waren und in ihrer Freizeit immer auf Geheimnisse und Rätsel stießen, die sie, oft mit letztem Einsatz und nicht selten dank eines Hundes, der sie begleitete, lösten. Zum Beispiel "Die schwarze Sieben", ein richtiger Geheimbund war das, der sich zu Keksen und Limonade traf. Alle hielten zusammen, einschließlich dem Cocker Spaniel Lump, der im englischen Original Scamper heißt. Aber die Fantasiewelt von Peter, Janet, Jack, Pam, Barbara und all den anderen lokalisierte ich ohnedies um mich herum. Ich brauchte auch eine Stabtaschenlampe, freilich in der Hauptsache, um eines der rund 100 Seiten starken Abenteuer am Stück unter der Bettdecke auszulesen. Besser waren da schon die "Fünf Freunde"-, "Geheimnis um..." und "Rätsel um..."-Reihen, weil da jeder Einzelband einen größeren Umfang hatte. In Dina Lynton, die wie ihr Bruder Robert aufs Internat ging, war ich ein wenig verliebt. Sie sagte immer so kluge Dinge, war sanftmütig und total hübsch. Jedenfalls in meiner Vorstellung. Bei der "Geheimnis"-Reihe musste ich immer lachen, wenn Ern, wie er in der ersten deutschen Übersetzung hieß, Gedichte schrieb und das Pösie nannte. Ich erzählte meinen Eltern von diesen sechs Spürnasen, etwa von ihrem Anführer, der nicht nur klug war und sich gut verkleiden konnte, sondern so gerne Bäjser aß. Baiser heiße das, korrigierte Mutter und machte meine vermeintliche Annäherung an die Geheimnisse des Englischen zunichte. Die Welt der rund 700 Jugendbücher Enid Blytons hatte mich tief aufgesogen, sogar "Hanni und Nanni" mussten herhalten, wenn alle anderen Bände aus der Klassenbibliothek ausgelesen waren. Viel Kritik hat das literarische Werk der Britin erfahren: zu simpel, undifferenziert und natürlich auch rassistisch und sexistisch. Dabei wollte ihre Georgina aus "Fünf Freunde" lieber ein Junge sein und war die Klügste von allen. In einer Welt, in der am Ende die Kinder dafür sorgten, dass sie weiter heil sein durfte. Danke, Enid.
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