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Oi. Gunthard Lemken führt die Hand zum Mund, formt ein Dreieck aus Fingern und Mund, ruft erneut: "Oi." Es sind die einzigen Buchstaben, die er sprechen kann. Laut presst er sie aus sich heraus. Sie bedeuten: Ich brauche Hilfe. Lemken sitzt vor der Kommode in seinem Zimmer, ordnet Figuren, Überraschungseier, Gummitiere, die er während einer Ferienfreizeit gesammelt hat, sortiert Filzbälle und Ketten, die er aus Holzperlen aufzieht. Eine Perle ist ihm verloren gegangen. "Oi!" Der Tonfall wird dringlicher. Sein Betreuer Peter Putz hebt die Perle vom Boden auf, tippt ihn leicht an und legt sie ihm in die Hand. Der lächelt. Lächeln ist eine der wenigen Emotionen, die Lemken gelernt hat zu zeigen – in seiner schwarzen und totenstillen Welt.
Lemken ist 45 Jahre alt, taubblind und an den Rollstuhl gefesselt. Er lebt in Fischbeck bei Hameln, der einzigen Einrichtung in Deutschland für taubblinde Menschen mit mehrfacher Behinderung. Wer mehr über ihn erfahren will, braucht Geduld. Um mit ihm zu kommunizieren, sind wir auf die Hand seines Betreuers angewiesen, mit der er Gunthard Lemken in die Hand "lormt". Lormen, ein Wort, das fremd klingt und benannt ist nach Hieronymus Lorm, der die Sprache der Taubblinden vor 100 Jahren entwickelte. Dabei werden für jeden ...