Für die Solaranlage: Schüler und Lehrer liefen zu Höchstform auf
Beim Solar-Sponsorentag am Droste-Hülshoff-Gymnasium ging es laufend, radelnd und auf Bobbycars um jeden Cent: 16 000 Euro kamen zusammen.
JuZ-Mitarbeiter Fabian Vögtle
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"Es ist toll, dass so eine große Bereitschaft da war – bei Schülern, Lehrern und nicht zuletzt bei den Sponsoren – sich für die Sache einzubringen", freut sich Joachim von der Ruhr, Leiter der Solar-AG und Physiklehrer. Allerdings ist nicht bekannt, ob einige Sponsoren die Solar-AG tatsächlich so großzügig unterstützen wollten oder ob sie die Fitness der Schüler unterschätzt haben. Die rund 280 Schüler der fünften bis siebten Klassen hatten die Wahl, entweder mit ihren Bikes den Mooswald unsicher zu machen, sich auf Bobbycars und in Kartoffelsäcken hüpfend zu bewegen oder einfach nur zu rennen, was das Zeug hält. Im Voraus handelten sie mit ihren Sponsoren einen Festbetrag oder einen Betrag pro Runde aus. Was sich in manch einem Fall – zumindest für die Solarzellen auf dem Droste-Dach – positiv auswirkte.
Da hetzten beispielsweise Anika Plötze, Linda Suhm und Sara Trefzer aus der 7c mit ihren roten und gelben Flitzern 96 Runden durch einen 50 Meter Parcours. Das Ergebnis: Für jede Runde 1 Euro von den Eltern. Was alleine hierbei rumkommt, kann sich jeder selbst ausrechnen. Die sportlich eindrucksvollste Leistung gelang aber dem zwölfjährigen Ludwig Voß. Der talentierte Kicker vom VFR Merzhausen, der von sich ganz cool behauptet, er mache "nichts anderes außer Sport", lief in knapp drei Stunden 57 Runden. Das entspricht mehr als 30 Kilometern. "Ich bin selbst überrascht", kommentierte er bereits bei Runde 40, immer noch ohne Schweißperlen auf der Stirn. Oma und Opa werden es wohl auch kaum glauben. Sie zählen zu Ludwigs diversen Sponsoren, die nun tief in die Tasche greifen müssen.
"Die Kleinen machen uns etwas vor, da müssen wir uns ’ne Scheibe von abschneiden", resümierte Religionslehrer Stefan Schultz nachdenklich. Er selbst nahm am Prominentenlauf teil, der zwar keine wahren Promis zu bieten hatte, dafür aber laufstarke Schüler ab der achten Klasse, motivierte Lehrer und einen Hausmeister für alle Fälle. Dieser enttarnte sich nicht nur als Sportskanone, sondern verteilte auch an seine Kontrahenten das früher einmal für Tennisspieler und heute angeblich für Boxer erlaubte Dopingmittel Milchschnitte. Super!
Auf der Laufbahn spielte sich in der Zwischenzeit so einiges ab. So legte Schultz trotz Knieproblemen nochmals einen Zahn drauf, da Kollegin Susanne Schmollinger, topfite Italienischlehrerin, für ihren versprochen Sponsorenbeitrag – dessen Höhe nicht verraten wurde – noch ein bisschen mehr von seiner Sportlichkeit sehen wollte. Beide boten den euphorischen Zuschauern am Streckenrand so einiges. Leider traten mit ihnen nur acht weitere Kollegen an. "Ich hätte mir mehr gewünscht", ärgerte sich Sportlehrer Tim Köhler und meinte damit wohl seine sich zierenden Sportlehrerkollegen. Trotzdem hatten alle Beteiligten ihren Spaß. "Super Temperatur, gute Stimmung, müsste öfter sein", war dann auch das Fazit des völlig erschöpft ins Ziel kommenden Schultz. Zwar kann man so einen Tag nicht jeden Monat ins Leben rufen. Aber über eine Fortsetzung im nächsten Jahr haben sich die Organisatoren der Solar-AG, ohne die das sportliche Event nicht hätte realisiert werden können, sicher schon Gedanken gemacht. Nun kann sich das Droste mit der großen Finanzspritze aber erstmal weitere drei Kilowatt an Solaranlagen leisten. "Das erspart uns und der Umwelt 30 Jahre lang jedes Jahr zwei Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß", erklärt der 49-jährige Mitorganisator Joachim von der Ruhr. Unter anderem dadurch würde die Stadt Freiburg als Solarenergie-Standort ihren Vorsprung in der Solarbundesliga deutlich ausbauen und im kommenden Jahr mit Sicherheit in die Champions League einziehen.
Die Erinnerungen wach halten
Die jüdische Familie Bloch aus Haifa machte sich in Eichstetten auf die Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren.
