Account/Login

Südbadens schönste Fahrradtouren (1)

Ein Abstecher auf dem Fahrrad zu den Nachbarn

Zum Auftakt der neuen BZ-Serie "Die schönsten Fahrradtouren" hat unser Autor die Schönheit von Baden, dem Elsass und der Schweiz erkundet. Eine Runde mit viel Landschaft und Kultur.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/4
Ein Schatz der romanischen Architektur: die Abteikirche von Ottmarsheim Foto: honorarfrei
Die erste Frage bei jedem Rundkurs lautet: Sollte man die Tour eher mit oder gegen den Uhrzeigersinn fahren? In diesem Fall ganz klar: Eher gegen den Uhrzeigersinn – aber nicht gegen die Uhr, also nicht auf Zeit fahren, sondern zur Erbauung. Das ist natürlich eine subjektive Abwägung, aber sie lässt sich begründen.

Da ist zum einen die Topografie. So finden sich die Anstiege in der ersten Hälfte, der gemütlichere Teil in der zweiten Hälfte. Gegen diese Richtung spricht: Wer nicht die ganze Runde fahren will, fährt die erste Hälfte im Elsass, weil er auf deutscher Seite ein besseres Angebot hat, in den Nahverkehr umzusteigen. Dadurch kann man besser auswählen, wie viel der Runde man unter die Räder nimmt.

Ist das entschieden, taucht auch schon die zweite Frage nach der idealen Variante auf. Wer Anstiege partout nicht mag, kann sich an den Rhein halten. Einfach beim Stauwehr in Märkt auf den Radweg am Altrhein abschwenken und es gemütlich rollen lassen.

Der Weg führt vorbei an den bei Picknicken, Badefreunden und Kanusportlern beliebten Isteiner Schwellen und den lang gezogenen Gruben, die für den Hochwasserschutz ausgehoben wurden. Hin und wieder hört man das Rauschen der nahen Autobahn, aber überwiegend ist es ein geruhsames Radeln mit Blick aufs Wasser.

Für die Ambitionierten: Route durch das Kandertal

Wer in sportlicher Hinsicht etwas ambitionierter ist, aber auch was das Landschaftserlebnis angeht, der wählt eher die Route durchs Kandertal. Diese führt von Lörrach (alternativ: Basel, Badischer Bahnhof oder die Bahnhöfe Weil am Rhein oder Eimeldingen) dorthin, wo 2000 die Teilnehmer der Tour de France langkamen auf der Etappe von Lausanne nach Freiburg – allerdings auf dem Radweg, der nur teilweise neben den Straßen verläuft. In anderen Abschnitten liegen neben dem asphaltierten Weg die Gleise der historischen Eisenbahnstrecke. Das Pfeifen und eine Rauchfahne kündigen die Dampflok früh an, niemand muss sich also Sorgen machen an den unbeschrankten Bahnübergängen. Dafür gibt es immer wieder aufmunternde Rufe von den Ausflüglern aus den Fenstern der alten Waggons. Die Strecke ist die ganze Zeit leicht ansteigend, es empfiehlt sich, mit den Kräften zu haushalten und den im Zweifel kleineren Gang zu wählen, der Anstieg wird gerne unterschätzt.

In Kandern bieten sich erneut zwei Varianten, die eine führt am Golfplatz vorbei über Riedlingen nach Liel und Schliengen. Eine sehr schöne Variante, aber besonders im Frühjahr gibt es für mich keine Alternative zu der etwas längeren Route über Sitzenkirch. Der knackige Anstieg hinauf zur Johannisbreite war eine kleine Bergwertung im Tourprogramm von 2000.

Hier beginnt sozusagen die zweite Hälfte der Runde – die auf andere Weise schön ist. Es gibt einen Radweg direkt am Rhein, aber das ist nur mehr vom Gleichen. Also lieber die wunderbare Allee, wie man sie fast nur noch in Frankreich findet, Richtung Bantzenheim. Dieser kleine Umweg über die Dörfer hat den großen Vorzug, dass man ein wenig Frankreich-Flair einfangen kann. Mit Menschen, die mit einem Baguette in der Hand nach Hause gehen, mit den lila oder hellgrün grundierten Fachwerkhäusern, mit den schwätzenden Passanten am Straßenrand. Zu dieser Grundstimmung gehören auch jene Siedlungen mit Einfamilienhäusern mit großzügig bemessenen Grünflächen samt Kinderhäuser aus Plastik, in denen nie ein Kind spielt.

