Raumfahrt
Eine japanische Firma will mit den Schätzen des Mondes Handel betreiben
An diesem Dienstag soll erstmals ein privates Raumschiff auf dem Mond landen – von einem japanischen Unternehmen. Wenn das klappt, soll künftig Handel mit Rohstoffen des Planeten betrieben werden.
Mo, 24. Apr 2023, 19:36 Uhr
Panorama
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Ispace wäre das erste private Unternehmen, dem eine Mondlandung gelänge – und damit der erste Betrieb, der Handel mit Ressourcen von jenem Planeten betriebe, den die Menschheit so gut wie jede Nacht am Himmel sieht. Mit der Nasa hat Ispace bereits einen Vertrag abgeschlossen, um Weltraumproben zu sammeln und diese dann an die US-amerikanische Weltraumbehörde zu verkaufen. Demnach naht eine neue Ära, in der der Mond – und vielleicht noch weitere Planeten – nicht mehr nur wissenschaftlich, sondern geschäftlich beackert wird.
Die erste Mission namens Hakuto-R des japanischen Unternehmens hatte Ende 2022 begonnen; sie ist damit wesentlich länger auf dem Weg in Richtung Mond als etwa Missionen von der Nasa, die kaum eine Woche brauchen. Hintergrund ist der erklärte Versuch, ressourcensparender unterwegs zu sein – also mit weniger Treibstoff eine längere Reise in Kauf zu nehmen. Das 2010 gegründete Unternehmen sieht sich als Vorreiter einer nachhaltigen Ökonomie auf dem Planeten Erde. Diese sei aber nicht möglich ohne die Ausweitung menschlicher Aktivitäten ins All. Ziel sei es, Erde und Mond zu einem Lebensraum zu verschmelzen und dadurch ein nachhaltiges Leben zu ermöglichen.
Was "abgespaced" klingen mag, wird in Politik, Forschung und Wirtschaft schon länger diskutiert. So bestehen seit längerem Bemühungen, sogenannte Seltene Erden und andere kostbare Rohstoffe auf fernen Planeten abzubauen, damit sich diese wirtschaftlich auf der Erde nutzen lassen. Auch der Gedanke, irdischen Müll ins All zu befördern, wird seit Jahrzehnten verfolgt. Umso wichtiger sei es, so sagt man sich bei Ispace, dass als erster Schritt nun das privatwirtschaftlich organisierte Mondfahrtkommando mit einer Landung ende.
In Japan wäre dies auch aus staatlicher Perspektive ein Coup. Das ostasiatische Land, das nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg eine pazifistische Verfassung erhielt und daher über Jahrzehnte kaum in sein Militär investierte, verfolgt schon lange das Vorhaben, sich als Weltmacht im All zu etablieren. So erließ die Regierung vor eineinhalb Jahrzehnten ein Gesetz, das zu privatwirtschaftlichen Aktivitäten im All ermutigt.
Dabei vertraut das Raumschiff von Ispace längst nicht nur auf japanisches Knowhow. Abgehoben ist es in Cape Canaveral im US-amerikanischen Florida, mit einer Rakete des US-amerikanischen Unternehmens SpaceX von Elon Musk. Auch hat die Hakuto-R-Mission einen Nasa-Satelliten mitgenommen. In den USA und in Japan betrachtet man das Projekt als Meilenstein der Kooperation zwischen den zwei Ländern. Zu den Robotern, die auf dem Mond platziert werden sollen, um Proben zu sammeln, gehört auch einer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die Initiative erfährt aber nicht nur Begeisterung: In China etwa kommentiert man das Vorhaben des ungeliebten Nachbarn mit Spott. In der staatlich kontrollierten Zeitung Global Times wurde das in Japan demnach gezeichnete Bild, das Land sei eine Großmacht im All, als Witz bezeichnet. Schließlich verlasse man sich doch ganz entscheidend auf US-Knowhow.
Das auf den pazifischen Raum spezialisierte Nachrichtenportal The Diplomat sieht es anders und titelte: "Japan verändert das Spiel der Weltraummächte." Sollte Ispace als erstes Unternehmen mit Ressourcen aus dem All handeln, würde es sich – im Gegensatz zu chinesischen Konkurrenten – immerhin um einen Betrieb handeln, der von den Gesetzen eines demokratischen Staats reguliert werde.
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