Woche der Diakonie
Freiburger Projekt hilft Jugendlichen mit Migrationshintergrund, ihre Talente zu entdecken
Drei Fragen an Wilma Ludena, Mentorin im Projekt "Create your future" für junge Menschen
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Unter dem Motto "Kommt gut an" wirbt die Diakonie Baden-Württemberg ab heute in der "Woche der Diakonie" für ihre sozialen Projekte. Seit Februar unterstützen Spendengelder auch das Freiburger Projekt "Create your future – Gestalte deine Zukunft". Junge Erwachsene begleiten Jugendliche mit Migrationshintergrund aus Weingarten und gehen gemeinsam einem Hobby nach. Auch Tandems mit Flüchtlingen sind geplant. Sina Vogt sprach mit Wilma Ludena (29), einer Mentorin, die selbst aus Ecuador kommt.
Ludena: Nein, ich bin in Ecuador aufgewachsen, so etwas gab es dort nicht, oder ich wusste nichts davon. Ich bin 2009 als Au-pair nach Deutschland gekommen. Meine beste Freundin in Ecuador kam aus Konstanz. Sie hat mir Deutsch beigebracht. Dann habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt – zufälligerweise auch ein Deutscher. Als meine Au-pair-Zeit zu Ende ging, hat er mir einen Antrag gemacht. Mit dieser Entscheidung gingen dann viele weitere Entscheidungen einher, wie beispielsweise "Soziale Arbeit" zu studieren und mein Leben hier aufzubauen. Durch die Jugendarbeit habe ich gemerkt, dass sich viele Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht als Teil der Gesellschaft fühlen, weil sie von ihr oft in eine Schublade gesteckt werden. Deshalb wollte ich das Projekt unterstützen. Ich versuche, den Jugendlichen ganz sanft zu zeigen, dass sie mehrere Identitäten haben können und dass ihr Migrationshintergrund eine Ressource darstellt. Leider ist das sehr schwer. Obwohl sie schon hier geboren sind, teilweise schon in der vierten Generation hier leben, lautet die erste Frage an sie oft: "Woher kommst du eigentlich?" Mit meinem Mentee, einem 15-jährigen Mädchen, mit dem ich mich regelmäßig treffe, habe ich viele Gespräche darüber geführt und gemerkt, sie fühlt sich nicht als Deutsche. Sie ist im Irak geboren, aber hier aufgewachsen.
BZ: Wie verlief denn das erste Treffen? Waren Sie aufgeregt, ob Sie sich mögen?
Ludena: Beim Kennenlern-Treffen mit meinem Mentee vor über einem Jahr war ich ein bisschen aufgeregt, weil ich im Vergleich zu ihr nicht mehr so jung war. Ich hatte Angst, sie findet mich alt und uncool. Aber als ich sie traf, habe ich diese Sorgen automatisch vergessen. Unser Tandem wurde gegründet, weil wir beide gerne basteln. Inzwischen treffen wir uns einfach so und reden viel. Ich war auch schon bei ihr zu Hause in Weingarten und habe mit ihrer ganzen Familie gekocht.
BZ: Die Mentoren können die Jugendlichen mit Ihrer Erfahrung wie große Brüder oder Schwestern unterstützen. Haben Sie auch etwas von Ihrem Mentee gelernt?
Ludena: Ja, ganz viele Kleinigkeiten. Das Mädchen trägt für ihre 15 Jahre viel Verantwortung. Neben der Schule muss sie Sachen für ihre Mutter erledigen und auf ihre Geschwister aufpassen. Erst durch sie wurde mir bewusst, dass es bei mir auch so war, dass wir beide zu schnell erwachsen werden mussten. Ich habe mich in ihr wiedererkannt. Gleichzeitig bin ich von ihrer Kreativität beeindruckt. Sie verkauft zum Beispiel ihre Klamotten, um ihr Taschengeld aufzubessern. Auf so eine Idee wäre ich nicht gekommen.
Create your future
Ziel von "Create your future" ist es, junge Flüchtlinge und Jugendliche mit Migrationshintergrund aus dem Freiburger Stadtteil Weingarten zwischen 12 und 18 Jahren dabei zu unterstützen, ihre Talente, Fähigkeiten und Interessen zu nutzen und weiterzuentwickeln.Begleiter auf diesem Weg sind junge Erwachsene zwischen 19 und 28 Jahren aus ganz Freiburg, die mit den Jugendlichen Zweier-Teams – Tandems – oder Gruppen bilden. Sie treffen sich, um gemeinsam einem Thema nachzugehen, für das sich beide interessieren. Sie treffen sich in der Regel über einen längeren Zeitraum einmal in der Woche.
Von November 2013 bis Januar 2016 wurde "Create your future" durch das Bundesamt für Migration und Integration gefördert. Ab Februar 2016 wird das Projekt über "die Woche der Diakonie" und durch das Programm "Modellprojekte junge Flüchtlinge" der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Baden-Württemberg unterstützt.
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