Arbeitszeit

Statistisches Bundesamt: Frauen arbeiten mehr als Männer

Männer haben mehr Freizeit – und Frauen arbeiten mehr. Das hat nun das Statistische Bundesamt herausgefunden. Allerdings werden dabei auch unbezahlte Jobs berücksichtigt.  

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Multitasking – können das wirklich nur Frauen? Foto: fotolia.com/Rudie
Männer haben hierzulande mehr Freizeit als Frauen. Denn sie arbeiten mit 44,5 Wochenstunden im Schnitt eine Stunde weniger als Frauen, hat das Statistische Bundesamt herausgefunden. Unter "Arbeit" verstehen die Forscher nicht nur Erwerbsarbeit, sondern auch unbezahlte Jobs. Männer verbringen weit mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Büro oder in der Fabrik. Frauen leisten zwei Drittel ihrer Arbeit unentgeltlich – sie kümmern sich überwiegend um die Kinder und den Haushalt. Aber die Arbeitsweise der Frauen nähert sich jener der Männer an.

Wer und was untersucht wurde
Kochen, schlafen, Erwerbsarbeit – zwischen den Sommern 2012 und 2013 dokumentierten 11 000 Menschen an drei vorgegebenen Tagen auf die Minute genau, womit sie ihre Zeit verbringen. Ihr persönlicher Stundenplan lässt sich laut Statistischem Bundesamt verallgemeinern und so Aussagen über die Gesamtbevölkerung zu. 2001/2002 wurden vergleichbare Daten erhoben und ausgewertet, sodass man Trends nachspüren kann. Unterschieden wird in Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit. Zu Letzterem zählen: ehrenamtliches Engagement, Hausarbeit, die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen.

Es wird alles in allem weniger gearbeitet als vor einer Dekade

Frauen wie Männer haben mehr Freizeit als früher. Im Schnitt verbringen beide weniger Zeit mit Arbeit als zu Beginn des Jahrhunderts. Über die gesamte erwachsene Bevölkerung gerechnet sank die Wochenarbeitszeit im Schnitt um fast eine Stunde auf etwas mehr als 45 Stunden.

Frauen arbeiten mehr als Männer, aber Väter mehr als Mütter
So wie vor gut einem Jahrzehnt arbeiten Frauen im Schnitt mehr als die Männer (siehe Grafik). Der Abstand zwischen beiden Geschlechtern hat sich binnen eines Jahrzehnts sogar noch leicht erhöht. Interessanterweise büßen die Männer mehr von ihrer Freizeit ein als die Frauen, sobald Nachwuchs ins Haus kommt. "Insgesamt wandten Väter gut zwei Stunden mehr auf als Mütter", so die Statistiker über die Gesamtarbeitsleistung beider Elternteile. Väter fühlen sich offenkundig überall zuständig. Sie arbeiten den Daten zufolge sieben Stunden mehr im Büro oder der Fabrik als Männer ohne Kind. Zudem helfen sie vier Stunden mehr im Haushalt als kinderlose Herren. "Die Männer übernehmen mehr Arbeit, stecken aber beruflich nicht zurück", stellt Bastian Roet vom Berufsverband Deutscher Soziologen fest. Druck bis zur Überlastung könne die Folge sein. "So schön es ist, Vater zu werden, es kommt noch ein Ding drauf", sagt der Soziologe. "Was sage ich dem Chef, wenn es heute Abend länger dauert?"

Kinder sind ein Arbeitsbeschaffungsprogramm
Kinder sind ein Beschäftigungsprogramm für ihre Eltern. Auf 58 Wochenstunden Arbeit bringen es Alleinerziehende- und Paarhaushalte. Kinderlose haben laut den Wiesbadener Statistikern satte zehn Stunden mehr Freizeit in der Woche.

Die moderne Frau macht alles
Zwar dominieren auch im 21. Jahrhundert klassische Rollenmuster die innerfamiliäre Arbeitsteilung. Allerdings ist das Modell "Vollerwerbs-mann mit Hausfrau" seltener anzutreffen. Wie gehabt wenden die Frauen zwar viel von ihrem Zeitbudget für unentgeltliche Arbeit auf, während bei Männern die Erwerbsarbeit im Vordergrund steht. Beide verbringen aber zunehmend Zeit mit Erwerbsarbeit.

Die unentgeltliche Arbeit geht zurück. Helfen die Männer trotz Gleichstellungsdebatte weniger in der Küche und im Kinderzimmer? Die Statistiker haben eine andere Erklärung: "Männer verwendeten 2012/ 2013 wöchentlich eine Stunde weniger auf Gartenarbeit, Tierpflege, Bauen und handwerkliche Tätigkeiten als 2001/2002." Deutlicher als bei den Männern sind die Änderungen im Rollenmuster der Frauen. Sie verbringen etwa drei Wochenstunden weniger mit unentgeltlicher Arbeit als vor einer Dekade, dafür aber fast drei Stunden mehr mit Erwerbsarbeit. Kein Wunder: Im Untersuchungszeitraum ist die Zahl der männlichen Erwerbstätigen nur leicht auf etwa 20,5 Millionen gestiegen, während die Zahl der weiblichen Erwerbstätigen um zwei Millionen auf mehr als 18 Millionen zulegte.

Die zunehmende Mehrfachbelastung der Frau sieht die Soziologin Corinna Onnen von der Uni Vechta kritisch. Denn die Männer steigerten ihre Beteiligung an der Kinderbetreuung nicht in dem Maße, wie die Frauen im Erwerbsleben aktiver würden. "Männer machen etwas mehr als noch vor ein paar Jahren", sagt sie zwar. Allerdings engagierten sie sich mehr in der Kinderbetreuung als im Haushalt und übernähmen da "nur die angenehmen Dinge wie spielen oder allenfalls mit Kindern einkaufen".

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