Freiburg-Ebnet
Musiktheater "Ronja Räubertochter": Eine "Ronja" ist längst nicht genug
Dreisamhalle, Dreisamufer, Wege und Höfe – halb Ebnet wurde am Wochenende in eine Theaterbühne verwandelt. Dafür sorgten zwei Aufführungen des Musiktheater "Ronja Räubertochter".
Di, 20. Mai 2014, 17:14 Uhr
Freiburg
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
EBNET. Einfach nur dasitzen und eine Geschichte anschauen? Das war Fehlanzeige beim Musiktheater "Ronja Räubertochter" – nach dem Roman von Astrid Lindgren, bearbeitet von Karin Freist-Wissing. Bei dem großen Projekt unter der Regie des Vereins "Pakt" brachten am Wochenende rund 200 Kinder und Erwachsene Hunderte von Zuschauerinnen und Zuschauer stundenlang zum Mitgehen und Miterleben: in der Dreisamhalle, an der Dreisam, am Vogelhof und anderen Orten.
Am Eingang der Dreisamhalle sammeln sich Menschen, doch vor 16 Uhr kommt niemand rein. Drinnen in der dunklen Halle herrscht Hektik. Links neben dem Eingang üben die Fabelwesen Graugnome von der Adolf-Reichwein-Grundschule Weingarten, auf ihrer Bühne steht ein großer Baumstumpf. Mittendrin ist Larissa (9), ihre Cousine fotografiert sie. Anne Dietrich, die Lehrerin der 3c, steht wie eine Dirigentin vor ihren Schülern mit grau-blau angemalten Gesichtern und lässt sie alle zusammen ihren Text sagen: "Wir sind die Graugnome..."
Durchs Mikro hallen Ansagen, meist von der Projektleiterin Felicia Jübermann: Wer aufs Klo muss, soll jetzt gehen. Bald werden alle mehr als drei Stunden lang unterwegs sein. Außerdem werden Säcke gesucht: Es gibt noch Kinder, die Räuber spielen wollen und Verkleidung brauchen. Amelie und Louise (beide 13) tragen längst ihre Sackkleider, auf den Köpfen haben sie Räuberhüte. Sie kamen erst vor ein paar Tagen spontan dazu. Die meisten anderen sind seit Januar am Proben und Vorbereiten – eine breite Palette an Gruppen und Einzelnen, manche sind Profis wie der Schauspieler Falk Döhler, der Ronjas Vater Matthis spielt, die allermeisten aber sind Laien.
Der Verein "Pakt", ein Zusammenschluss von Kulturschaffenden, bringt in seinen Projekten Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Stadtteilen und mit sehr verschiedenen Hintergründen zusammen. Ganz vorn warten die jungen Musiker vom Kinder- und Jugendorchester Ebnet auf ihren Stühlen. Max (13) hat sein Saxofon vor sich, früher hat er "Ronja Räubertochter" oft als Hörspiel gehört. Jetzt sorgt er für die Gewitterstimmung, mit der in der Nacht von Ronjas Geburt alles beginnt: Die Musiker trommeln, gleichzeitig strömt das Publikum in die Halle.
WILD, FREI UND MUTIG
Räuber, Räuber, Räuber: Sie rennen, tanzen, singen durch die Halle, kleine und große. Dann kommen die Wilddruden, eine schwarzgekleidete, sich theatralisch gebärdende Frauentruppe mit schwarzen Fächern – der Frauenchor "La Courage". Der Räuberhauptmann Matthis vetreibt sie: "Ich hab’ ein Kind gekriegt", brüllt er in die Gewitternacht – Ronja ist da und alle freuen sich und tanzen noch viel mehr. Auch Amelie und Louise haben ihren Mini-Auftritt: Sie drehen sich untergehakt im Kreis. Jetzt beginnt die Ronja-Zeit.
Und die ist bei dieser Aufführung von vielen, vielen Ronjas geprägt: Mehr als 20 Namen stehen auf dem Programmzettel, aber nicht alle Zuschauer sehen alle Ronjas. Denn nach der ersten Dreiviertelstunde in der Halle geht’s draußen in drei Gruppen weiter, die an unterschiedliche Orte führen, an denen verschiedene Ronjas spielen. Manchmal treten die Ronjas sogar im Doppelpack auf und wirken dadurch noch intensiver– zum Beispiel bei einer Auseinandersetzung zwischen Ronja und ihrem Freund Birk, dem Sohn von Borka, dem mit ihrem Vater verfeindeten Räuberhauptmann. Dadurch dass so viele in die Ronja-Rolle schlüpfen, können viele ausprobieren, wie sich ein Ronja-Leben anfühlt – wild, frei und mutig.
EINE MAMMUTAUFFÜHRUNG
Draußen reiten Ronja und Birk auf Ponys neben der Dreisam, in einem Tempo, dass etliche vor sich hin murmeln: "Sind die schnell!" Es geht am Ufer entlang, bei der Etappe an der Bärenhöhle müssen alle eine Weile warten, obwohl die Spielszenen zwischen Ronja und Birk, die hier den Sommer verbringen, schon vorbei sind. Doch es dauert, bis Ronjas Mutter Lovis kommt – für sie gibt’s nur eine einzige Schauspielerin, und Teresa Habla muss fast gleichzeitig an mehreren Orten sein.
Später treffen sich die Räuberhauptmänner an einer Brücke, die für die Schlucht an der Räuberburg steht. Noch später, als alle wieder in der Halle sind, kämpfen sie – diese Szene sieht das Publikum als Schattentheater. Zum großen Ronja-Projekt hatte unter anderem ein Schattentheater-Workshop mit Frieder Paschee aus Hannover gehört, eines von vielen Elementen. Ganz am Ende des großen Projekts und der Mammut-Aufführung gibt’s schließlich ein Räubervesper vor der Halle – mit kostenlosem Zopfbrot.