Monokulturen
Eine Banane droht wegen eines Pilzes auszusterben
Die weltweit gängigste Bananensorte "Cavendish" ist wegen einer Pilzkrankheit vom Aussterben bedroht: Monokulturen sind besonders anfällig für Epidemien. Ein Umdenken ist nötig.
Alvise Armellini (dpa)
Do, 26. Jan 2017, 0:00 Uhr
Panorama
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Dabei ersetzte die Cavendish einst selbst die bis in die 1960er Jahre vertriebene Sorte "Gros Michel", die von der Panamakrankheit dezimiert wurde. Cavendish ist zwar resistent gegen den Pilzstamm TR1, der Gros Michel heimgesucht hatte, kann sich aber des Stammes TR4 nicht erwehren. Schuld an der verheerenden Auswirkung des Krankheitsbefalls ist der Anbau in Monokulturen.
"Damit die mechanische Verarbeitung funktioniert, braucht man Standardisierung", erklärt der nigerianische Pflanzengenetiker Chikelu Mba. Daher konzentriere sich der Massenanbau nur noch auf wenige Pflanzensorten. "Wenn du eine Erntemaschine in dein Feld schickst, dann willst du Pflanzen da stehen haben, die auf dieselbe Höhe wachsen, am selben Tag reif sind und so weiter. " Monokulturen sind aber anfällig für Schädlinge.
Das bestätigt auch ein Papier der UN-Welternährungsorganisation (FAO) vom Juli dieses Jahres. "Das weltweite Problem mit TR4 besteht darin, dass es bisher keine wirksamen Möglichkeiten der Ausrottung gibt", heißt es darin. Der Pilz könne Jahrzehnte in der Erde überleben. Über die Wurzel dringt er in die Staude, daraufhin welken die Blätter und verfärben sich gelb. Dann trägt die Staude keine Früchte mehr. Nach seiner ersten Entdeckung in den Neunzigerjahren in Südostasien breitete sich TR4 auch in Afrika und im Nahen Osten aus. Vernichtend wäre es, sollte der Pilz den weltweit größten Bananenproduzenten Indien erreichen, oder das größte Exportland Ecuador.
Laut FAO hat sich die Bananenproduktion in den vergangenen 50 Jahren weltweit mehr als vervierfacht – 2013 waren es 107 Millionen Tonnen.
"Verschiedene historische Beispiele zeigen, warum die genetische Vielfalt von Pflanzen wichtig ist. Die Große Hungersnot in Irland im 19. Jahrhundert mit rund einer Million Toten sei unter anderem darauf zurückzuführen gewesen, dass der Kartoffelanbau des Landes weitgehend auf einer einzigen Sorte basiert habe, die von einer Krankheit zerstört worden sei.
Von den 1500 registrierten Bananensorten dürfte wohl keine als direkter Ersatz für die Cavendish infrage kommen. "Die Banane, die wir konsumieren und lieben, ist bedroht", sagt Pflanzengenetiker Mba. Kein Grund zum Verzweifeln: Vielmehr sollte es uns ermutigen, neue krankheitsresistente Sorten zu züchten, die vielleicht sogar nahrhafter sein könnten, meint der Forscher.
Der ugandische Agrarwissenschaftler Edie Mukiibi favorisiert dagegen traditionellere Methoden. Kleinbauern in seinem Land hätten die Welkekrankheit durch Quarantäne-Maßnahmen in den Griff bekommen, sagt Mukiibi, der sich als Vizepräsident von Slow Food International für eine lokale Gastronomie und nachhaltige Landwirtschaft einsetzt. "Die Menschen, die Bananen essen, verdienen etwas Besseres, als das, was sich derzeit in europäischen oder amerikanischen Regalen findet."
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