Die Schuld wird durch Bewältigung nicht kleiner
Heute vor 75 Jahren entfesselten die Deutschen den Zweiten Weltkrieg – das Datum steht zu Unrecht im Schatten des Gedenkens an den Ersten Weltkrieg.
Edgar Wolfrum
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Stehen wir erinnerungskulturell an einer Schwelle? Der Erste Weltkrieg beschäftigt die Westeuropäer, die ihn den "Großen Krieg" nennen, so stark wie lange nicht mehr, und die Deutschen, die sich für ihn bislang kaum interessierten, stärker als je zuvor. In Deutschland wird die Erzählung, alle seien "schlafwandelnd" in den Krieg hineingetorkelt, meist dankbar aufgenommen. Darin kommt ein Überdruss an historischer Schuld zum Ausdruck. Wird damit auch der furchtbarste Krieg der Weltgeschichte – der Zweite Weltkrieg – ins Abseits gedrängt? Es scheint, dass der 75. Jahrestag des Kriegsausbruchs 1939 nur pflichtschuldige Erwähnung findet.
2014 ist ein Multigedenkjahr mit Erinnerungskonkurrenzen. 100 Jahre Erster Weltkrieg und 25 Jahre Mauerfall: Die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts und der glückliche Ausgang des Säkulums 1989 – das wäre eine Erzählung über die siegreiche Freiheit. Dazwischen der Zweite Weltkrieg – nur mehr eine grausame Episode. Dies wäre ein fatales Geschichtsbild.Zunächst ist von Fehlstellen zu berichten. Die Bundesregierung hat für den 1. September keine offizielle Gedenkveranstaltung geplant. Auf einer Webseite ist der "Gedenk-Terminplan 2014" der Bundeskanzlerin einsehbar, der mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg lediglich die Landung der Alliierten in der Normandie vor 70 Jahren und die Eröffnung der neuen Dauerausstellung der ...