EICHSTETTEN. Gerhard Kiechle war sichtlich bewegt. "Ich freue mich sehr, dass ich Sie willkommen heißen kann", sagte er am Samstag an Daggi, Miriam und Noga Bloch gerichtet. Die Familie war aus dem israelischen Haifa in den Breisgau gekommen, um ihren Vorfahren zu gedenken. Daggi Blochs Großeltern Gustav und Mathilde Bloch und ihre Söhne Maier Max und Hermann waren im Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert worden. An sie erinnern seit dem 8. April Stolpersteine aus der Werkstatt des Kölner Künstlers Gunter Demnig.
Der Arbeitskreis jüdische Geschichte im Heimat- und Geschichtsverein Eichstetten hatte den Wunsch Daggi Blochs aufgegriffen, die vier Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus seiner Großeltern in der Hauptstraße verlegen zu lassen, Bürgerinnen und Bürger haben das Geld dafür gespendet. Gustav Bloch war gebürtiger Eichstetter und wie die meisten hiesigen Juden von Beruf Viehhändler.Erst 1809 machte das Großherzogtum Baden seine Untertanen "mosaischen Glaubens" zu "erbfreien Staatsbürgern" und verlieh ihnen 1862 durch das "Gesetz über die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten" die Gemeindebürgerrechte. Vor 1809 mussten Juden eine Sondersteuer bezahlen, waren nicht wehrfähig, durften keinen Grund und Boden erwerben und konnten deshalb keine Landwirte sein. Das Aufkommen christlicher Handwerkerzünfte und Kaufmannsgilden hat sie auch von diesen Berufen ausgeschlossen. Tagelöhnerei, der Geldverleih und eben der Viehhandel waren deshalb über Jahrhunderte hinweg ihre einzigsten Einkommensmöglichkeiten.
Gustav Bloch musste im März 1937 sein Geschäft aufgeben. Die zunehmende Ausgrenzung hatte ihm die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Am 22. Oktober 1940 wurden er und seine Frau zusammen mit den anderen Juden aus Eichstetten ins Konzentrationslager Gurs deportiert. Dort trafen sie ihre Söhne Maier Max und Hermann wieder, ebenso ihre Tochter Margarethe, die aus Paris verschleppt worden war.
Ihr jüngster Sohn Ludwig war bereits Mitte der 30er-Jahre nach Palästina ausgewandert. Er sollte Daggi Blochs Vater werden. Margarethe Bloch gebar im Lager ein Kind, konnte mit ihm entkommen und später nach Kanada emigrieren. Mathilde Bloch war am 18. Dezember im Alter von 64 Jahren in Gurs umgekommen, ihr Grab steht auf dem Friedhof des Konzentrationslagers. Gustav, Maier Max und Hermann Bloch wurden am 10. August 1942 von Gurs über Paris nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Zusammen mit seinem Sohn Orin war Daggi Bloch schon 1991 nach Eichstetten, gekommen, um das Haus seiner Großeltern zu sehen. Er habe geklingelt und die Bewohner gebeten, sich umsehen zu dürfen. Später zeigte er auch seiner Tochter Noga den Ort, wo ihr Großvater Ludwig zur Welt gekommen und aufgewachsen war, wo er mit seinen Freunden gespielt und den Sabbat gefeiert hat und zur Schule gegangen war.
nahe."
Daggi Bloch
Er, seine Frau und seine Tochter wohnen während ihres Aufenthalts im Haus von Eva und Manfred Pelz, die dem Arbeitskreis jüdische Geschichte im Eichstetter Heimat- und Geschichtsvereins angehören. Die beiden Familien haben sich angefreundet und freuen sich auf den künftigen Austausch. "Das Wissen um das Schreckliche, was zwischen 1933 und 1945 mit den Juden in Europa passiert ist, berührt uns zutiefst und fortwährend", sagt der 56-Jährige, "aber wir können nicht die, die heute in Deutschland leben, dafür verantwortlich machen."
Die Erinnerung an die jüdische Gemeinde Eichstettens und ihren Untergang im Dritten Reich wach zu halten – sie war mehr als 200 Jahre hinweg ins Dorfleben eingebunden – sieht Bürgermeister Gerhard Kiechle als wichtige Aufgabe an. "Das gebietet der Respekt vor den Opfern und verhindert, dass sich solches Geschehen wiederholt", sagte er beim Empfang im Rathaus für die Familie Bloch mit ihren Gastgebern und Werner Rinklin, dem Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins.
Mit dabei waren die Historikerin Christina Weiblen – die seit 1992 zur ehemaligen jüdischen Gemeinde Eichstetten forscht, einen Beitrag dazu im zweiten Band der Ortschronik verfasst und mit vielen jüdischen Nachfahren Verbindung hat – sowie Ursula Kügele aus Wittnau, die in Eichstetten aufgewachsen ist und im Gedenken an Abraham Dreifuß, einen Freund ihres Großvaters, 2003 den ersten Stolperstein im Dorf gestiftet hatte. Jetzt gibt es fünf, weitere sollen folgen.
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