Der Atem der Geschichte ist in Ottmarsheim spürbar

Das Ziel ist natürlich die romanische Abteikirche von Ottmarsheim. Sie stammt aus ottonischer Zeit, mit dem Bau wurde vor ziemlich genau 1000 Jahren begonnen, der Atem der Geschichte ist spürbar. Die Form – ein achteckiger Grundriss – macht sie außergewöhnlich, es ist eine Anlehnung an Aachen, wo Karl der Große begraben ist. Die kleine, feine Benediktinerkirche strahlt eine große Würde und Ruhe aus.

Ein ganz anderes architektonisches Kleinod wartet dann einige Kilometer weiter in Niffer. Die Schleuse am östlichen Ende des Rhein-Rhône-Kanals wurde nach Plänen des Architekten Le Corbusier gebaut, seit 2005 steht sie als nationales Monument unter Denkmalschutz. In Betrieb ist sie nur noch für die kleinen Jachten, für Frachter der neuen Generation sind die Kammern zu klein geworden. Seit 1995 nutzen sie die neue Schleuse. Le Corbusier zeigt hier, dass er nicht nur Kirchen wie in Ronchamp bauen kann, er konnte auch funktionale Gebäude.

Dafür, dass der Kanal immer mit ausreichend Wasser versorgt ist, sorgt der alte Canal de Huninque, die heute vor allem ein Anglerparadies ist. Der Radweg verläuft neben der schmalen Wasserstraße – pures Idyll. Mein Lieblingsrastplatz ist das kleine Hafenbecken bei Kembs mit der alten Zugbrücke von 1831. Im Jahr 1933 passierten 6900 Schiffe die Stelle, die Nationalsozialisten wollten sie durch eine massive Brücke ersetzen – es blieb beim Plan. Die Anwohner sorgen heute dafür, dass an diesem wunderbaren Flecken immer etwas blüht.

Aussichtsplattform um Vögel zu beobachten

Der Weg nach Basel führt zwischen dem Kanal und dem Naturschutzgebiet der Petite Camargue d’Alsace entlang nach Saint Louis, wer ein Fernglas besitzt, sollte es für die Tour einpacken. Es gibt vorzügliche Aussichtsplattformen für Vogelbeobachtung. Jene, die in Märkt gestartet sind, fahren über Kembs zum Wasserkraftwerk und dort über den Rhein.

In Saint Louis orientiert man sich am besten in Richtung Dreiländerbrücke, die nach Weil am Rhein führt, die Strecke führt vorbei an dem künstlich angelegten Wildwasserkanal entlang. Von Weil-Friedlingen führt der Weg nach Riehen, vorbei am Museum Beyeler an der Wiese entlang nach Lörrach. Wer sich für Architektur interessiert, macht einen kleinen Schwenker über den neuen Radweg vorbei am Novartis-Campus in Basel. Weiter geht es durch das Naherholungsgebiet Lange Erlen nach Riehen und Lörrach.
Auf einen Blick: Zu den Nachbarn

Strecke: 85,2 Kilometer
Dauer: 6 Stunden (Fahrzeit)
Aufstieg/Abstieg: 359 Meter
Schwierigkeit: gering
Geeignet für: Tourenbike, E-Bike, Rennrad. Es gibt eine flache Variante und eine mit leichten Anstiegen; die Strecke kann nach Belieben verkürzt werden, da zwischen Basel und Neuenburg Nahverkehrszüge verkehren.

Start und Ziel der Tour: LörrachGeogr. 47.614234 N 7.664303 E

UTM 32T 399623 5274289
Koordinaten: Die GPS-Daten stehen auf der Homepage der Schwarzwaldtourismus zum Download bereit. mehr.bz/nachbarrunde
Anreise: mit der Bahn; Einstieg in die Runde ist überall möglich.
Fahrplanauskunft: http://www.efa-bw.de
Sehenswertes: Abteikirche Ottmarsheim, Schleuse von Le Corbusier in Niffer, Zugbrücke in Kembs, Wasserschloss in Schliengen
Einkehrmöglichkeiten:
Stauwehr in Märkt; "L’ Etape Roman" oder "Au Bon Accueil in Ottmarsheim"; "La Péniche in Kembs" (am Hafenbecken; Kiosk oder Restaurant); "Les Ecluses" in Kembs-Loechle.



Mehr zum Thema:

Ressort: Südwest

Dossier: Fahrradtouren

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel