BZ-Aktion Weihnachtswunsch

Die Wohnungsnot im Kreis Lörrach ist wieder größer geworden

Inflation und Mangel an bezahlbarem Wohnraum: Immer mehr Menschen nehmen wieder das Angebot der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach wahr. Diese erhält auch Spendengelder der BZ-Aktion Weihnachtswunsch.  

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„Die Wohnungsnot ist größer gewo...enhilfe im Kreis Lörrach (Symbolbild).  | Foto: Paul Zinken (dpa)
„Die Wohnungsnot ist größer geworden“, sagt Stefan Heinz, Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach (Symbolbild). Foto: Paul Zinken (dpa)

Die AGJ-Wohnungslosenhilfe mit dem Erich-Reisch-Haus in Lörrach kümmert sich seit Jahren um Menschen im gesamten Landkreis, die ihr Zuhause verloren haben oder kurz davor sind. Dass dieses Engagement nach wie vor von großer Bedeutung ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen: Nachdem die Zahl der Hilfesuchenden während der Coronapandemie zurückgegangen war, nimmt die Nachfrage nach dem Auslaufen der Hilfspakete nun wieder zu.

Bereits 2023 verzeichnete die Wohnungslosenhilfe einen zweistelligen Anstieg in allen Bereichen. Allein in der Notschlafstelle wurden 1812 Übernachtungen und damit doppelt so viele wie noch 2022 gezählt. "Die Wohnungsnot ist größer geworden", sagt Stefan Heinz, Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach und des Erich-Reisch-Hauses. Noch liegt die endgültige Statistik für das laufende Jahr nicht vor. Heinz geht aber davon aus, "dass wir auch 2024 eine Steigerung verzeichnen werden". Die Entwicklung der Zahlen knüpfe damit da an, wo sie vor der Pandemie aufgehört hat.

Gründe für den Verlust der Wohnung können vielfältig sein

Hinter diesen Zahlen stehen Menschen, die ihre Wohnung entweder bereits verloren haben oder Gefahr laufen, bald auf der Straße zu stehen. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein. Während die Inflation und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum die Geldsorgen der Betroffenen unmittelbar verschärfen, wirken sich eine Trennung, körperliche und psychische Krankheiten oder Suchtproblematiken eher mittelbar darauf aus.

"Grundsätzlich kann es jeden treffen", sagt Marc Horn. Er ist für die ambulante Fachberatung der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Landkreis zuständig und auch als Streetworker in Lörrach unterwegs. Bei seinen täglichen Runden durch die Stadt steht er aktuell mit zehn bis 20 offen obdachlosen Menschen in Kontakt. Auch er nimmt eine leichte Zunahme wahr.

Seit 2009 gibt es ein präventives Hilfsangebot

Konkret unterstützt die AGJ-Wohnungslosenhilfe mit dem Erich-Reisch-Haus die von Wohnungsnot betroffenen Menschen mit verschiedenen Angeboten: von den zwei ambulanten Fachberatungsstellen und Tagesstätten in Lörrach und Weil am Rhein, über eine ganzjährige Notschlafstelle bis hin zu längerfristigen Wohn- und Betreuungsangeboten und einer medizinischen Ambulanz sowie einer allgemeinärztlichen Zweigpraxis für Wohnungslose. Über den Fachdienst mobile Obdachlosenbetreuung unterstützt die Einrichtung darüber hinaus auch Haushalte, die in Lörrach, Schopfheim oder Rheinfelden von den jeweiligen Kommunen ordnungsrechtlich untergebracht sind, weil sie ihre Wohnung verloren haben.

"Wir wollen einen Schritt früher dran sein."Stefan Heinz, Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach

Damit es gar nicht erst so weit kommt, bietet die AGJ-Wohnungslosenhilfe seit 2009 auch ein präventives Angebot an. Angefangen mit einer Fachstelle Wohnungssicherung in Lörrach, bieten die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mittlerweile auch in Weil am Rhein, Rheinfelden und Schopfheim Menschen aus dem gesamten Landkreis ihre Unterstützung an, etwa wenn die Miete nicht mehr bezahlt werden kann oder gar eine Räumungsklage droht.

Rund 1200 Wohnungsverluste verhindert

"Wir können nicht warten, bis die Betroffenen zu uns kommen, wenn sie schon ihre Wohnung verloren haben", sagt Heinz. "Wir wollen einen Schritt früher dran sein." Seit es dieses präventive Angebot gibt, hätten rund 1200 Wohnungsverluste im Landkreis Lörrach verhindert werden können. Die AGJ-Wohnungslosenhilfe trage damit auch dazu bei, dass öffentliche Haushalte entlastet werden. "Prävention ist immer günstiger", sagt Heinz.

Wenn es um die eigenen finanziellen Mittel geht, musste die AGJ-Wohnungslosenhilfe in diesem Jahr mit weniger Geld zurechtkommen. Angesichts der angespannten Haushaltslage konnte der Landkreis Lörrach seinen Zuschuss für die Einrichtung nicht kostendeckend erhöhen. "Für 2025 bekommen wir nun aber eine höhere Förderung", sagt Heinz. Konkret fließen 390.000 Euro – 41.600 Euro oder knapp zwölf Prozent mehr als im laufenden Jahr.

Medizinische Ambulanz finanziert sich über Spenden

Das bedeutet aber nicht, dass die AGJ-Wohnungslosenhilfe nicht mehr auf weitere Zuwendungen angewiesen ist. Wegen gestiegener Personal- und Sachkosten hatte die Einrichtung ursprünglich 423.000 Euro beantragt. Darüber hinaus finanzieren sich Angebote wie die medizinische Ambulanz komplett aus Spenden, größtenteils aus der BZ-Aktion Weihnachtswunsch.

Auch die Schlafsäcke, Isomatten, Planen, Powerbanks oder Gutscheine zur Überbrückung von Notlagen, die Streetworker Marc Horn bei Bedarf an die offen obdachlosen Menschen verteilt, kauft die Einrichtung von den Spendengeldern. Die Zuwendungen ermöglichen es der AGJ-Wohnungslosenhilfe darüber hinaus auch, den von Wohnungsnot Betroffenen schnell und unbürokratisch Hilfe anbieten zu können, wenn ihnen beispielsweise kurzfristig das Geld für die Miete fehlt.

Spendenkonten: Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, IBAN: DE25683500480001008820; Volksbank Dreiländereck, IBAN: DE95683900000000003131

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