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Tiere in der Stadt (2)

Die Saatkrähe ist Lebenskünstler und Nervtöter

Saatkrähen sind die Problembären unter den städtischen Wildtieren – zumindest die bekanntesten. Dabei sind die Vögel ganz faszinierende Gesellen.  

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Die Saatkrähe ist schön schwarz und ganz schön schlau. Foto: Ulrich Perrey
Es gibt Freiburger, die finden Krähen toll. Die anderen leben in ihrer Nachbarschaft. Krähenplage, Krächzen und Kot – das gab massive Beschwerden im Rathaus.

Um wen geht’s hier eigentlich?
Vor allem mit der Saatkrähe gibt es vermehrt Konflikte. Sie unterscheidet sich von der rabenschwarzen Rabenkrähe durch einen hellen Schnabelansatz. "Und sie hat so eine Art Hosen an", sagt Geva Peerenboom von der Professur "Wildtierökologie und Wildtiermanagement" an der Uni. Die Saatkrähe lebt in großen Kolonien und ist kommunikativ. Da liegt das Problem. Die Klagen nehmen in den letzen Jahren zu, sie kommen zum Beispiel aus Betzenhausen, Littenweiler, Zähringen, dem Uniklinikum, aus Vauban und vom Zentrum Oberwiehre. Dort gegenüber wurde demonstrativ eine Fassade mit Krähen bemalt. "Solche Arten polarisieren immer", sagt Andreas Schäfer vom Forstamt. Die Krähen sind in der Stadt zum Politikum geworden.

Warum sind Krähen in der Stadt?
Eigentlich liebt die Saatkrähe offene Landschaft – weite Flur, ab und an ein paar Bäume, perfekt mit weichen Wiesen und Äckern, aus denen sie Würmer und Saatgut hacken. Die Saatkrähe zieht in menschliche Siedlungen, heißt es auf der Internetseite Wildtiere in der Stadt von Geva Peerenboom und ihren Kollegen. Die Krähen besiedeln auch in Freiburg große Bäume. "Da stehen sie drauf", sagt die Forstwirtin und Doktorandin. In die Stadt kommen die Krähen zum Schlafen und bilden WGs. "Als Kolonievögel wollen die in einem Haus wohnen, in der Gruppe brüten ist auch sicherer", so Peerenboom. Die Stadt ist wärmer, ärmer an Fressfeinden und reich an Nahrung, auch durch Müll. "Das sind Allesfresser", sagt die Wissenschaftlerin.

Warum muss man sie mögen?
Die Sache mit der Nahrung zeigt: Sie sind Lebenskünstler – passen die Ressourcen, passen sich die Vögel an. Sie sind schön schwarz und ganz schön helle. Bei einem US-Experiment konnten sich Krähen die Maske von Angreifern merken; in Südbaden schon Autos von Jägern. Wie ihre Verwandten haben Krähen ein Imageproblem, sagen die Forscher, als Galgenvögel und Aasfresser wurden sie gejagt, intensivere Landwirtschaft gab ihnen auch im Land mal fast den Rest. Sie sind in Europa streng geschützt, und auch wenn es lokal viele gibt, können sie generell trotzdem bedroht sein. Krähen lernen schnell, nutzen Werkzeug und lassen manchmal wie Raben Nüsse auf die Straße fallen, um sie von Autos knacken zu lassen. Sie sind sozial, monogam und in stetem Kontakt mit ihrem Partner durch ihr Krächzen.

Was nervt?
Bauern nervt, dass Krähen ihre Saat fressen und reihenweise Keimlinge aus dem Boden ziehen. Städter nervt das Gekrächze des Singvogels, dessen Tag vor Sonnenaufgang beginnt. Zudem fällt von den Bäumen Kot auf Autos, Gehwege und auch Passanten. In Freiburg wurden die Klagen so massiv, dass die Stadtverwaltung eine Art Krähen-Taskforce gebildet hat. Die richtete eine telefonische Anlaufstelle für Probleme ein und startete trotz Skepsis ein Pilotprojekt: An den Brennpunkten in Vauban und am ZO entfernte sie Nester. Nach erster Einschätzung scheint das wenig erfolgreich gewesen zu sein.

Was hilft?
Kommunen haben Verschiedenes getestet, um Krähen zu vertreiben. Oft war der Erfolg nur kurz. "Behörden und Forscher suchen noch nach guten Lösungen, das Problem ist relativ neu", sagt Peerenboom. Anwohnern der wilden Nachbarn könne sie nicht viel raten. "Auf keinen Fall selber was machen." Vögel stören und Nester entfernen ist verboten. Was hilft: Essen nicht unachtsam wegwerfen und die Mülltonnen fest verschließen.
Krähen-Hilfe

Die Nummer gegen Krähen-Kummer: Die Anlaufstelle bei der städtischen Veterinärbehörde ist unter 0761/201-4965 zu erreichen. Mehr Infos zur Saatkrähe gibt’s auf Wildtiere in der Stadt: Saatkrähen.

Mehr zum Thema:

Ressort: Freiburg

Dossier: Tiere in der Stadt

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