Kreis Heilbronn

Rückbau von AKW Neckarwestheim beginnt

Es ist ein Meilenstein des Atomausstiegs: Der Rückbau von Block 1 des Kernkraftwerks Neckarwestheim bei Heilbronn hat begonnen. Er wird etwa 20 Jahre dauern.  

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Das Akw Neckarwestheim – ein Kraftwerk auf Zeit.   | Foto: dpa
Das Akw Neckarwestheim – ein Kraftwerk auf Zeit. Foto: dpa
Symbolisch entfernten Umweltminister Franz Untersteller und der Technikvorstand des Betreibers EnBW, Hans-Josef Zimmer, am Montag einen Rohrbogen. Durch ihn strömte einst Dampf, mit dem die Turbine angetrieben wurde. "Das zeigt, dass diese Anlage keinen Strom mehr produziert. Der Rückbau läuft", sagte Zimmer. Im Februar hatte das Land die Genehmigung für Stilllegung und Abbau von Block 1 erteilt. Block 2 darf noch bis 2022 Strom produzieren. Er ist voraussichtlich der letzte Meiler im Südwesten, der abgeschaltet wird.

"Es ist ein wichtiger Tag für die Sicherheit der Menschen und ein guter Tag für den Klimaschutz und die Energiewende", sagte Untersteller und fügte an: "Da mein politischer Werdegang immer eng mit dem Kampf gegen die Atomkraft verbunden war, ist das auch für mich persönlich ein besonderer Tag." Untersteller war lange ein Vorkämpfer der Grünen in Fragen der Kernenergie; heute leitet er das für die Energiewirtschaft zuständige Ministerium in Baden-Württemberg.

"Wir kommen dem Ende der Atomkraft in Deutschland wieder ein Stück näher", betonte der Politiker. Das Kraftwerk mit dem Kürzel GKN 1 sei die erste Anlage in Baden-Württemberg, die im Zuge des Atomausstiegs zurückgebaut werde. Zwar lässt die EnBW schon seit 2008 auch den Meiler in Obrigheim demontieren. Doch dieser wurde bereits 2005 abgeschaltet, Jahre vor der Katastrophe von Fukushima im März 2011 und dem Beschluss zum Ausstieg.

Das Kraftwerk Neckarwestheim war von 1972 an in einem früheren Kalksteinbruch direkt am Neckar errichtet worden. Das 33 Hektar große Areal liegt auf der Gemarkungsgrenze der Gemeinden Neckarwestheim und Gemmrigheim; beide Kommunen sollten in den Genuss üppig sprudelnder Gewerbesteuer kommen. Schon im Juni 1975 wurde ein zweiter Reaktor beantragt. Doch es dauerte – auch im Lichte der Debatten um das Akw Wyhl am Kaiserstuhl – bis zum Jahr 1988, ehe auch der Block 2 ans Netz ging.

Die ersten Vorarbeiten für den auf etwa 20 Jahre veranschlagten Rückbau des Einserblocks hatten schon vor Jahren begonnen: 34 Kühlzellentürme mussten 2012 weichen, um dort ein Abfalllager für schwach und mittelstark strahlende Stoffe und ein Reststoffbearbeitungszentrum zur Zerkleinerung großer Teile errichten zu können. Davon sind jetzt die ersten Wände hochgezogen. Wegen der Stabilität müssen 650 Betonpfähle in den Untergrund gerammt werden.

Als eigentlicher Beginn des Rückbaus gilt bei der EnBW die Abtrennung der Hauptleitungen für die Kühlmittel vom Reaktordruckbehälter am 27. Februar. Voraussichtlich bis Anfang 2019 sollen nun die unter Wasser liegenden Kerneinbauten ferngesteuert demontiert werden.

Viele Atomgegner haben zwar seit langem den Verzicht der Kernenergie gefordert, doch den Rückbau halten sich auch für zu gefährlich. Es sei "ein Billigabriss zu Lasten von Mensch und Natur", glaubt Franz Wagner von der Arbeitsgemeinschaft "Atomerbe Neckarwestheim". Er spricht von einem Skandal, weil "wissentlich und vorsätzlich die Bevölkerung einer zusätzlichen Strahlenbelastung und Gesundheitsgefahr ausgesetzt" werde.

Selbst wenn in einem Vierteljahrhundert der letzte Rest der Reaktoren entfernt ist, bricht in Neckarwestheim keine atomfreie Ära an. Auf dem GKN-Areal befindet sich ein Zwischenlager für ausgemusterte Brennelemente, das nach ursprünglicher Planung 40 Jahre betrieben werden sollte. Da es aber noch kein Endlager gibt, ja nicht einmal ein Standort dafür gefunden ist, muss davon ausgegangen werden, dass dieses hochriskante Depot auf unbestimmte Zeit erhalten bleibt. Zusätzlich werden dort Brennelemente aus Obrigheim abgestellt. Der Schiffskonvoi für den Transport auf dem Neckar liegt bereits vor Anker.

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