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Freiburger Elisabethschwestern kämpfen gegen Corona-Lage in Indien an
Lincy Poonoly, Oberin der Freiburger Elisabethschwestern, hat kürzlich das Corona-Elende in ihrer Heimat Indien miterlebt. Inzwischen sind Bekannte von ihr gestorben – und das Geld wird knapp.
Sa, 5. Jun 2021, 11:00 Uhr
Freiburg
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Fast jeden Tag kommen traurige Nachrichten bei ihr an: Vor kurzem hat Schwester Lincy erfahren, dass der Priester, mit dem sie und die anderen Schwestern vor kurzem während ihres Indien-Aufenthalts täglich Gottesdienste abgehalten haben, jetzt an Corona gestorben ist. Sie kannte ihn seit langem. Auch ein Bischof, der die Projekte des Ordens begleitet hat, ist nach einem Monat im Krankenhaus nun tot. "Ich kenne viele, die an Corona gestorben sind", sagt sie: "Das ist sehr, sehr schmerzhaft."
Von den mehr als 100 Elisabethschwestern, die in Indien leben, waren 40 erkrankt, vier mussten im Krankenhaus behandelt werden. Zum Glück ist keine von ihnen gestorben. Die meisten seien jung, sagt Schwester Lincy, zwischen 25 und maximal 50 Jahren. Sie hat bis 2013 dort mit ihnen gelebt, sie ist 1983 nach ihrem Abitur in den Orden eingetreten. "Das war immer mein Wunsch", sagt sie.
Dass sie mal in Deutschland leben würde, hatte sie nie angestrebt. Doch 2013 wurde sie zur neuen Generaloberin der Elisabethschwestern gewählt, die ursprünglich im seit 2012 geschlossenen Freiburger Elisabethkrankenhaus im Einsatz waren. Inzwischen gibt es in Freiburg nur noch 25 Schwestern, von denen 18 aus Indien stammen. Die Kooperation mit Indien begann 1962. Schwester Lincy fiel ihr Abschied von Indien nicht leicht. "Aber beim Eintritt in einen Orden ist es klar, dass man akzeptiert, was die Gemeinschaft bestimmt", sagt sie.
Normalerweise ist sie einmal im Jahr in ihrer alten Heimat. Von Freiburg aus betreuen sie und die anderen Schwestern viele soziale Projekte in Indien. Diesmal war wegen Corona lange nicht klar, ob sich das Generalkapitel, das höchste Gremium der Schwestern, wirklich in Indien treffen sollte. Doch im März sei die Lage dort noch besser gewesen, sagt Schwester Lincy, deshalb hätten sie sich dafür entschieden, natürlich mit Quarantäne für alle. Sie ist zudem zwei Mal geimpft. Nach der Versammlung spitzte sich die Corona-Lage in Indien schnell immer mehr zu.
Nur bei einer der sechs Schulen der Schwestern für mehr als 7000 Kinder mit rund 300 Lehrern würden die Eltern noch Schulgeld zahlen, sagt Schwester Lincy. Bei den anderen seien die Einnahmen wegen der Umstellung auf Online-Unterricht weggebrochen. Bisher hätten die Gehälter der angestellten Lehrer noch irgendwie finanziert werden können mit Spenden von rund 50.000 Euro vom Freiburger Förderverein, dem Gehaltsverzicht aller Schwestern, die als Lehrerinnen arbeiten, und mit Rücklagen, die eigentlich für die Alters- und Krankheitsvorsorge, Ausbildungen oder Bauprojekte bestimmt waren. "Ab Juni weiß ich nicht, wie wir es weiter hinkriegen sollen", sagt Schwester Lincy. Eine Schule wurde zum Corona-Behandlungszentrum umfunktioniert, weil kein Krankenhaus in der Nähe ist. Die meisten Lehrer seien nicht nur wegen ihrer finanziellen Lage verzweifelt, sondern auch, weil nahe Angehörige an Corona starben. Dann seien da noch die vielen Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und sich an die Elisabethschwestern wenden, weil sie Lebensmittel und Medikamente brauchen.
Die Gemeinschaft der Elisabethschwestern wurde 1925 von der Freiburgerin Mathilde Otto gegründet, die unter anderem Referentin für Armen- und Familienpflege beim Deutschen Caritasverband war. Seit 1962 gehören indische Schwestern dazu und sind mittlerweile deutlich in der Mehrheit. Zurzeit hat der Freiburger Förderverein der Schwestern rund 90 Mitglieder (Mitgliedsbeitrag: ab 30 Euro im Jahr, Schulbesuch-Patenschaft für indische Mädchen: 30 Euro im Monat). Infos: www.elisabethschwestern.de
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