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Interview

Freiburger Professorin: "Scham ist die Hüterin der Würde"

BZ-Abo Es ist eines der unangenehmsten Gefühle, das wir kennen: sich zu schämen. Wir wünschen, der Boden würde sich auftun, so dass wir darin versinken können. Dabei hat die Scham durchaus ihre guten Seiten.  

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Genau hinschauen, statt sich zu verste... kann einiges über sich selbst lernen.  | Foto: koldunova_anna  (stock.adobe.com)
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Genau hinschauen, statt sich zu verstecken: Wer innehält, um der eigenen Scham auf die Spur zu kommen, kann einiges über sich selbst lernen. Foto: koldunova_anna  (stock.adobe.com)
Der Boden möge sich auftun, damit man darin versinken kann – wer sich schämt, will gerne eins: möglichst schnell weg von diesem unangenehmen Gefühl. Dabei ist Scham eine Emotion, die uns schützt und einiges über uns selber lehrt, sagt die Schamforscherin Ursula Immenschuh.
BZ: Frau Immenschuh, wissen Sie noch, wann Sie sich das letzte Mal geschämt haben?
Immenschuh: Ich bin sicher, dass ich mich jeden Tag schäme. Das Interessante ist ja, dass wir oft gar nicht die Scham an sich wahrnehmen, sondern nur die Schamabwehr. Da hätten wir schon mal ein konkretes Charakteristikum der Scham.
BZ: Fangen wir mal vorne an: Was genau ist Scham?
Immenschuh: Eine abgrundtiefe Emotion, die neurophysiologisch in derselben Hirnregion verortet ist wie Angst und Schmerz. Wie massiv wir Scham empfinden, zeigt sich an der starken körperlichen Reaktion: Wir zittern, wir werden rot, uns bleibt die Spucke weg und wir wollen im Boden versinken. Wir wollen uns abschotten und bloß nicht von anderen gesehen werden, Scham ist also eine sehr stark soziale Emotion. Sie ist übrigens so heftig und akut, dass wir in dem Moment, wenn wir sagen "Ich schäme mich", uns eigentlich schon nicht mehr schämen. Nur die wenigsten, sehr reflektierten und schambewussten Menschen können das wirklich direkt in der beschämenden Situation realisieren. Ich ...

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