Ein Hallenbad in Bonsai-Form

Eine Gespensterdebatte mit ernstem Hintergrund sorgt für reichlich Gesprächsstoff in der Stadt: Kann und will sich Emmendingen ein neues Hallenbad leisten in Zeiten, in denen andere Kommunen über deren Schließung diskutieren?.  

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Wundine, das mobile Hallenbad der Wund-Stiftung, erfüllt bis Februar den Traum nach einem Hallenbad. Foto: Josef Wund Stiftung
Angestoßen hatte die Diskussion Oberbürgermeister Stefan Schlatterer in seiner Neujahrsansprache mit einem Hinweis auf den laut OB nicht realisierbaren Vorschlag der FDP-Fraktion, im Grundschulneubau auf dem Fritz-Boehle-Campus auch noch ein Lehrschwimmbecken einzuplanen. Doch das Thema Hallenbad schlug Wellen. Denn bei dem Empfang in der Steinhalle klagten die von der Stadt geehrten Vertreter des DLRG-Ortsvereins über fehlende Möglichkeiten in Emmendingen Kindern außerhalb der Sommermonate das Schwimmen beizubringen. Die umliegenden Hallenbäder seien stets ausgebucht, das von der DLRG genutzte Lehrschwimmbecken an der Eduard-Spranger-Schule stand erst nach einer jahrelangen Sanierung wieder zur Verfügung und zum Kurhaus Freiamt sei der Weg zu weit. So wächst die Warteliste der Lebensretter beständig und dies in Zeiten, in denen ohnehin immer weniger Kinder das Schwimmen lernen.

Die im Juni bevorstehende Kommunalwahl befeuert wohl zusätzlich die angestoßene Debatte über ein Emmendinger Hallenbad, das vielen Kommunalpolitikern auch mit Hinweis auf die Funktion der Stadt als Mittelzentrum mit fast 30.000 Einwohnern wünschenswert erscheint. Denn ein interfraktioneller Antrag zum Thema wird in der Sitzung am 27. Februar überraschend einstimmig verabschiedet. Er fordert die Stadtverwaltung auf, die Rahmenbedingungen für den Betrieb eines Lehrschwimmbeckens oder eines kleinen Hallenbads in Emmendingen zu prüfen.

OB Stefan Schlatterer warnt allerdings vor all zu großer Euphorie: Neben den noch nicht kalkulierten Baukosten schätzt er das Defizit für einen jährlichen Betrieb auf mindestens eine halbe Million Euro. In einem Interview mit der Badischen Zeitung bekräftigt der Rathauschef dann im Sommer: "Wir brauchen ein kleines Hallenbad." Das Schwimmenlernen sei wichtig, genauso wie der reguläre Badbesuch für die breite Bevölkerung. Und es würde auch den Arbeitsplatz Freibad attraktiver machen, wenn die Beschäftigten dort nicht nur in den Sommermonaten arbeiten könnten.

Ein von der Stadt damit beauftragtes Stuttgarter Büro empfiehlt denn auch das Gelände des Tennisclubs in unmittelbarer Nähe zum bestehenden Freibad als möglichen Standort. In dem im Gemeinderat im Oktober vorgestellten Konzept werden Hallenbäder aller Größenordnungen kalkuliert, doch schon ein kleines Hallenbad mit einer Bahnlänge von 25 Metern würde die Stadt demnach mindestens sieben Millionen Euro kosten. Den jährlichen Betriebszuschuss schätzen die Gutachter auf 350.000 Euro. Betreiber könnten die Stadtwerke sein, die seit seiner umfassenden Sanierung schon das Emmendinger Freibad unterhalten.

Angesichts der Finanzlage der Stadt, die sich nach der Sommerpause mit Einbringung des neuen Haushalts für 2025 abzeichnet, rückt eine Realisierung des ehrgeizigen Vorhabens allerdings in weite Ferne. Als Trostpflaster gibt es für alle schwimmbegierigen Kinder dann zum Jahresende ein mobiles Schwimmbad auf Zeit. Vor der Steinhalle macht Wundine, das Schwimmmobil der Josef-Wund-Stiftung, bis Anfang Februar für zehn Wochen Station. Das Bonsai-Bad auf Rädern ermöglicht zahlreichen Grundschülern einen ersten gefahrlosen Kontakt mit dem kühlen Nass.
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