Veranstaltung
Emmendinger Radmarkt zieht frühe Besucher und Schnäppchenjäger an
In Emmendingen beginnt der Radmarkt früh: Aussteller sichern sich schon vor Sonnenaufgang die besten Plätze. Abdel Safine ist seit 20 Jahren dabei.
So, 27. Apr 2025, 7:21 Uhr
Emmendingen
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Dass Werner Göppert bereits um kurz vor fünf Uhr in einem orangefarbenen Lieferwagen vor der Merkgalerie steht, hat nur indirekt etwas mit dem anstehenden Radmarkt zu tun. "Ich habe gerade meine Frau zur Arbeit bei der Bäckerei Heitzmann gebracht", sagt der Bombacher, der schon recht fit für die frühe Morgenstunde wirkt. Später will er aber dann doch den Radmarkt besuchen. Im vergangenen Jahr hat er ein Rad gekauft: "Mal sehen, vielleicht finde ich dieses Jahr wieder eines."
Aufgebaut werden beim Radmarkt darf offiziell ab sechs Uhr. Aber, so hatte es Sarah Rombach, Geschäftsstellenleiterin des Emmendinger Gewerbevereins als Organisatorin im Vorfeld gesagt: "Die Erfahrung zeigt, dass viele Aussteller bereits um fünf Uhr vor Ort sind, um sich gute Plätze zu sichern. Und ab sechs Uhr sind dann auch die ersten Interessenten auf der Suche nach einem Schnäppchen." Zahlreiche Aussteller zogen es beim diesjährigen Radmarkt dann wohl doch vor, ein wenig länger im Bett liegen zu bleiben. Einen guten Platz sicherten sie sich, indem sie ihre Räder bereits am Vorabend in die Stadt brachten.
Händler sichern sich Plätze bereits am Samstagabend
So wirkt denn die Innenstadt am Samstag kurz vor Mitternacht bereits wie eine Unistadt, in der die Studierenden zahlreich mit den Rädern unterwegs sind. Zahlreiche Radständer sind belegt, der neue Blumenkübel an der Rückwand des Alten Rathauses dient für rund zehn Drahtesel als Abstellplatz. Die sind mehrfach durch Schlösser gesichert, eine Kette, die alle Räder miteinander verbindet und an den Metallgittern des Gebäudes befestigt ist, bietet zusätzlichen Schutz. Kleine Schilder mit der Aufschrift "Fahrradmarkt angemeldet" hängen hier an den Lenkstangen.

Auch die Radständer beim Postgebäude oder gegenüber der Touristeninfo sind belegt. Das stört Abdel Safine nicht. Er kommt seit rund 20 Jahren zum Emmendinger Radmarkt und sichert sich seinen festen Platz in der Kirchstraße direkt gegenüber der evangelischen Stadtkirche. Gegen 5.30 Uhr steht er mit seinem Transporter in der Stadt und beginnt, seine Räder auszuladen. "Das ist der beste Platz hier. Wenn es regnet, kann ich mich nämlich bei der Schülerhilfe im Eingang unterstellen", sagt der 60-jährige gebürtige Marokkaner mit breitem Grinsen. Er ist mit seiner Frau Roswitha da, beide leben in Kenzingen, Abdel Safine arbeitet hauptberuflich bei der WG in Bischoffingen. Seine Räder besorgt er sich zumeist im Elsass, bereitet diese auf. Stolz zeigt er ein gelbfarbenes Rennrad, "das ist noch Stahl, gute Arbeit, gute Qualität", sagt er. Neue Mäntel hat er aufgezogen, das Rad sieht toppgepflegt aus.
Aussteller kennen sich untereinander
Kurze Zeit später, Safine hat seinen Transporter auf den Parkplatz am Bahnhof gefahren, befindet er sich bereits im Plausch mit Mike. Der Pensionär aus Freiburg will seinen Familiennamen nicht nennen. Aber die Aussteller kennen sich untereinander. In direkter Nachbarschaft umarmen sich einige Männer zur Begrüßung, reden über eine Veranstaltung am vergangenen Wochenende und freuen sich auf ein baldiges Wiedersehen in Villingen-Schwenningen.
Derweil baut Mike, der noch auf einen Bekannten wartet, seinen Stand auf. Er will in Emmendingen Radteile verkaufen. "Aber erst gegen 11 Uhr", sagt er. Er weiß, dass bereits vor dem offiziellen Start des Markts erste Verkäufe getätigt werden. "Und dann finden sie die Räder woanders für den doppelten Preis wieder", sagt Mike. Er betreibt den Handel mit Radteilen als Hobby: "Man muss sich beschäftigen. Wer rastet, der rostet", sagt er. Wegen des Geldes würde sich der Aufwand nicht lohnen: "Wenn ich hier heute Nachmittag mit 100 Euro rausgehe, kann ich zufrieden sein."
Dass der frühe Vogel den Wurm fängt, hat sich für Heinz Disch, vormaliger Geschäftsführer des Jobcenters Emmendingen, bereits gegen 6. 30 Uhr bestätigt. "Die Räder, die ich loswerden wollte, waren da schon verkauft", sagt er. Wohlwissend, dass diese Räder mit großer Wahrscheinlichkeit von Händlern erworben wurden, die die Gefährte nun wohl mit eigenem Gewinn anbieten werden. Disch, zufrieden mit seinem Geschäft, wunderte sich dennoch, dass es an diesem Radsonntag sehr ruhig war: "Ich war schon häufiger dabei, habe früher die Räder der Kinder verkauft, da war früh morgens viel mehr los."
Was der Freiburger Pensionär Mike bestätigt. Seit Corona laufe das Geschäft auf den Radmärkten schlechter. "Die Leute pflegen ihre Räder nicht mehr gut, wir leben in einer Wegwerfgesellschaft", sagt Mike. Und auch der Trend zu E-Bikes trage dazu bei, dass weniger Gebrauchträder verkauft werden. Auch Abdel Safine verkaufe weniger als früher. Seine gute Laune lässt er sich davon nicht trüben: "Für uns ist heute um früher Schluss. Dann fahren meine Frau und ich zu einer Hochzeitsfeier. Auch was Schönes, auf das wir uns freuen."
Schon weit vor dem offiziellen Start brummte der Radmarkt in der Innenstadt, kaum noch gab es freie Flecken, auf denen Spätkommende ihre Zweiräder anbieten konnten. Wohlweislich hatten dagegen die Gewerbetreibenden ausreichend Fläche von ihren Geschäften markiert, die für Aktionen zum verkaufsoffenen Sonntag freigehalten wurden. Zwischenzeitlich spielten die Bands des Musiclabs auf der Bühne am kleinen Marktplatz. Ob nun als falsche Prinzen mit "Alles nur geklaut" oder einem Cover von "Breaking the Law" von Judas Priest, der Nachwuchs rockte den Radmarkt.
Fotos rund um den Radmarkt unter mehr.bz/fotos-radmarkt2025