Schweden
Ganz Schweden jagt die Elche – kaum Kritik im Land
In Schweden ist die Jagd auf Elche in vollem Gange. An dem Volkssport nehmen rund 300.000 Jäger teil. Darunter auch Kinder und Greise. Auch immer mehr Frauen finden gefallen am Elchjagen. Kritik gibt es kaum.
Mi, 16. Sep 2015, 0:01 Uhr
Panorama
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Insgesamt werden in dieser Jagdsaison bis Ende Januar rund 87 000 Elche sterben. "Es gibt derzeit insgesamt rund 400 000 Elche, also mehr als genug", sagt Per Zakariasson vom Jägerverband. Die Elchjagd ist in Schweden durch alle sozialen Schichten hindurch ein sehr beliebter Volkssport. "Es ist ein richtiges Volksfest", sagt Zakariasson.
können gefährlich werden
"Mein Vater hat mich das erste Mal mit elf Jahren mitgenommen. Das war beeindruckend. Dieses Gemeinschaftserlebnis. Und dann diese riesigen Tiere", sagt die 24-jährige Jessica Gard, Personalmanagementstudentin im nordschwedischen Luleå. Ihr Vater ist Arbeiter beim Nutzfahrzeughersteller Scania. Die Elchjagd findet in ihrer Familie schon seit unzähligen Generationen statt.
Auf der diesjährigen Elchjagd hat Jessica schon einen Elch geschossen. "Wir saßen im Wald und plötzlich sah ich auf dem GPS, dass unser Hund Richtung Gewässer rannte. Wir rannten hinterher und sahen einen Elch, der versuchte, durch das Wasser zu flüchten – das war Action", sagt sie. "Dieses Gefühl, einen Elch zu töten, aber eben nicht nur das Töten, sondern alles ringsherum, die Vorbereitung und die Zeit im Wald, das Jagdteam, das ist ein wunderbares Gefühl."
Auch mit der zunehmenden Digitalisierung und dem ständigen Hocken vor Computern werde die Elchjagd gerade auch für jüngere Menschen immer mehr zu einem Ausgleich, so Jessica. Den Schweden versüßt sie zudem pünktlich zum Herbstbeginn die allgemeine Wehmut darüber, dass der Sommer zu Ende ist und ein langer dunkler schwedischer Winter anbricht.
Derzeit sind die Zeitungen voll von der diesjährigen Elchjagd. Es werden unzählige Kochrezepte für Elchfleisch dargeboten und Lebensgeschichten von Jägern erzählt. Da ist etwa Jäger Arvid Grahn aus dem nordschwedischen Lycksele, der schon seit 1938 an der Elchjagd teilnimmt, und der in diesem Jahr laut dem Internet-Jagdblog der Lokalzeitung VK seine allerletzten Elche erlegen wird. Auch viele Kinder folgen den Eltern in Jagdmontur, mit Funkgerät und Ohrenschutz. Manche Kinder sind dabei gerade mal sechs Jahre alt.
Dass die Elchjagd grausam sei, finden Jessica und viele andere an sich tierliebende und umweltbewusste Schweden nicht. "Es ist viel ökologischer und ehrlicher, im Wald selbst ein Tier zu erlegen und es zu essen, statt in den Supermarkt zu gehen, um abgepacktes Fleisch von weither zu kaufen", sagt sie. Während die Wolfsjagd in Schweden für viel Kritik gesorgt hat, weil deren Fortbestand als gefährdet angesehen wird, ist das mit den Elchen anders. Der Jagdverband und die Jagdaufsicht unterstreichen, dass es zu viele Elche in Schwedens Wäldern gibt. Von deren natürlichen Feinden, den Bären und Wölfen, gibt es leider immer weniger im Königreich. Wenn die Elchanzahl nicht jedes Jahr reduziert würde, gäbe es gewaltige Probleme.
Zum einen kommt es immer wieder zu Unfällen auf Landstraßen, wenn Elche vor Autos laufen. Bei zwei Dritteln aller Autounfälle in Schweden sind laut Schätzung des Automobilverbandes Wildstiere involviert. Rund 6000 Unfälle im Jahr haben mit Elchen zu tun. In Schweden wird gar ein schriller elchabschreckender Ton getestet, der durch Scheinwerferlicht an den Straßenseiten ausgelöst wird, um Unfälle zu vermindern.
Zudem gelten Elche den Wald- und Landeigentümern als Ärgernis, weil sie junge Bäume zerstören. Etwas seltener kommen jedes Jahr auch Zwischenfälle mit betrunkenen Elchen vor. Die Tiere lieben herbstlich gegorenes Fallobst, wie Äpfel. Ähnlich wie Zweibeiner werden einige der scheuen Tiere vom Alkohol sehr aggressiv. So randalieren sie manchmal in Vorgärten und einmal machten sie sogar in einem Altersheim Ärger.
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