Eine verlorene Generation
Die Wirtschaftskrise in der EU trifft Kinder und Jugendliche laut einer Studie am stärksten.
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FREIBURG. Kinder und Jugendliche in Südeuropa sind die größten Verlierer der europäischen Finanz- und Schuldenkrise. Dies geht aus einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor, die sich mit der sozialen Gerechtigkeit in den EU-Staaten beschäftigt. So ist die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen jungen Menschen in Spanien, Griechenland, Italien und Portugal seit 2007 von 6,4 Millionen auf 7,6 Millionen gestiegen.
Die Südländer schneiden in mehreren Kategorien schlecht ab. So sind in Spanien mittlerweile 35,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut bedroht, in Griechenland 36,7 Prozent. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt liegt bei 27,9 Prozent. Viele 20- bis 24-Jährige besuchen keine Schule, haben keine Arbeit und befinden sich nicht in einer beruflichen Ausbildung. In Spanien beträgt der Anteil dieser perspektivlosen jungen Menschen fast 25 Prozent, in Italien gar 32 Prozent. In den Niederlanden liegt die Quote bei 7,8 Prozent, in Deutschland bei 9,5 Prozent.
Die Bertelsmann-Stiftung beklagt, dass die Jungen in der EU schwerere Lasten schultern müssen als die Alten. Während der Anteil armer junger Menschen in der EU seit 2007 gestiegen ist, hat sich der Anteil armer über 65-Jähriger verringert. Nach Einschätzung der Stiftung sind die Einkommen der jungen Bevölkerung stärker geschrumpft als die Renten und andere Altersbezüge. In Sachen Generationengerechtigkeit kritisieren die Bertelsmann-Forscher die Bundesrepublik. "Rentenreformen, wie sie in der letzten Untersuchungsperiode etwa in Deutschland vorgenommen worden sind, gehen auf Kosten der jüngeren Generationen."
Die Bertelsmann-Stiftung präsentiert eine Reihe von Forderungen, deren Umsetzung die Situation verbessern könne. So müsse die Bekämpfung der Kinderarmut oberste Priorität haben. "Insbesondere die nordeuropäischen Staaten zeigen, dass Kinderarmut wirksam bekämpft werden kann, wenn sozial benachteiligte Gruppen durch ein funktionierendes Steuer- und Transfersystem gezielte Unterstützung erhalten." Allerdings sei die finanzielle Unterstützung nur ein Faktor. Der Zugang zum Arbeitsmarkt und die Möglichkeit, Qualifikationen zu erwerben, die von der Wirtschaft nachgefragt werden, seien ebenso wichtig.
Soziale Gerechtigkeit ist laut Bertelsmann-Studie nicht unbedingt eine Frage der Wirtschaftsleistung. Obwohl Tschechien ein geringeres Bruttoinlandsprodukt pro Kopf aufweist als Frankreich oder Großbritannien, gehe es in dem osteuropäischen Staat sozial gerechter zu als bei den EU-Partnern.
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