Ein wilder Mensch
Armin Kaster erzählt in seinem Jugendroman "Winterauge" von Ari und seiner Familie.
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Rückblende in den Sommer. Arthur verbringt die Ferien mit Eltern und Großeltern in Italien in einem exklusiven Hotel, tagsüber am Pool, abends im Restaurant. Eine Tradition der Familie. Alles dreht sich ums Essen und Trinken, beim Vater vor allem ums Trinken, der Großvater dirigiert alles. Über die Krankheit der Mutter wurde Ari, wie Arthur kurz gerufen wird, im Internat informiert; mit ihr selbst kann er kaum sprechen. Logisch, dass die ganze Gesellschaft Ari gewaltig auf die Nerven geht; er trägt Kopfhörer, ohne Musik zu hören, nur um nicht angesprochen zu werden. Wenn jemand Essensvorschläge macht, flüstert er nur: "Ich esse keine Leichen". Ari provoziert gerne, aber eben höflich. Die Herumtreiber im Park scheinen es besser zu haben, er beobachtet sie vom Fenster aus – die "wilden Menschen", wie er sie nennt.
Dann stirbt die herzkranke Mutter, und Ari ist ganz auf sich zurückgeworfen. Mit dem Vater, einem Workaholic, verbindet ihn vor allem, dass er auch dasselbe englische Internat besuchen musste. Hier werden deutsche Schüler traditionell gemobbt. Ari wehrt sich. Aber nur in Gewaltfantasien, in denen er von sich wie von einem Fremden spricht: "Arthur springt hoch. Er sieht den roten Mantel seines Gegners, rennt los und denkt nur eines: Ich werde ihn töten!"
Um der nächsten Tradition zu entfliehen – am 24. Dezember hat Ari Geburtstag –, beschließt er, Weihnachten nicht zur Familie zu fahren. Das sorgt beim Lesen für Gänsehaut, denn das Leben auf der Straße ist hart. Es ist ein komisches Gefühl, nicht zu wissen, was Ari vorhat. Nach sechs Tagen und sechs Nächten ist der Junge selbst ein "wilder Mensch" geworden, fühlt sich aber frei. Er hat nichts mehr und will nichts mehr. Da passiert etwas wunderbar Versöhnliches – an Aris Geburtstag.
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