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Stress

Wie das Jugendtelefon Kindern und Jugendlichen helfen will

Imke Rötger ist Agentin für Sachbuchautoren und berät einmal die Woche Kinder und Jugendliche am Jugendtelefon. Im Interview erklärt sie, wie sie dabei helfen kann, Probleme zu lösen.  

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Die jüngsten Anrufer sind etwa 10 Jahre alt, die ältesten Mitte 20. Foto: privat
Einmal in der Woche ist Imke Rötger (56) für Kinder und Jugendliche da: Dann berät sie am Telefon alle, die jemanden zum Zuhören brauchen – anonym und kostenlos. Imke Rötger ist beruflich Agentin für Sachbuchautoren und -verlage und hat Anja Bochtler erzählt, warum sie sich 2015 beim Kinderschutzbund zur ehrenamtlichen Telefonberaterin hat ausbilden lassen.

Gab es in Ihrer Kindheit Situationen, in denen Sie sich ein Kinder- und Jugendtelefon gewünscht hätten?

Rötger: Diese Frage hat uns auch unsere Ausbilderin ganz am Anfang gestellt. Dadurch kamen in unserer Runde fast alle Themen auf, mit denen wir jetzt zu tun haben. Bei mir gab es so eine Situation, als meine drei älteren Schwestern alle zur Schule gingen und ich noch zu jung dafür war. Da saß ich den ganzen Vormittag am Fenster und habe auf sie gewartet. Damals fühlte ich mich furchtbar allein und hatte das Gefühl, dass mir niemand hilft. Ich habe aber nicht solche belastenden Erfahrungen machen müssen wie einige Kinder und Jugendliche, die uns von Mobbing oder sexuellem Missbrauch erzählen. Diese schweren Themen sind mir erst am Telefon begegnet.
Hilfe am Telefon

Das Kinder- und Jugendtelefon ist täglich außer sonntags zwischen 14 und 20 Uhr erreichbar unter 116111 (samstags sind jugendliche Berater im Einsatz). Der Kinderschutzbund sucht neue ehrenamtliche Telefonberaterinnen und -berater. Die Ausbildung beginnt am Samstag, 10. März, und findet an vier Samstagen und zwölf Montagabenden statt (rund 70 Stunden). Ein Infoabend findet am Mittwoch, 28. Februar, ab 18.30 Uhr beim Kinderschutzbund in der Kartäuserstraße 49a statt. Anmeldung unter 0761/71311 oder per E-Mail: [email protected].

Das Kinder- und Jugendtelefon ist eines von bundesweit 79 Angeboten der Dachorganisation "Nummer gegen Kummer"; in Freiburg gibt es derzeit zehn ehrenamtliche Beraterinnen und zwei Berater. Die jüngsten Anrufer sind etwa 10 Jahre alt, die ältesten Mitte 20.

In Ihrem Alltag machen Sie etwas ganz anderes, Sie arbeiten mit Autoren und Verlagen zusammen – wie kamen Sie zum Kinder- und Jugendtelefon?

Rötger: Als meine inzwischen 18-jährige Tochter erwachsener wurde, hatte ich etwas Zeit übrig und wollte mich engagieren. Ich habe in einem Zeitungsartikel über die Ausbildung zur Telefonberaterin gelesen, und das hat mich überzeugt. Kinder und Jugendliche sollen aussprechen können, was sie belastet. Ich lerne jede Woche ihre komplette Lebenswelt kennen, das ist eine große Bereicherung. Die Themen sind extrem vielfältig, vom Streit unter Freundinnen, der Angst vor dem Zeugnis, Sexualitätsproblemen und Beziehungsfragen bis zu Konflikten und Gewalt in der Familie oder Selbstverletzungen. Und manchmal gibt es auch Schweigeanrufe. Oder jemand weint nur und kann nicht reden.

Wie finden Sie dann heraus, was los ist?

Rötger: Es geht nicht darum, etwas herauszufinden. Es geht darum, da zu sein. Wenn gar nichts kommt, frage ich vorsichtig nach: Brauchst du noch Zeit mit mir? Die Anliegen der Anrufer sind vielfältig, manche wollen uns nur mal austesten, andere brauchen Informationen und weiterführende Beratungsstellen. Oft muss sich jemand einfach aussprechen, dann geht es um emotionale Entlastung und darum, dass jemand zuhört. Unsere Ausbildung bereitet auf das alles vor, außerdem haben wir Supervision und Fortbildungen. Wir lernen einiges über unterstützende Gesprächsführung und üben sie ein. Und wir setzen uns mit den Problemen, die Kinder und Jugendliche haben, auseinander. Dazu gehört immer auch, dass wir unser eigenes Verhältnis zu den Themen erforschen.

Ressort: Freiburg

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