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Eine Landschaft wie in einem schönen Film

Während einer Nilkreuzfahrt ziehen alle Schönheiten Ägyptens ganz gemächlich an den Reisenden vorüber - die allerdings auch zu Ausflügen an Land gehen.  

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Ägypten wurde schon von Herodot das "Geschenk des Nils" genannt, denn ohne den mit fast 7000 Kilometern längsten Fluss Afrikas bestünde das Land der Pharaonen nur aus Wüste. Über 200 Kreuzfahrtschiffe befördern jeden Tag zahllose Touristen flussauf-und flussabwärts hin zu Ägyptens vielen Sehenswürdigkeiten. Hier nun ein Reisebericht aus den Sommerferien.
Unsere Fahrt beginnt in Luxor und geht in Richtung Assuan. "Ich heiße Houssein el Menschawy", erklärt unser Reiseleiter, "und bin der beste Reiseführer Ägyptens!" Wir reisen auf der MS Coral - einem Schiff mit familiärer Atmosphäre. Aber ein Stöhnen geht durch die Reisegruppe, als der 36-jährige Houssein in gutem Deutsch ankündigt, dass man am nächsten Morgen bereits um halb sieben aufstehen müsse, "der Hitze wegen": nachmittags steigt das Quecksilber auf 40 Grad. Das frühe Aufstehen lohnt sich: Vor uns liegt der Tempel von Karnak - so berühmt wie die Pyramiden von Giseh - und Schauplatz von Szenen aus Agatha Christies "Tod auf dem Nil". Natürlich schauen wir uns auch den Luxor-Tempel an und lassen uns im Papyrus-Institut unsere Namen in Hieroglyphen notieren.

Später zieht dann an unserem Schiff gemächlich und beeindruckend eine Landschaft vorbei wie ein Film. Palmen, Papyrusdickichte, Bananenplantagen, Hütten und Häuser aus Gras und Lehm erbaut. Die Dörfer: von weitem vor allem fremd und von nahem erschreckend arm. Kinder baden im Nil, winken uns zu und werfen bunte Tücher an Bord um sie zu verkaufen. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Die Fahrt selbst ist völlig faszinierend. Aber, mahnt Houssein, "eine Nilkreuzfahrt ohne Ausflüge ist wie Schumacher ohne Reifen." Vor zehn Jahren hat Houssein in Freiburg einen Sprachkurs absolviert - und ist voll auf dem Laufenden. Unsere nächste Station ist in Edfu: der Tempel des Friedensgottes Horus. Das ist "unser" Tempel, denn unsere 36 Personen zählende Reisegruppe ist die "Horus"-Gruppe.

"Eine Nilkreuzfahrt ohne Ausflüge ist wie Schumacher ohne Reifen." Houssein el Menschawy

Vom Schiff geht's mit der Pferdekutsche zur Tempelanlage - und zweierlei fällt auf: Man muss sich die Kutschennummer für die Rückfahrt merken. Und: der Kutscher versucht möglichst viele Fotos von uns zu machen und uns alle auf dem Pferd reiten zu lassen. Warum? Dafür kriegt er sein "Bakschisch".

Die Weiterfahrt bringt uns nach Kom Ombo, wo man den Doppeltempel des Gottes Haroeris und des Krokodilgottes Sobek besichtigen kann. Hier befinden sich sogar mumifizierte Krokodile. Und am nächsten Tag bestaunen dann alle ein echtes Krokodil im Nil bei Assuan. Als wir später im Nil schwimmen dürfen, trauen sich allerdings nur noch wenige ins Wasser. Zurück an Land erkunden wir ein nubisches Dorf und werden mit Malven- und Pfefferminztee verwöhnt. Als der Hausherr dann ein halbes Dutzend kleiner, zehn Tage alter, selbst gezüchteter Krokodile, hervorholt, ist das Geschrei zunächst groß. Schon bald aber will sich kaum einer mehr von diesen "Habibis" - auf Deutsch: "Lieblingen" - trennen. An diesem Tag besuchen wir noch den "Unfinished Obelisk" und den Isis-Tempel auf der Insel Agilkia.

Sehr beeindruckend ist der 1971 fertig gestellte Assuan-Staudamm, der immerhin 111 Meter hoch ist. Der durch den Staudamm entstandene See ist mit 480 Quadratkilometern der größte künstliche See der Welt und dient als Wasserreservoir für die Landwirtschaft in weitem Umkreis. Allerdings bringt der "Saad el-ali" - der "Hohe Damm", wie ihn die Ägypter nennen - auch Umweltprobleme mit sich. Hussein, der die ganze Woche für alles sorgt und alles erklärt, nennt die Größenordnung dieses Bauwerkes: "Bei einem Terrorangriff auf den Staudamm wären Assuan und Luxor in zwei Stunden und Kairo in fünf Stunden von den Wassermassen überflutet."

Am Abend auf dem Basar heißt es dann entweder Handeln oder mit "La sukran": "Nein, danke!" ablehnen. Und dann geht's früh ins Bett, denn auch am letzten Tag heißt es wieder früh raus. Um fünf Uhr geht's noch halb schlafend im Bus ins Tal der Könige. Die Gräber von diversen Ramsessen kommen dank der noch besonders gut erhaltenen Wandmalereien bei vielen in der Gruppe als "das Tollste von allen Ausflügen" an. Das nächste Ziel ist der Terrassentempel der Hatschepsut. Die Tempelanlage wird seit einem Terroranschlag im Jahr 1997 von vielen Polizisten bewacht. Damals kamen hier 58 Menschen ums Leben - und der Tourismus geriet in eine ernste Krise. Manche fühlen sich von der vielen Polizei an diesem schönen Ort verschreckt - wir fühlten uns sicherer.

Die Landschaft - mal fruchtbar bewirtschaftet, mal Wüste -, die Sonnenuntergänge, fernab von Stress und Schule, die "Feluken" (Segelboote) auf dem Nil und überall die freundlichen und witzigen Menschen und die immer strahlenden Kinder: unsere Nilkreuzfahrt hat sich allemal gelohnt. Und ein ägyptisches Sprichwort tröstet uns beim Abschied: "Wer einmal vom Nil getrunken hat, wird immer wieder zurückkehren."

Ressort: Zisch

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