Philosophie

Ein unbequemer Geist: Der Philosoph und Schriftsteller Rüdiger Safranski wird 80 Jahre alt

Er hat mit konservativen Stellungnahmen Widerspruch erregt. Rüdiger Safranski scheut nicht das offene Wort. Der Badenweiler Schriftsteller, der zu den auflagenstärksten Philosophen gehört, wird 80 Jahre alt.  

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Rüdiger Safranski in seinem Haus in Badenweiler  | Foto: Patrick Seeger (dpa)
Rüdiger Safranski in seinem Haus in Badenweiler Foto: Patrick Seeger (dpa)

Er gehört zu den auflagenstärksten deutschen Philosophen der Gegenwart. Seine Bücher erklären die wichtigsten Denker und Dichter des Landes – auf auch für Laien verständliche Weise: Der in Badenweiler lebende Rüdiger Safranski feierte mit Biografien zu E.T.A. Hoffmann, Heidegger, Nietzsche, Schopenhauer, Schiller, Goethe und Hölderlin Erfolge. Zuletzt erschien in diesem Jahr sein Buch über das Schreiben als Franz Kafkas Lebensform (BZ vom 21.2.). Der großen Öffentlichkeit wurde er bekannt, als er im ZDF mit Peter Sloterdijk zehn Jahre lang "Das philosophische Quartett" moderierte. Am 1. Januar wird der im schwäbischen Rottweil geborene Schriftsteller 80 Jahre alt.

Menschliche Grundfragen

Safranskis philosophische Essays befassen sich mit menschlichen Grundfragen, unter anderem mit dem Bösen oder mit dem zuträglichen Maß an Wahrheit und Globalisierung. Zuletzt befasste er sich in "Einzeln sein" mit dem Gegensatz zwischen Individuum und Gesellschaft – und der Herausforderung des Menschen, auf sich allein gestellt zu sein.

"Der Philosoph Rüdiger Safranski ist ein unbequemer Geist", schrieb die Neue Zürcher Zeitung 2017. Das zeigt sich schon im Lebenslauf: Safranskis Kindheit wurde von seiner pietistischen Großmutter geprägt; zwischenzeitlich wollte er Theologie studieren. 1970 gehörte er dann zu den Gründungsmitgliedern einer maoistischen Splittergruppe. In den vergangenen Jahren eckte der Schriftsteller allerdings mit konservativen Positionen zur Flüchtlingsdebatte, zu Europa und zum Islam an – und wurde dafür vom Spiegel als Stichwortgeber der Neuen Rechten kritisiert.

Konservative Positionen undenkbar?

"Konservative Positionen sind in Deutschland gegenwärtig fast undenkbar", wehrte er sich 2017. "Wer beispielsweise behauptet, der Nationalstaat sei ein Zukunftsmodell, weil es in größeren Formaten notwendigerweise ein Demokratiedefizit gibt, (...) der gilt als rechts." Und rechts meine so viel wie "rechtspopulistisch, also rechtsradikal, also rechtsextrem, also Nazi, das sind die Gleichsetzungsdelirien in der deutschen Öffentlichkeit".

Mehr zum Thema:

  • "Das Ungeheure im Kopf loswerden": Interview zu Rüdiger Safranskis Kafka-Biografie vom 21. Februar 2024
  • Rüdiger Safranski begibt sich in "Einzeln sein" auf die Spur einsamer Existenzen (2. Nov. 2021)
  • "Architektur seines Denkens bleibt unangetastet": Rüdiger Safranski über Heideggers Antisemitismus.

Safranski, der mit seiner Frau im Bürgerforum Badenweiler die Literaturtage organisiert, prangert Denkfaulheit und eine Moralisierung an, die die öffentliche Debatte lähmten. Und diagnostiziert eine verharmlosende Sicht auf den Menschen. Auch mit 80 bleibt er weiterhin aktiv und geht nicht aufs Altenteil: Für den Herbst arbeite er an einem Buch über den menschlichen Geist im Schatten der Künstlichen Intelligenz, teilte der Hanser Verlag mit. Der Schriftsteller bezeichnet den Vormarsch der KI dabei als eine Zäsur, "wie einst, als damals der Humanismus aufkam". Der menschliche Geist müsse sich wie damals in der Renaissance neu definieren. Es bestehe die Gefahr, dass die Welt der Technik zur totalen Macht werde.

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Kommentare (1)

Manfred Schreiber

467 seit 28. Jun 2009

Zitat:
Und rechts meine so viel wie "rechtspopulistisch, also rechtsradikal, also rechtsextrem, also Nazi, das sind die Gleichsetzungsdelirien in der deutschen Öffentlichkeit".
Rechts gleich Nazi?
Und da muss man nicht weit danach suchen, bereits hier in den Leserforen der BZ zu finden.


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