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Dorfmuseum zeigt die Geschichte des Weinanbaus und der Rebhisli

  • Di, 24. September 2024
    Eichstetten

     

Wie wurde früher Wein hergestellt? Das Dorfmuseum Eichstetten zeigt an seinem Aktionstag die Geschichte der Winzer und warum die Rebhisli als Brutplatz für Vögel heute noch wichtig sind.

Museumsbesucher informieren sich über die Geschichte der Rebhisli.  | Foto: Christa Rinklin
Museumsbesucher informieren sich über die Geschichte der Rebhisli. Foto: Christa Rinklin
Sie sind Zeugen des Weinbaus von gestern: Die letzten alten Rebhütten, Rebhisli, die man noch zwischen den etwas neueren Exemplaren in den Weinbergen finden kann. Zu den Rebhisli hat der Heimat- und Geschichtsverein Eichstetten interessante Informationen aus dem Naturzentrum Kaiserstuhl in seinem Dorfmuseum in Eichstetten zusammengetragen. "Ob tipptopp in Schuss, windschief oder unter dichtem Efeubewuchs kaum mehr zu sehen, sind sie ein Stück Heimat und erzählen uns, wie es früher war im Rebbau am Kaiserstuhl", kann man auf den Infowänden lesen. Die alten Klassiker hatten meist eine Grundfläche von nicht mehr als zwei auf zwei Meter, ein leicht geneigtes blechernes Flachdach und oft nur an drei Seiten Wände aus Holzlatten. Am Dach befestigt war eine Rinne, die das Regenwasser per Fallrohr in einen Betontrog in der Hütte beförderte, von dem aus das Wasser oft in einen unterirdischen Trog als zusätzlichen Speicher weitergeleitet wurde.

Bekämpften die Winzer Rebkrankheiten wie den Äscherich anfangs noch mit purem Schwefelpulver, das mit Handschweflern aufgebracht wurde und dabei Augen und Nase reizte, ging man in den 1930er-Jahren zu Spritzbrühe über. Um einen aufwändigen und beschwerlichen Transport zu vermeiden, setzte man die Brühe vor Ort mit dem gesammelten Regenwasser aus den Rebhäuschen an.

Bis in die 1950er-Jahre kam dabei eine Rückenspritze zum Einsatz, auch Buggelspritzi genannt. "Ging dann mal was daneben, wenn die Winzersfrau die Brühe in die Spritze goss und der Mann eine unfreiwillige Dusche in den Nacken bekam, hörte man es aus den Reben fluchen", berichtet ein Eichstetter Zeitzeuge schmunzelnd. Während mit der Zeit Mischungen aus kupferhaltigem Vitriol, Kalk und Schwefel verwendet wurden, kamen Schlauchspritzen, Rückenmotorspritzen wie der Düsenjäger, später der Solo Minor auf den Markt. Bis heute im Einsatz ist die Nachläuferspritze.

Einer, der sich mit dem Wandel der Zeit und vor allem mit dem Verschwinden von Bruchsteinmauern und Hochstammbäumen arrangiert hat, ist der Wiedehopf. Dieser Vogel hat sich auf Rebhäuschen als Brutstätten fixiert. Angesichts des Rückgangs dieser alten Rebhisli versuchen Mitglieder des Naturschutzbundes Kaiserstuhl wie Engelbert Mayer heute mit selbstgebauten Ersatz-Rebhäuschen, die einen wettergeschützten Nistkasten haben, die Wahlheimat des schönen Wiedehopfs zu erhalten.

Ressort: Eichstetten

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